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Ärzte sollten kranke Patienten auf die Risiken von Haustieren hinweisen

Minka, Bello, Hoppel: In vielen Familien lebt ein Haustier. Gerade Kinder gehen beim Kuscheln und Schmusen kaum auf Distanz. In Einzelfällen könne das gefährlich werden, warnen Forscher. Haltern se

Minka, Bello, Hoppel: In vielen Familien lebt ein Haustier. Gerade Kinder gehen beim Kuscheln und Schmusen kaum auf Distanz. In Einzelfällen könne das gefährlich werden, warnen Forscher. Haltern sei oft nicht bewusst, dass ihr Liebling Krankheiten übertragen kann.

Haustiere können zahlreiche verschiedene Krankheitserreger auf ihre Besitzer übertragen. Vor allem kleine Kinder, ältere und kranke Menschen und Schwangere seien durch Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten gefährdet, berichten Wissenschaftler aus Kanada und den USA in einer Studie(DOI: 10.1503/cmaj.141020) im Fachblatt Canadian Medical Association Journal. Für gesunde Menschen sei das Risiko gering, wenn die Tiere angemessen versorgt und Hygiene-Regeln eingehalten werden.

Zudem können sich Haustiere Studien zufolge auch positiv auf die Gesundheit auswirken: Vermutet wird etwa ein Schutz vor Allergien und Atemwegsinfektionen bei Kleinkindern, die mit einem Hund im Haus leben. Bekannt ist auch, dass Kinder, die auf dem Bauernhof von klein auf Kontakt zu Tieren haben, seltener an Allergien erkranken. Hinzu kommen positive Effekte auf die Psyche oder auch das Mehr an Bewegung beim Gassigehen mit dem Familienhund.

Vielen Haustierhaltern sei aber nicht ausreichend bewusst, dass ihre tierischen Begleiter auch Krankheiten übertragen können, schreiben die Wissenschaftler um Jason Stull von der Ohio State University in Columbus in ihrem Übersichtartikel. Sie hatten die vorhandene wissenschaftliche Literatur nach Studien durchforstet, die sich mit dem Problem beschäftigten. Meist handelte es sich um Einzelfall-Berichte, systematische Studien waren selten.

Kinder unter fünf Jahren, Erwachsene über 65 Jahren, Patienten mit einem geschwächten Immunsystem und Schwangere haben demnach das größte Risiko einer zoonotischen Erkrankung, also einer Infektion, bei der der Erreger zwischen Tier und Mensch übertragen wird. Die Erkrankungen können bei diesen Personengruppen schlimmer ausfallen, Symptome länger bestehen oder Komplikationen auftreten, schreiben die Forscher nach Auswertung der Studien.

Die Möglichkeit einer Übertragung gebe es bei buchstäblich allen Haustieren: Hunden, Katzen, Vögeln, Nagetieren wie Mäusen oder Hamstern, bei Reptilien und Amphibien. Übertragen würden die Erreger durch Bisse und Kratzer, aber auch beim Kontakt mit dem Kot, beim Saubermachen von Käfigen und Aquarien oder wenn sich Halter von ihren Tieren über das Gesicht lecken lassen.

Hunde und Katzen übertragen demnach zum Beispiel den Durchfall-Erreger Campylobacter jejuni, Katzen geben zudem verschiedene Bartonella-Bakterien weiter, die Fieber und schwere Entzündungen hervorrufen können. Auch resistente Erreger wie ESBL (Extended-Spektrum ß-Lactamase-produzierende Escherischia coli), MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) oder Clostridium difficile können – in beide Richtungen – zwischen Menschen und ihren Haustieren übertragen werden.

Amphibien und Reptilien wiederum scheinen für eine Vielzahl von sporadischen Salmonellen-Infektionen bei Tierbesitzern verantwortlich zu sein. Etwa elf Prozent dieser Infektionen bei Patienten unter 21 Jahren gingen einer Studie zufolge auf solche Tiere zurück. Die Autoren der Studie errechneten, dass Reptilien und Amphibien allein in den USA jährlich etwa 74 000 Salmonellen-Infektionen verursachen.

Parasiten wie zum Beispiel Würmer würden vor allem von Hunden und Katzen übertragen. Den Erreger Toxoplasma gondii verbreiteten vor allem Katzen. Eine Toxoplasmose gefährdet in erster Linie ungeborene Kinder und kann bei ihnen schwere Fehlbildungen hervorrufen oder zu einer Fehlgeburt führen.

Um sich zu schützen, sollten Tierhalter gängige Hygiene-Regeln befolgen und sich nach einem Tierkontakt die Hände waschen, lautet die Empfehlung der Autoren. Beim Reinigen von Käfigen, Aquarien oder Katzentoiletten sollten Handschuhe getragen, die Tiere zudem regelmäßig vom Tierarzt untersucht werden. Bei einer schweren Erkrankung wie Krebs sollte mit der Anschaffung eines Tieres gewartet werden, bis sich der Körper und das Immunsystem erholt haben, schreiben die Wissenschaftler. Ärzte sollten vor allem sehr kranke Patienten verstärkt auf die Risiken der Haustierhaltung hinweisen.

Diese Ansicht vertritt auch Andreas Sing, Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Vielen Menschen sei die Infektionsgefahr durch Haustiere nicht bekannt. “Wenn man sich ein Haustier zulegt, muss man sich darüber im Klaren sein, dass man sich damit auch ein Risiko einkauft”, sagte Sing.

Derzeit gebe es kaum Zahlen zur Häufigkeit solcher Infektionen – unter anderem, weil es bei einer Erkrankung oft schwierig festzustellen sei, wie die Übertragung stattgefunden hat. Im Allgemeinen, vermutet Sing, überwögen aber die positiven Effekte, die die Beziehung zu einem Tier mit sich bringt, die möglichen Nachteile.

Nach Angaben des Industrieverbandes Heimtierbedarfs lebten 2013 rund 28 Millionen Tiere in deutschen Haushalten, darunter mehr als elf Millionen Katzen und fast sieben Millionen Hunde.

Text: dpa /fw