Die meisten Patienten mit radiologisch nicht nachgewiesener axialer Spondyloarthritis (SpA) erleben einen Progress zur aktiven SpA, ganz besonders diejenigen mit erhöhten Werten des C-reaktiven Proteins.
In Europa gilt es als weithin anerkannt, dass Patienten mit radiologisch nicht nachgewiesener axialer Spondyloarthritis (nr-axSpA) unter denselben Schmerzsymptomen leiden und dieselben Laborwerte und Merkmale in der Bildgebung aufweisen wie diejenigen mit radiologisch nachweisbarer Erkrankung. Diese Sichtweise wird in einer neuen Klassifikation von Kriterien bestätigt, die für die axiale Spondyloarthritis entwickelt wurde – gültig sowohl für Patienten mit radiologischem Nachweis eines Strukturschadens am Iliosakralgelenk (oder der Wirbelsäule) als auch für Patienten in einer früheren Krankheitsphase ohne radiologischen Nachweis eines strukturellen Schadens. Es herrscht eine allgemeine Übereinkunft darüber, dass diese beiden Stadien ein Kontinuum derselben Krankheit darstellen. “In vielen, wenn nicht den meisten nr-axSpA-Fällen, werden die Patienten einen Progress hin zur aktiven SpA erfahren”, sagte Joachim Sieper, Rheumatologe an der Charité Universitätsmedizin Berlin (Deutschland). Bei diesen Patienten ist die Entzündung im MRT sichtbar oder aber das C-reaktive Protein (CRP) ist erhöht, aber die Veränderungen sind nicht in der Röntgenuntersuchung nachweisbar. Der vermehrte Einsatz des MRT als bildgebendes Verfahren in der Mitte der 1990er Jahre war es, was die Rheumatologen auf die Bedeutung der röntgenologisch nicht nachweisbaren Krankheit aufmerksam machte. In Europa gibt es eine Handvoll von Biologicals, die für die Behandlung von Patienten mit nr-axSpA zur Verfügung steht. “Wir wissen, dass wenn man ein erhöhtes CRP hat, man sehr viel wahrscheinlicher gut auf einen TNF-Blocker ansprechen wird; so haben wir das CRP im Umgang mit der nr-axSpA schätzen gelernt”, sagte Sieper.
Dagegen sind in den Vereinigten Staaten (USA) keine Biologicals für die nr-axSpA zugelassen, weil die FDA Bedenken hinsichtlich eines erhöhten Risikos für Übertherapie hatte. Dennoch geht der Trend sowohl in Europa als auch in den USA dahin, die nr-axSpA als Teil des weiteren Spektrums der radiologisch nachweisbaren axialen SpA anzuerkennen und sie mit Biologicals zu behandeln, wenn die Erstlinien-Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) fehlgeschlagen ist. “Eine rheumatoide Arthritis therapiert man auch, wenn es noch keine Erosionen gibt”, konstatierte Sieper.
Die ESTHER-Studie, präsentiert auf einer EUALR Poster-Tagung, bestätigte den europäischen Standpunkt sowie einen eher proaktiven Behandlungsansatz: Sie demonstrierte eine substantielle Reduktion von radiologisch nachweisbaren Sakroiliitis-Progressen nach zwei bis sechs Jahren Therapie mit einem TNF-Inhibitor. Ein höherer Ausgangs-CRP-Wert sowie ein höherer sogenannter fatty lesions Score im MRT zeigten eine positive Korrelation mit einem Progress von einer nr-axSpA zu einer axialen SpA.
Quelle: Rodriguez VR et al. Long-term anti-TNF treatment is associated with reduction of progression of radiographic changes in the sacroiliac joints in patients with non-radiographic axial SPA: six-year results of the ESTHER trial. Abstract SAT0422 and Sieper J. Different approaches to drug approval by EMA and FDA – the example of non-radiographic axial spondyloarthritis. Abstract SP0108, beide präsentiert am 11. Juni 2016.