Gesundheits-Apps rücken immer mehr in den Fokus, vor zehn Jahren gab es noch keine Smartphones, heutzutage sind weltweit schon über 100.000 Gesundheits-Apps zugänglich. Im Jahr 2014 haben in Deutschland fast 15 Millionen Menschen Krankheitsbilder im Internet recherchiert und Rat gesucht, um die eigene Gesundheit zu optimieren.
Einer Studie zufolge (DOI: 10.2196/mhealth.4924) haben 58 Prozent der Smartphone-Besitzer schon einmal eine Gesundheits-App auf ihrem Gerät gespeichert. Im Vordergrund standen hier Ernährungs-, Fitness- und Diätprogramme.
Mittlerweile ist auch die Telemedizin auf dem Vormarsch, so kann der Patient seine Gesundheitswerte mit dem Smartphone dokumentieren. „Anstatt die Werte in der Praxis vom Arzt messen zu lassen, könnten die Geräte Blutdruck, Puls, Blutzucker und weitere Parameter messen und an den Arzt übertragen“, erklärte Prof. Dr. med. Gerd Hasenfuß.
Unter dem Konzept “e-Cardiology” setzt man auch auf die telemedizinische Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen, so sollen Patienten aus ihren Implantaten Vitaldaten oder Daten erheben, die sie dann an ihren Kardiologen übermitteln.
Für die Telemedizin spricht eine ganze Bandbreite, durch den Datentransfer wird zum Beispiel eine Verbesserung der Lebensqualität begünstigt, so muss ein Drittel der Herzpatienten durch die Nutzung telemedizinischer Applikationen nicht mehr ins Krankenhaus eingeliefert werden. Auch in Anbetracht der Kosten könnten sich neuartige Technologien etablieren, wenn man bedenkt, dass für ein Krankenhausaufenthalt wegen Herzinsuffizienz Kosten in Höhe von 5.000 bis 10.000 Euro kalkuliert werden. “Insofern liegt jeder vermeidbare Krankenhausaufenthalt nicht nur sehr im Interesse der Patienten, sondern ist auch von gesundheitsökonomischer Relevanz”, argumentierte Prof. Dr. Friedrich Köhler.
Er fügte hinzu, dass es um mehr Zuwendung ginge, da durch die Übermittlung von Daten indirekt ein täglicher Kontakt bestünde. Der Vergleich mit einer täglichen Visite wurde auf der Pressekonferenz nicht nur einmal aufgestellt. Köhler schlussfolgert: “[Infolge der Telemedizin] kann man länger leben und man kann außerhalb des Krankenhauses leben.”
Wo Licht ist, ist auch Schatten – im Rahmen einer Studie des British Medical Journals wurden 23 internationale Online-Portale auf die Fähigkeit zur Ferndiagnose geprüft. Es stellte sich heraus, dass nur in einem Drittel aller Fälle die richtige Diagnose gestellt wurde. Prof. Hasenfuß kommentierte dies mit “erschreckend”.
Auch in Bezug auf Datenschutz wird die Telemedizin kritisch beäugt – bekommen Krankenkassen Zugriff auf Gesundheitsdaten, so könnte dies Einfluss auf den Krankenkassenbeitrag nehmen.
Hasenfuß merkt an, dass manche Patienten infolge der Telemedizin gut informiert seien, was es leicht mache, auf dieser Information aufzubauen. Einige Patienten seien aufgrund von internetbasierten Diagnosen jedoch voreingenommen, dadurch erschwere sich das Patientengespräch. Der Arzt muss hier starke Überzeugungsarbeit leisten, dass die Sachlage eine andere sei.
Der Tenor der Pressekonferenz war, dass der Arztbesuch durch die Telemedizin nicht komplett ersetzt werden kann. Der Datentransfer via Smartphone kann den Therapieverlauf jedoch begleiten und begünstigen. Allein die Gesetzeslage in Deutschland verbietet eine reine Online-Konsultation, demnach ist ein persönlicher Erstkontakt zwischen Arzt und Patient vonnöten.
Text: Daniela Feinhals
Foto: Andrey_Popov / Shuttestock.com