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Arztsitze sollen gerechter verteilt werden

In Berlin gibt es Arztpraxen nicht immer unbedingt dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Seit 2013 versucht der Gesundheitssenator eine Trendwende. Nun sieht er erste Erfolge.

In Berlin gibt es Arztpraxen nicht immer unbedingt dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Seit 2013 versucht der Gesundheitssenator eine Trendwende. Nun sieht er erste Erfolge.

Die vielen Psychotherapeuten-Praxen in hübschen Altbaukiezen gutbürgerlicher Wohnviertel sollen in Berlin der Vergangenheit angehören. Seit 2013 versucht Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) mit Verbündeten, Ärzte mit sanftem Druck und Überzeugung dahin zu lotsen, wo sie dringender gebraucht werden. Und das sind im Zweifel die überalterten und sozial schwachen Kieze der Hauptstadt. Nun sieht der Senator erste Erfolge der Strategie: In den vergangenen drei Jahren seien 158 Praxen in Bezirke verlegt worden, die vorher eher unterdurchschnittlich versorgt waren, sagte er am Mittwoch.

Bei 6000 Praxen und 9000 niedergelassenen Ärzten in der Hauptstadt wirkt die Zahl nicht besonders groß. Doch pro Jahr werden ohnehin nur 200 bis 300 Arztsitze frei, weil Mediziner in den Ruhestand gehen. Und nicht mehr als 60 bis 80 ziehen aus eigenem Antrieb um.

Die Eröffnung zusätzlicher Praxen ist in Berlin noch nicht wieder erlaubt, weil die Hauptstadt in allen medizinischen Fachbereichen als bestens versorgt gilt – nur eben nicht in jedem Bezirk gleich gut. In manchen sozial schwachen Kiezen oder am weniger attraktiven Stadtrand war sie bis 2013 sogar ungewöhnlich schlecht geworden.

So sieht Czaja es bereits als Erfolg, dass Berlin diesen Negativtrend aufgehalten hat. Bei Umzügen in andere Bezirke seien seit 2013 rund 85 Prozent der Praxen nun in schlechter versorgte Kieze gezogen.

Kein Arzt kann gezwungen werden, sich in einem bestimmten Gebiet anzusiedeln. Doch seit drei Jahren gibt es eine Verabredung mit Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung, dass Arztsitze nicht mehr in überversorgte Bezirke verkauft werden sollen. Damit nutze Berlin als erstes Bundesland Mitwirkungsmöglichkeiten, die erst seit 2012 nach dem Versorgungsstrukturgesetz möglich sind, sagte Czaja.

Anders als früher kann zum Beispiel ein Gesundheitszentrum aus dem gut versorgten Charlottenburg nicht mehr wahllos in der Hauptstadt auf Einkaufstour gehen. Liegt ein Arztsitz im eher schlecht versorgten Marzahn, soll er nicht mehr nach Charlottenburg veräußert werden, sondern in Marzahn eine Nachfolge finden.

Dieses Prinzip hat zum Beispiel dem unterversorgten Neukölln seit 2013 rund fünf Hausärzte und sechs Psychotherapeuten mehr beschert. Insgesamt 137 Praxen zogen in den vergangenen drei Jahren in schlecht versorgte Gebiete um, nur 23 wechselten in besser versorgte. Doch selbst dabei ging es meist entweder um Umzüge nahe der Bezirksgrenze oder um Gemeinschaftspraxen mit anderen Vorteilen, sagte Czaja.

Bisher haben nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung zwei Ärzte gegen die Vereinbarung geklagt, ein Verfahren sei gewonnen worden, eins laufe noch. Auch weiterhin sollen bei Praxisumzügen je nach Fachrichtung die drei am schlechtesten versorgten Bezirke bevorzugt werden.