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Immer mehr ausländische Ärzte arbeiten in Deutschland

Der Mangel an Ärzten in ländlichen Regionen und das Fehlen von qualifizierten Fachkräften in der Kranken- und Altenpflege machen Deutschland für ausländische Erwerbstätige immer attraktiver. Mehr a

Der Mangel an Ärzten in ländlichen Regionen und das Fehlen von qualifizierten Fachkräften in der Kranken- und Altenpflege machen Deutschland für ausländische Erwerbstätige immer attraktiver. Mehr als 80 Prozent der Mediziner sind im Krankenhaus tätig.

Die Zahl der ausländischen Ärztinnen und Ärzte ist seit Beginn der 1990er Jahre deutlich gestiegen. Waren im Jahr 1991 noch 10.653 ausländische Ärztinnen und Ärzte in Deutschland beschäftigt, so arbeiteten 2014 mit 39.661 Medizinern fast vier Mal so viele in einer deutschen Einrichtung oder Praxis. Ihr Anteil hat sich damit von 3,6 Prozent im Jahr 1991 auf 8,2 Prozent im Jahr 2014 erhöht. Zu diesen Ergebnissen kommt die im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit durchgeführte Studie „Ausländische Beschäftigte im Gesundheitswesen nach Herkunftsländern“ der Prognos AG.

Die Untersuchung belegt außerdem, dass die überwiegende Mehrheit von 73 Prozent der ausländischen Mediziner aus einem europäischen Land kommt; Etwas mehr als die Hälfte (56 Prozent) zog es aus einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union nach Deutschland. Deutlich gesunken seien seit 1991 hingegen sowohl der Anteil der aus Asien stammenden Ärztinnen und Ärzte – von 25 Prozent auf 18 Prozent im Jahr 2014 – als auch derer mit amerikanischen Staatsbürgerschaften – von 5 Prozent im Jahr 1991 auf 3 Prozent im Jahr 2014. Der Anteil der aus Afrika stammenden Ärztinnen und Ärzte blieb auf relativ niedrigem Niveau zwischen 4 und 6 Prozent annähernd konstant.

Verschiebungen bei den Herkunftsländern zu erwarten

Besonders zahlreich kommen Ärzte aus den EU-Länder Rumänien, Griechenland und Österreich nach Deutschland. Wichtigste Herkunftsländer von außerhalb der EU waren Russland, die Ukraine und die Türkei. Unter den zwanzig wichtigsten Herkunftsländern waren mit Syrien, Iran und Jordanien drei asiatische sowie mit Ägypten und Libyen zwei afrikanische Staaten vertreten. Die Prognos-Untersuchung berücksichtigt Zahlen bis 2014. Es ist deshalb davon auszugehen, dass der Anteil insbesondere von Medizinern aus Ländern wie Syrien, Irak oder Afghanistan aufgrund der aktuellen Flüchtlingssituation zunehmen wird. Mehr als 80 Prozent der ausländischen Ärzte arbeiten im Krankenhaus. Lediglich elf Prozent betreiben eine eigene Praxis. Einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge sind deutsche Ärzte im weltweiten Vergleich relativ alt. 2013 seien 42 Prozent älter als 55 Jahre gewesen, so dass ausländische Ärzte zwangsläufig zur Deckung des Personalbedarfs immer wichtiger werden.

Im Jahr 2014 waren darüber hinaus 593.000 Erwerbstätige mit Migrationshintergrund in nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen in Deutschland tätig. Ihr Anteil an allen in nicht-ärztlichen Bereichen Beschäftigten lag damit bei etwa 15 Prozent. An der Spitze der Herkunftsländer stehen hier Polen, die Türkei sowie die Russische Föderation. In den Altenpflegeberufen hat nahezu jeder vierte keinen deutschen Pass.

Sprache stellt Integrationshindernis dar

Die Autoren der Studie betonen, dass insbesondere die Sprache ein Integrationshindernis darstellt. In kaum einem anderen Beruf hat die Fähigkeit, sich adäquat auszudrücken und Kolleginnen und Kollegen sowie Patientinnen und Patienten richtig zu verstehen, eine so große Bedeutung wie in der Medizin. Im Notfall kann eine reibungslose Kommunikation über Leben und Tod entscheiden. Deutschkurse, die bewusst auch die medizinische Terminologie umfassen, könnten hier fördernd wirken. Aber auch die Anerkennung ausländischer Qualifikationen erschwere die Integration ausländischer Beschäftigter im Gesundheitswesen, so die Studie. Insbesondere für nicht-europäische Mitarbeiter würden eine Reihe von Hürden bis zur finalen Anerkennung existieren, während gemeinsame Standards in den EU-Ländern die Aufnahme einer medizinischen Tätigkeit in Deutschland deutlich vereinfacht hätten.

Text: V. Thoms (mit dpa)

Foto: dpa