In Ländern wie Österreich oder Spanien, in denen die Bürger als mögliche Organspender gelten, wenn sie nicht aktiv widersprechen, sei die Zahl der Transplantationen deutlich höher als in Deutschland, sagte Kaplan der Deutschen Presse-Agentur. "Das wäre ein Ansatz, den man sicherlich gesellschaftlich noch mal diskutieren müsste", erklärte der Chef der Landesärztekammer, der auch Vizepräsident der Bundesärztekammer ist.
Bis Ende November dieses Jahres lag die Zahl der Organspenden nach Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation bundesweit um knapp sieben Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Vergleich zu den Jahren vor den Skandalen um Manipulationen an verschiedenen Transplantationszentren ist die Zahl um mehr als ein Viertel abgesackt. "Es warten bundesweit über 10 000 Menschen dringend auf ein Organ, die nicht versorgt werden können", sagte Kaplan. Deswegen müssten die aktuellen Gesetzesregeln und auch Beschlüsse des Deutschen Ärztetags aus früheren Jahren neu diskutiert werden.
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) erklärte, sie habe Verständnis für Kaplans Forderung. Allerdings hat eine Widerspruchlösung ihrer Ansicht nach derzeit kaum Realisierungschancen. Bayern habe einen Vorstoß in Richtung Widerspruchslösung unternommen, als im Jahr 2012 die jetzige Regelung im Bundestag beschlossen wurde. "Der Freistaat musste aber erkennen, dass diese Lösung nicht mehrheitsfähig ist", sagte Huml.
Neben einer neuen Diskussion über eine Widerspruchslösung sind nach Einschätzung von Ärztepräsident Kaplan aber auch andere Maßnahmen notwendig, damit die Zahl der Transplantationen steigt. So müssten Kliniken ihr Personal besser darin schulen, mögliche Organspender zu erkennen und mit Angehörigen zu sprechen. Und es müsse mehr Geld als jetzt fließen, fordert der Ärztepräsident. Bislang hätten Kliniken oft finanzielle Nachteile, wenn sie einem Spender Organe entnehmen, weil Personal und Räume gebunden werden und nicht für andere Behandlungen zur Verfügung stehen.