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Bereits leicht erhöhter Blutdruck schädigt das Hirn

Schon bei jungen, unauffälligen Menschen scheint ein Blutdruck größer 120/80 mmHg zu einer Abnahme der grauen Hirnsubstanz zu führen. Brauchen wir also bald alle eine hypertensive Frühtherapie?

Wird es ab 120/80 mm Hg gefährlich?

Schon bei jungen, unauffälligen Menschen scheint ein Blutdruck größer 120/80 mmHg zu einer Abnahme der grauen Hirnsubstanz zu führen. Brauchen wir also bald alle eine hypertensive Frühtherapie?

Es ist längst kein Geheimnis mehr: Chronische Hypertonie schädigt nicht nur Gefäße und Nieren, sondern führt auch im Gehirn zu messbaren Schäden. Doch passiert dies bereits in jungen PatientInnen, die kognitiv unauffällig sind? Oder handelt es sich doch eher um ein Altersphänomen?

Eine aktuelle Studie mit 423 TeilnehmerInnen im Alter zwischen 19 bis 40 Jahren ging diesen Fragen mithilfe eines MRT- und Blutdruck-Befundes nach. Bei 41% der TeilnehmerInnen wurde ein normaler Blutdruck (bis zu 120/80 mmHg) festgestellt. In 29% der Fälle jedoch fanden sich Blutdruck-Werte zwischen 120/80 und 129/84 mmHg, 19% lagen sogar zwischen 130/85 und 139/89 mmHg, und 11% der TeilnehmerInnen litten unter einer schweren Hypertonie über 139/89. 

Hoher Blutdruck, weniger graue Substanz

Im Ergebnis zeigte sich, dass diejenigen TeilnerhmerInnen mit einem Blutdruck über dem Normalwert auch ein geringeres Volumen an grauer Substanz im Gehirn hatten. Besonders betroffen waren dabei folgende Hirnregionen: der Stirn- und Parietallappen sowie Teile des Hippocampus, der Amygdala und des Thalamus. Interessant ist zudem, dass das Volumen der grauen Substanz umso niedriger lag, je höher der gemessene systolische und/oder diastolische Blutdruckwert ausfiel.

Was heißt das für die Praxis?

Zwar fand die Studie Hinweise darauf, dass auch jüngere Menschen mit erhöhtem Blutdruck Veränderungen im Gehirn aufweisen, jedoch schafft dieses Ergebnis selbstverständlich noch keine Kausalitäten zwischen einer leichten Hypertonie und Hirnschäden

Dennoch ist allein die Möglichkeit eines Zusammenhangs ein Argument mehr, auch gerade jüngere Risikopatienten etwas genauer in Augenschein zu nehmen und den Blutdruck zumindest bei einem nächsten Arzt-Patienten-Kontakt routinemäßig zu überprüfen. 

Ebensowenig sollten Ärztinnen und Ärzte nun aufgrund dieser Befunde in Aktionismus verfallen und jeden jungen Menschen mit leichter Hypertonie medikamentös behandeln wollen. Die Leitlinien aus den USA, welche erst kürzlich die Blutdruckwerte, ab wann von einer Hypertonie gesprochen werden sollte, stark herabgesetzt hatten, sind dabei wenig hilfreich.

Aufmerksamkeit ist indes sicher angebracht, aber längst nicht jeder junge Patient / jede junge Patientin sollte auf Hypertonie behandelt werden. Je nach Risiko hilft oftmals gerade in jungen Jahren noch die Lebensstilveränderung mit mehr Bewegung, Aktivität und einer ausgewogenen Ernährungsweise.

Quelle: H. Lina Schaare et al: Association of peripheral blood pressure with gray matter volume in 19- to 40-year-old adults; Neurology; DOI: https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000006947