Brustkrebs?! Sobald dieser Verdacht besteht, ist die Sorge bei Patientinnen groß. Bei einer frühen Diagnose sind die Heilungschancen zwar recht hoch, jedoch bleiben viele Tumore zu lange unentdeckt.
Das Problem: Mit der Röntgenuntersuchung der Brust – dem hierzulande häufigsten Diagnoseverfahren – kann ein Großteil der sogenannten Mammakarzinome häufig nicht eindeutig identifiziert werden. Wenn jedoch die Ultraschalldiagnostik ergänzend eingesetzt wird, können bis zu 45 Prozent mehr invasive Karzinome erkannt werden. Auf einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) fordern Experten deshalb, dass die Brustuntersuchung per Ultraschall schon bei Routineuntersuchungen zur Früherkennung von Krebs standardmäßig zum Einsatz kommen sollte.
"Der hohe Mehrwert der Sonografie zur Krebsfrüherkennung ist viel zu wenig bekannt", bemängelt DEGUM-Experte Professor Dr. med. B. Joachim Hackelöer, der unter anderem Professuren für Gynäkologie und Geburtshilfe an Universitäten in Hamburg und Marburg innehatte. So habe der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) den Nutzen dieser Untersuchung vor kurzem in einem Beurteilungsverfahren von mehreren Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL-Leistungen) als unklar eingestuft. Nach Ansicht von Hackelöer besteht vor diesem Hintergrund ein dringender Aufklärungsbedarf.
"Die weibliche Brust besteht aus einem Milchdrüsengewebe. Bindegewebe und Fett hüllen dieses Drüsengewebe ein", so Hackelöer. "Durch die Ultraschalluntersuchung der Brust wird das Drüsen- und Bindegewebe mit hellen Echos dargestellt, Karzinome hingegen oft mit dunklen Echos." So entsteht ein Echokontrast, der die Diagnose wirksam ermöglicht. Im Gegensatz dazu weist die Röntgenuntersuchung der Brust – die sogenannte Mammografie – keinen so klaren Kontrast zwischen dem Tumor und dem übrigen Drüsen- und Bindegewebe auf. Hier werden die Karzinome hell oder weiß abgebildet und können deshalb durch das übrige restliche Drüsen- und Bindegewebe maskiert oder verborgen werden. Besonders häufig ist das bei Frauen mit dichtem Gewebe – also einem hohen Anteil an Milchdrüsengewebe – der Fall. Diese Frauen sollten nach Ansicht der DEGUM deshalb dringend auch per Ultraschall untersucht werden – und das sind zahlreiche: "Nach neuesten Daten hat fast die Hälfte der Frauen ab 50 Jahren ein dichtes Brustgewebe. Problematisch ist, dass derzeit im Deutschen Mammographie Screening-Programm die Brustdichte nicht systematisch erfasst und mitgeteilt wird. Frauen mit extrem dichtem Drüsengewebe haben jedoch ein höheres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken", sagt Professor Dr. med. Alexander Mundinger, Chefarzt der Brustzentrum-Sektion Bildgebende und minimal-invasive Mammadiagnostik der Niels-Stensen-Kliniken am Franziskus-Hospital Harderberg in Georgsmarienhütte. Gleichzeitig sei das Risiko der Maskierung von Brustkrebs bei diesen Patientinnen am höchsten. "Aber auch ihnen wird zur Früherkennung von Brustkrebs hierzulande lediglich alle zwei Jahre eine Röntgenuntersuchung empfohlen und finanziert. Das muss sich dringend ändern."
Damit zukünftig mehr Brustkrebstumore frühzeitiger entdeckt werden, fordern die DEGUM-Experten ein neues Konzept: "Wir benötigen in Deutschland dringend ein risikoadaptiertes, optimiertes Screening-Programm. Hier sollte die Mammografie zwingend durch die Ultraschall-Diagnostik der Brust ergänzt werden", meint Hackelöer. "Zudem muss die Früherkennung sehr individualisiert durchgeführt werden." Ideal wäre es nach Ansicht der DEGUM-Experten, wenn die Ultraschall- und die Röntgenuntersuchung - je nach Dichtegrad der Brust - bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr etwa einmal pro Jahr standardisiert angewendet würde. Diese Untersuchungen sollten möglichst DEGUM-zertifizierte Gynäkologen und Radiologen durchführen. Nach Ansicht der Ultraschall-Experten sollte das DEGUM-Konzept bereits in die Screening-Ausbildung der angehenden Ärzte integriert werden – so könne eine hohe Qualität in der Sonografie am besten gewährleitet werden.
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Quelle: DEGUM