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Bahnbrechende Studie über Schizophrenie

In Harvard hat man das C4-Gen entdeckt, das für die Entstehung von Schizophrenie verantwortlich ist. In der als “bahnbrechend” gehandelten  Studie (Doi:10.1038/nature16549), haben Forsc

In Harvard hat man das C4-Gen entdeckt, das für die Entstehung von Schizophrenie verantwortlich ist.

In der als “bahnbrechend” gehandelten  Studie (Doi:10.1038/nature16549), haben Forscher der Harvard Medical School und Boston Children’s Hospital offenbart, ein für die Entstehung der Schizophrenie wichtiges Gen namens “Komplementfaktor 4” (C4) entdeckt zu haben.

Der Projektleiter Steven McCaroll, Professor für Genetik, ist überzeugt, dass die Studie neue Wege in die Therapie der Schizophrenie öffnen kann.
Als Schizophrenie wird eine Gruppe schwerer psychischer Krankheitsbilder mit ähnlicher Symptomkonstellation bezeichnet. Im akuten Krankheitsstadium treten bei schizophrenen Menschen eine Vielzahl  von charakteristischen Störungen im Bereich der Wahrnehmung, des Denkens, der Ich-Funktionen, des Willens, der Affektivität, des Antriebs sowie der Psychomotorik auf.
Die globale Inzidenz von Schizophrenie ist auf 21 Millionen Menschen zu schätzen, und die Symptome fangen meist im späten Jungendalter bis zum frühen Erwachsenenalter an.

Behandlung mit Antipsychotika kann nur Symptome lindern

Seitdem die Schizophrenie diagnostiziert wurde, haben Forscher aus der ganzen Welt versucht, die dahinter steckenden biologischen Mechanismen zu entschlüsseln. Der Mangel an biologischem Verständnis für die Schizophrenie erschwert die Erfindung kurativer Behandlung. Die heutige Behandlung durch Antipsychotika kann nur die Symptome lindern und somit bleibt die Krankheit unheilbar. Da die Schizophrenie in einigen Fällen erblich bedingt ist, haben die Forscher verstärkt versucht, einen genetischen Ursprung aufzudecken.

Im Julie 2014 haben die Forscher der “Schizophrenia Working Group of the Psychiatric Genomics Consortium” mehr als 100 Stellen im menschlichen Genom identifiziert, die einen Einfluss auf die Krankheit haben. In der neuen Studie haben McCarroll et al. herausgefunden, dass das C4-Gen die stärkste Assoziation zu der Krankheit besitzt. C4 ist in der Immunologie bereits bekannt und spielt eine wichtige Rolle in der unspezifischen Immunabwehr.

Um ein besseres Verständnis von C4 im Gehirn zu erlangen, haben die Forscher das C4-Gen bei 65 000 Probanden analysiert, von denen 29 000 an Schizophrenie leiden. Zudem wurde auch die C4-Aktivität in Gehirnstrukturen von 700 Menschen nach dem Tod gemessen.

C4 spielt eine wichtige Rolle bei der Synpasenbeschneidung

Den Ergebnissen zufolge, besitzt die C4-Genstruktur eine enorme Variabilität zwischen den Menschen, was bei anderen Genen üblicherweise nicht der Fall ist.
Überraschenderweise korrelieren spezifische C4-Genstrukturen mit einer bestimmten Aktivität im Gehirn, die zu einem erhöhten Schizophrenie-Risiko führen kann.
Diese bestimmte Genstruktur wurde C4A genannt.
Für die Studie haben die Forscher eine neue molekulargenetische Methode entwickelt, die die Beschneidung der Synapsen im Gehirn veranschaulichen kann. Anhand dieser Methode haben die Forscher herausgefunden, dass C4 eine wichtige Rolle bei der Synpasenbeschneidung spielt – ein Prozess, der normalerweise im späten Jungendalter und frühen Erwachsenenalter stattfindet. Bei der Schizophrenie ist dieser Prozess durch die erhöhte C4-Aktivität verstärkt, so die Forscher.
Dieser Befund erklärt auch, wieso bei einigen Patienten mit Schizophrenie ein dünnerer Kortex und wenig Synapsen nach dem Tod entdeckt wurden.
Die Studie kann ein Paradigmenwechsel auslösen, nämlich dass Immunzellen nicht nur eine Abwehrrolle sondern auch eine Entwicklungsrolle im Gehirn spielen.
“Die gleichen Proteine tragen peripher zur Immunität bei, und spielen eine völlig andere Rolle im Gehirn. Es ist eine schlaue Art der Natur, die gleichen Moleküle für unterschiedliche Aufgaben zu benutzen”, so Prof. McCarroll.

Diese Entdeckung kann in der Tat zum besseren Verständnis der Schizophrenie beitragen. Unklar ist jedoch, inwiefern sich die verschiedenen Schizophrenieformen molekularbiologisch unterscheiden. Der nächste Schritt könnte dann eine bessere Differenzierung zwischen den Krankheitsbildern, oder gar die Gruppierung unter Schizophrenie auslösen.

Text: esanum/ am

Foto: Stepan Kapl / Shutterstock