Notfallambulanzen in Kliniken sind oft überlastet. Mehrere Stunden Wartezeit sind keine Seltenheit. Viele Patienten sind dann gereizt - immer häufiger machen sie ihrem Unmut auch Luft.
Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Frank Ulrich Montgomery, hat die Politik aufgefordert, Ärzte besser vor der zunehmenden Aggressivität von Patienten zu schützen. "Es ist das Mindeste, dass diejenigen, die sich tagtäglich für das Wohl ihrer Patienten einsetzen, nicht auch noch Aggressionen und Gewalt ausgesetzt sind. Eine fatale Fehlentwicklung. Hier brauchen wir einen gesellschaftlichen Konsens und politische Unterstützung", sagte er am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.
Der Ärzte-Präsident beklagte: "Fast neun von zehn Hausärzten sind schon Opfer von aggressivem Verhalten ihrer Patienten geworden. Das kann so nicht bleiben. Gewalt gegen Ärzte darf kein Dauerzustand werden. Wir brauchen endlich wirksamen Schutz für die Helfer." In der Bild-Zeitung (Mittwoch) verwies er auf eine bundesweite wissenschaftliche Studie, wonach 91 Prozent der Hausärzte bei der Arbeit schon einmal Opfer von aggressivem Verhalten ihrer Patienten gewesen seien.
Eine Ursache für die zunehmende Zahl von Berichten der Kolleginnen und Kollegen über aggressives Verhalten von Patienten in Praxen, Kliniken und Notfallambulanzen "ist die absolute Arbeitsüberlastung, vor allem auch in den Notaufnahmen", sagte Montgomery. "Da kann es nicht darum gehen, wer als erstes behandelt werden will, sondern wer als erstes behandelt werden muss." In einigen Fällen könnte es schon mal zu Wartezeiten von sechs bis sieben Stunden kommen. Patienten würden dann möglicherweise ungeduldig.
Montgomery verlangte von Justizminister Heiko Maas (SPD) in der Zeitung, das Gesetz zum Schutz von Polizisten und Rettungssanitätern gegen Gewalt sollte auf Ärzte ausgeweitet werden. "Gewalt gegen Ärzte muss stärker bestraft werden als heute."
Schwerwiegende Aggression beziehungsweise Gewalt haben nach der Ende 2013 bis Anfang 2015 erarbeiteten Studie 23 Prozent der Hausärzte in ihrer Laufbahn und 11 Prozent in den letzten 12 Monaten vor der Befragung erlebt. In ihren Praxisräumen fühle sich die überwiegende Mehrheit der Antwortenden sicher. Bei Hausbesuchen im Rahmen des Bereitschaftsdienstes sei dies jedoch bei 66 Prozent der Ärztinnen und 34 Prozent der Ärzte nicht der Fall. Daraus ergebe sich ein besonderer Handlungsbedarf bei Hausbesuchen während des Bereitschaftsdienstes.