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Benötigt, doch nicht gefördert: Muttermilchspenden für Frühchen

Wenn eine Frau ihr zu früh geborenes Baby nicht oder noch nicht stillen kann, ist die Milch fremder Frauen besser als jede künstliche Nahrung. Manche Frau spendet daher ihre überschüssige Milch. Das ist in Mecklenburg-Vorpommern in zwei Kliniken möglich.

Gesundheitssystem finanziert Frauenmilchbanken derzeit nicht

Wenn eine Frau ihr zu früh geborenes Baby nicht oder noch nicht stillen kann, ist die Milch fremder Frauen besser als jede künstliche Nahrung. Manche Frau spendet daher ihre überschüssige Milch. Das ist in Mecklenburg-Vorpommern in zwei Kliniken möglich.

Vor allem Frühchen brauchen Muttermilch, die aus Sicht von Ärzten viel mehr ist als nur Nahrung. Wenn die eigene Mutter keine oder noch keine Milch hat, ist Milch von fremden Müttern die zweitbeste Option. Sie liefert neben menschlichen Eiweißen, Fetten und Kohlehydraten auch Immunstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. "Bei Frühgeborenen besteht ein hohes Risiko für eine tödliche Darminfektion", sagt die Greifswalder Medizinerin Anja Lange. Mit Frauenmilch aufgezogene Frühchen erkrankten kaum daran.

Auch die Langzeitprognosen dieser Babys seien günstiger: Sie haben seltener Übergewicht und Allergien, das Gehirn entwickelt sich besser. Wenn eine Mutter nicht oder noch nicht stillen kann, ergebe sich die Notwendigkeit von Frauenmilchspenden, schlussfolgert Lange.

Anfang der 1990er Jahre wurden in Ostdeutschland wie schon zuvor im Westen die Frauenmilchsammelstellen an Krankenhäusern geschlossen. "Das war das erste, was nach der Wende wegfiel", sagt eine Schwester der Geburtsklinik am Hanse-Klinikum Stralsund. In Stralsund wurde Frauenmilch auch aus anderen Krankenhäusern gesammelt und aufbereitet, wie etwa dem in Bergen auf Rügen, das dafür keine eigenen Kapazitäten hatte.

Heute haben in Mecklenburg-Vorpommern von 16 Kliniken mit Geburtshilfestationen nur zwei eine Frauenmilchbank - in Greifswald und Neubrandenburg. In den anderen Kliniken sagen die Mitarbeiterinnen: Das gibt es schon lange nicht mehr. Schwerin hat zwar noch eine Milchküche, sie wird aber nur im Einzelfall genutzt. Das Gesundheitssystem finanziert Frauenmilchbanken nicht. Die Kosten dafür trügen die Kliniken selbst, sagt Lange. Eine Kostenanalyse für Greifswald soll jetzt im Rahmen einer Doktorarbeit gemacht werden.

Auch in Neubrandenburg und Greifswald war die Tradition der Frauenmilchspende nach 1990 unterbrochen. Greifswald begann 2014 wieder damit, Neubrandenburg schon 2007. "Das Know-how war noch da", erinnert sich Schwester Daniela Thees. Anfangs größer geplant, soll die Frauenmilchsammelstelle heute nur den Eigenbedarf der Neubrandenburger Klinik decken. Planbar ist der nicht. "Wenn ein Überschuss da ist, wird er auch zum Verkauf angeboten", sagt Thees.

In den Vorjahren hatte die Klinik meist vier bis fünf Spenderinnen, derzeit gibt es nur eine. Die 34-Jährige hat im Mai ihr zweites Kind bekommen. Ihre Hebamme habe ihr gesagt, dass sie gut zwei Babys ernähren könnte, berichtet sie. "Der Aufwand für das Abpumpen ist relativ gering, wenn man weiß, dass man damit Kindern helfen kann, die keinen so guten Start ins Leben hatten."

Versorgung mit Rohmilch und pasteurisierter Milch

Werden Kinder zu früh geboren, kann es sein, dass es vier oder fünf Tage dauert, bis ihre Mutter Milch hat. Oftmals müsse nur diese Zeit überbrückt werden, erläutert Schwester Daniela. Frühchen brauchen sehr wenig: Bei einem Geburtsgewicht von 500 Gramm bekommen sie zwölf Mal täglich einen halben Milliliter in den Magen sondiert.

Generell gibt die Neubrandenburger Klinik allen Frühchen unter 1.000 Gramm Frauenmilch - das Einverständnis der Eltern vorausgesetzt. Denn ein gewisses, wenn auch äußerst geringes Restrisiko bleibt, obwohl das Blut einer Spenderin gründlich auf Erkrankungen untersucht wird. Die Milch wird bei 62,5 Grad eine halbe Stunde pasteurisiert. Das Erhitzen erhöhe die Sicherheit vor Krankheitskeimen, töte aber auch wertvolle Nähr- und Wirkstoffe, räumt Thees ein.

"Rohe Frauenmilch ist das Gold, das wir verteilen können", sagt Neonatologin Lange in Greifswald. Die dortige Frauenmilchbank verfüttert als einzige in Mecklenburg-Vorpommern Rohmilch - so viel wie möglich. Aber auch hier mache es die Keimbelastung teilweise nötig, die Milch zu pasteurisieren, um das Restrisiko einer Infektion zu verhindern. Die Uniklinik hat im Schnitt 15 Spenderinnen im Jahr. Zumeist würden stillende Frühchenmütter angesprochen, die viel Milch haben. Im Vorjahr wurden laut Lange 190 Liter Frauenmilch verfüttert, davon 104 Liter roh. Um die 300 Frühgeborene wurden damit versorgt.