Rund die Hälfte aller Mukoviszidose-Betroffenen erkrankt im Lauf ihres Lebens an einem sogenannten CF-Diabetes. Die Therapie der Wahl ist dann häufig das Spritzen von Insulin. Eine groß angelegte Langzeitstudie konnte zeigen, dass bei einem frühen CF-Diabetes Repaglinid-Tabletten genauso wirksam sind wie das Spritzen von Insulin.
Die Mukoviszidose Institut gGmbH, eine hundertprozentige Tochter des Vereins, hatte als Sponsor die Verantwortung für die klinische Prüfung übernommen. Die Ergebnisse der Studie sind kürzlich im renommierten Fachjournal Lancet Journal of Diabetes and Endocrinology veröffentlicht worden. Der Mukoviszidose e.V. hatte die Studie mit 600.000 Euro unterstützt. "Ziel der Studie zum Mukoviszidose-Diabetes war es, die Therapielast der Patienten erheblich zu reduzieren", sagt Dr. Miriam Schlangen, Mitglied der Geschäftsführung des Mukoviszidose e.V. und Leiterin der Mukoviszidose Institut gGmbH.
Denn Betroffene müssen zahlreiche Tabletten nehmen, regelmäßig inhalieren, Physiotherapie machen und auf einen gesunden Ernährungsstatus achten. Besonders in der Pubertät ist es für viele Patienten schwierig, dieses hohe Pensum durchzuhalten. "Aber gerade in dieser Zeit erkranken viele Betroffene zusätzlich an Diabetes", sagt Schlangen. Denn der zähe Schleim, der bei Mukoviszidose in den Körperzellen entsteht, schädigt auch die Bauchspeicheldrüse. Insgesamt erkrankt jeder zweite Mukoviszidose-Patient an dem sogenannten CF-Diabetes (CF = Cystische Fibrose, Mukoviszidose). Bei Mukoviszidose ist allerdings eine Diät, wie sie Patienten mit Typ-2-Diabetes empfohlen wird, nicht sinnvoll. Denn Mukoviszidose-Betroffe haben einen besonders hohen Kalorienbedarf. Daher ist für sie das Spritzen von Insulin die Therapie der Wahl.
Statt mehrfach täglich Insulin zu spritzen, reicht beim frühen CF-Diabetes aber auch eine Therapie in Tablettenform (Repaglinid). Das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie zum CF-Diabetes, die von 2001 bis 2011 an 49 Mukoviszidose-Zentren in Österreich, Frankreich, Italien und Deutschland durchgeführt worden war. In der randomisierten, kontrollierten klinischen Studie wurden zunächst 1.000 Mukoviszidose-Patienten im Alter ab zehn Jahren auf einen CF-Diabetes gescreent. Wurde ein Diabetes erkannt, wurde der Patient zufällig einer Behandlungsgruppe zugewiesen: Entweder musste er mehrfach täglich Insulin spritzen oder Repaglinid in Tablettenform nehmen.
Von 1.000 gescreenten Patienten willigten 75 Patienten mit frühem Mukoviszidose-Diabetes ein, an der Studie teilzunehmen. 34 Patienten erhielten Repaglinid als Therapie, 41 spritzten Insulin. Die Patienten wurden zwei Jahre lang überwacht: Weder nach einem noch nach zwei Jahren Behandlung in der entsprechenden Gruppe konnte ein signifikanter Unterschied im Blutzuckerspiegel (HbA1c-Wert) gemessen werden. Ebenso war die Anzahl der Nebenwirkungen in beiden Gruppen etwa gleich. Auch bei der Lungenfunktion und beim Ernährungsstatus zeigten sich keine Unterschiede. "Dank der Unterstützung des Mukoviszidose e.V., vieler CF-Ambulanzen und der teilnehmenden Patienten konnten wir zeigen, dass ohne Verlust an Sicherheit oder Wirksamkeit eine Behandlung des CF-Diabetes mit Tabletten für mehrere Jahre ein gangbarer Weg ist. Für Menschen mit Mukoviszidose und zusätzlich noch CF-Diabetes können wir die Therapielast verantwortlich senken", sagt Professor Manfred Ballmann, der Leiter der CF-Diabetes-Studie.
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