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Aus Grün mach Blau: Generika in der HIV-Therapie

Generika sparen in erster Linie Kosten, verunsichern jedoch den einen oder anderen Patienten auch. Packungen sind nicht länger vertraut oder die gewohnte, einmal tägliche Tablette verändert ihr Aussehen quasi über Nacht mit dem nächsten Rezept.

"Herr Doktor, da liegt eine Verwechslung vor!" – Wenn gewohnte HIV-Medikamente plötzlich anders aussehen.

Generika sparen in erster Linie Kosten, verunsichern jedoch den einen oder anderen Patienten auch. Packungen sind nicht länger vertraut oder die gewohnte, einmal tägliche Tablette verändert ihr Aussehen quasi über Nacht mit dem nächsten Rezept. Ärzte sollten frühzeitig und einfühlsam auf die Ängste, Sorgen und Fragen ihrer Patienten eingehen, denn dies erleichtert erfahrungsgemäß den Wechsel auf ein Generikum in der HIV-Therapie.

Was ein Wechsel von einem Orignalpräparat auf ein meist günstigeres Generikum für den Patienten mit HIV bedeutet, macht ein kleines Beispiel sehr schnell klar: Zum Original Truvada existieren mittlerweile neun zugelassene Generika, die jedes für sich einen eigenen Namen tragen, andere Verpackungsgrößen einführen sowie farblich jedes Ende der Farbskala zu bedienen scheinen.

Ganz zweifellos haben Generika für Menschen mit HIV einige Vorteile. Sie kosten die Krankenkassen deutlich weniger – ein Argument, welches den einen oder anderen Patienten durchaus zu beruhigen vermag. Er/sie hat dann oft weniger Schuldgefühle, lebenslang so hohe Behandlungskosten zu verursachen. Darüber hinaus ist aber ebenso wichtig, dass die HIV-Infektion durch Einführung von Generika in den Augen vieler Betroffener endlich "normalisiert" wird – schließlich gibt es bereits bei vielen anderen Erkrankungen außerhalb von HIV und AIDS Generika für die kosteneffektive Therapie.

Doch natürlich kann es Generika ohne negative Assoziationen seitens der Menschen mit HIV ebenso wenig geben. Viele von ihnen sind bereits seit Jahren fest auf ihr jeweiliges Therapieregime eingestellt, kennen die Tabletten und ebenso deren Einnahmebesonderheiten. Sieht das Medikament plötzlich anders aus, kommen Ängste hinzu, wie zum Beispiel, dass:

Umstellung auf Generika ist ebenso Kopfarbeit

Anja S. ist 47 Jahre alt und seit 2004 HIV-positiv. Sie akzeptiert ihre Infektion recht gut und arrangiert sich mit der Situation in ihrem alltäglichen Leben. Bei einem ihrer Praxisbesuche erklärt ihr der Arzt ein Generikum, woraufhin sich Anja S. sichtbar freut, denn die gleichwertige Therapie mit einem Generikum spart ihrer Krankenkasse sehr viel Geld.

Nach der Umstellung spricht sie sehr gut auf das Generikum an und verträgt es ohne Probleme. Dann erhält Anja S. ein neues Wirkstoff-Rezept, woraufhin die Apotheke ihr ein anderes Generikum aushändigt. Die HIV-Patientin ist im ersten Moment vollkommen irritiert, geht aber nach Hause und beginnt das Medikament einzunehmen.

Als sie vier Wochen später bei ihrem Arzt vorstellig wird, leidet Anja S. unter Kopfschmerzen, Unwohlsein und leichtem Durchfall. Der behandelnde Arzt stellt sie daraufhin wieder auf das erste Generikum um, und Anja S. ist seitdem wohlauf und zufrieden mit ihrer HIV-Therapie.

Fazit

Anhand dieses Fallbeispiels wird deutlich, dass eine Umstellung von einer gewohnten Therapie auf eine gleichwertige, aber dennoch im Aussehen abgewandelte Medikation nicht immer ohne Probleme verläuft. Neben Skepsis und Misstrauen können sogar körperliche Symptome auftreten.

Wann es sich bei der assoziierten Symptomatik allerdings um objektive Nebenwirkungen handelt oder um Äußerungen der Angst vor einem Therapieversagen, lässt sich nur schwer ermitteln. Unter Beachtung einiger weniger Regeln kann der Arzt die Umstellung auf ein Generikum in den meisten Fällen nach kurzer Zeit problemlos vornehmen:

Quelle:
Satellitensymposium X „Generikaeintritt bei den HIV-Backbones – eine Standortbestimmung“ (Veranstalter: Hexal AG), 17. Münchner AIDS- und Hepatitis-Tage, 23.03.2018, Berlin