Den Kurorten in Baden-Württemberg drohen die Badeärzte auszugehen. Derzeit gebe es noch rund 150 Badeärzte im Land, davon seien allerdings nur 9 unter 50 Jahre alt, sagte der Geschäftsführer des Heilbäderverbands Baden-Württemberg, Arne Mellert, am Rande des baden-württembergischen Bädertags in Bad Mergentheim. Ein Drittel der Badeärzte werde in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen – und Nachwuchs sei bislang kaum in Sicht. Das Problem: Ohne ausgebildeten Badearzt darf sich ein Kurort nicht mehr Kurort nennen.
Die Nachfrage nach Kuren sei derzeit nicht groß genug, um Ärzte zu einer Zusatzqualifikation zu bewegen, sagte Mellert. Um Badearzt zu werden, muss ein Mediziner eine spezielle Ausbildung absolvieren, die rund ein Jahr dauert und mehrere tausend Euro kostet. Angesichts der sinkenden Zahl der Kurgäste seien dazu immer weniger Ärzte bereit, denn es erscheine ihnen einfach nicht lukrativ genug, sagte der Leiter des Balneologischen Instituts Bad Krozingen der Uni Freiburg, Johannes Naumann.
Der Heilbäderverband hat daher eine Offensive für mehr Badeärzte gestartet. Eine gestraffte, moderne Ausbildung und kurze Anfahrtswege sollen laut Naumann mehr junge Ärzte zu der Zusatzausbildung bewegen. Pro Jahr könnten 20 bis 30 Mediziner zu Badeärzten ausgebildet werden. Das würde reichen, um die Abgänge zu kompensieren.
Der Vizepräsident des Heilbäderverbands, Fritz Link, kritisierte, die Kostenträger gingen bei der Bewilligung von Kuranträgen sehr restriktiv vor. Dadurch sinke seit Jahren die Zahl der Kurgäste. Die Kur- und Heilbäder wollten daher verstärkt auf Angebote zur Gesundheitsvorsorge setzen, die von den Gästen selbst bezahlt würden. “Die klassische Kur war die Selbstzahler-Kur”, sagte Link.
Nach Angaben des Verbands gibt es im Südwesten 56 Heilbäder und Kurorte. Sie erwirtschaften jährlich einen Bruttoumsatz von mehr als drei Milliarden Euro. Seinen diesjährigen Branchentreff richtet der Heilbäderverband am Donnerstag und Freitag in Bad Mergentheim aus. Für Freitagvormittag stand die Wahl des neuen Verbandspräsidenten an.
Text: dpa / fw
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