Die Wahl war spannend, aber am Ende hat der Favorit gewonnen: Ein Äthiopier wird neuer Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bekommt mit dem Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus (52) erstmals einen Generaldirektor aus Afrika. Der frühere Gesundheits- und Außenminister setzte sich am Dienstag in Genf gegen den britischen Arzt David Nabarro und die pakistanische Kardiologin Sania Nishtar durch. Fast alle 194 Mitgliedsländer beteiligten sich an der geheimen, spannenden Abstimmung. Es waren drei Wahlgänge nötig.
"Ich werde zuhören", versprach Tedros in seiner Dankesrede. "Die Leute wollen nicht gegängelt werden. Wir müssen die Vielfalt der Menschen respektieren. Es gibt viele Wege, wie Dinge erreicht werden können." Tedros tritt sein Amt am 1. Juli an. Er löst Margaret Chan aus Hongkong nach zehn Jahren im Amt ab.
Es war die erste Kampfabstimmung um den Spitzenposten in der fast 70-jährigen Geschichte der WHO. Früher hatte sich ein Ausschuss vorab auf einen Kandidaten geeinigt.
Tedros versprach, sich für eine bezahlbare Gesundheitsversorgung für jeden Menschen auf der Welt einzusetzen, egal ob arm oder reich. Er habe in Äthiopien innerhalb von sechs Jahren ein Gesundheitssystem aufgebaut und kenne die Tücken. "Aber damit geben wir den Menschen Hoffnung, das ist eine Investition in die Zukunft", sagte er. Er werde die WHO-Ressourcen so ordnen, dass die Organisation bei Krisen schnell reagieren könne. Die schleppende Reaktion auf die Ebola-Krise in Afrika hatte den Ruf der WHO 2014 ramponiert. Tedros will die Reformen für mehr Transparenz und Effizienz fortsetzen.
Vor dem Völkerbundpalast protestierten mehrere Dutzend Äthiopier, einige für, andere gegen Tedros. Die Gegner behaupten, Tedros sei korrupt und gehöre zum inneren Zirkel eines repressiven Regimes. Tedros versprach, die WHO und sich persönlich jederzeit rigorosen Prüfern zu stellen.