Angriffe auf Polizisten und Feuerwehrleute, zunehmend auch auf Ärzte, Pfleger und Rettungssanitäter: Die Empörung darüber wächst. Verbände und Gewerkschaften appellieren an die Politik, mehr gegen die «totale Verrohung» zu unternehmen.
Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat wegen zunehmender Gewalt gegen Mediziner, Pfleger und Sanitäter Alarm geschlagen. "Wir erleben derzeit eine totale Verrohung bei einigen Patienten und ihren Angehörigen gegenüber medizinischem Personal", sagte der Chef der Bundesärztekammer der Rheinischen Post am Samstag. "Das kriegen wir als Ärzteschaft alleine nicht in den Griff."
Auch in Notaufnahmestellen passiere es immer wieder, dass Menschen wegen der Wartezeiten sehr aggressiv würden. In einigen Krankenhäusern gebe es bereits Sicherheitsdienste, um das Personal dort zu schützen. "Die Politik muss dringend einen Kulturwandel befördern, damit man wieder begreift, dass diese Menschen Retter und Helfer sind", sagte Montgomery.
Der Ärztepräsident verwies darauf, dass die Gewaltbereitschaft auch im Umfeld der Silvester-Feiern deutlich geworden sei. "Da sind Rettungssanitäter und Notärzte angegriffen worden, weil man sie für Repräsentanten der Staatsmacht hält." Ähnliche Klagen waren nach Silvester auch wegen der Gewalt gegen Polizisten und Feuerwehrleute laut geworden.
Zuletzt hatte es in der Nacht zum Samstag in Berlin eine Attacke auf Rettungskräfte gegeben. Als zwei Sanitäter im Stadtteil Kreuzberg aus ihrem Rettungswagen stiegen, warf ein 37 Jahre alter Mann zunächst Böller auf sie. Danach soll er versucht haben, auf einen abgestellten Defibrillator zu urinieren. Einem der Helfer spuckte der 37-Jährige ins Gesicht. Die Sanitäter hielten den Angreifer fest und übergaben ihn der Polizei.
Die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG) verurteilte den Angriff. Ein Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: "Unsere Kräfte müssen geschützt werden." Die Justiz müsse so ausgestattet werden, dass sie die im vergangenen Jahr verschärften Gesetze zu Angriffen auf Rettungskräfte auch durchsetzen könne. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach von einem "unfassbaren Zustand".