Um Tierversuche zu verringern, wird in Berlin eine neue Professur zur Erforschung von Ersatzmethoden eingerichtet. Die Position soll an der Freien Universität (FU) entstehen und vom Land Berlin finanziert werden. Das teilten die Hochschule und die auch für Tierschutz zuständige Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz am Mittwoch mit. Die Professur wird demnach mit 400 000 Euro gefördert und soll 2016 besetzt werden. Eine Laufzeit der Stelle wurde zunächst nicht bekannt. Ziel sei die Entwicklung rekonstruierter menschlicher Organe auf der Grundlage menschlicher Gewebezellen.
In Berlin wurden 2014 knapp 260 000 Versuchstiere gemeldet. Das sind zwar deutlich weniger als in den Jahren zuvor. Allerdings wurde das Meldeverfahren geändert, so dass die Zahlen nur bedingt vergleichbar sind.
Berlin wurde bisher immer wieder als “Hauptstadt der Tierversuche” bezeichnet. Es wird relativ viel Grundlagenforschung betrieben und es gibt eine hohe Dichte an Forschungseinrichtungen.
Die im Berliner Koalitionsvertrag vereinbarte Verringerung von Tierversuchen werde jetzt mit Leben gefüllt, sagte Verbraucherschutzsenator Thomas Heilmann (CDU) am Mittwoch. Arbeiten zum Abbau von Tierversuchen werden auch anderswo vorangetrieben: Etwa in Hessen wurden im Sommer neue Professuren zu dem Thema angekündigt.
Als Alternative für Tierversuche haben Forscher bereits Hautmodelle entwickelt. Dabei wurden menschliche Zellen in Zellkultur mit speziellen Verfahren zu einem Gewebe nachgebaut. Anhand dessen kann nach FU-Angaben etwa getestet werden, ob ein Stoff die Haut zerstört oder reizt. Mit Organ-Modellen sollen künftig Tests zu den Folgen von Umweltgiften für den Menschen oder zur Wirksamkeit von Arzneimitteln möglich sein.
Die Professur ist eingebettet in den Forschungsverbund BB3R, der vom Bundesforschungsministerium finanziert wird und an dem etwa auch die Charité beteiligt ist. Ziel ist es, Tierversuche zu reduzieren, sie schonender zu machen oder zu ersetzen.
Text: pda /fw
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