Studienergebnisse belegen, dass junge Ärzte nach Abschluss ihres Studiums zu depressiven Verstimmungen und Depressionen neigen. Eine im Ärzteblatt JAMA aus den USA veröffentlichte Meta-Analyse unter 17.560 Nachwuchsmedizinern zeigt, dass zwischen 21 und 43 Prozent der im Zeitraum von 1963 bis 2015 befragten Nachwuchsärzte in den ersten Berufsjahren depressive Symptome entwickelt haben.
Die insgesamt 54 von einem Team des “Brigham and Women’s Hospital” in Boston ausgewerteten Studien haben ergeben, dass sich 4.969 der 17.560 Mediziner aufgrund depressiver Symptome bei ihrer Arbeit beeinträchtigt fühlen. Die Häufigkeit der psychischen Erkrankungen ist im Verlauf der Studien um mehr als 15 Prozent gestiegen, was das Forscherteam so interpretiert, dass der Anstieg mit den Strapazen und dem besonders ausgeprägten Stress der ersten Jahre des Arztberufs zu tun hat. Der Anteil der Nachwuchsärzte mit depressiver Symptomatik habe sich jedes Jahr um 0,9 Prozent erhöht.
Der Berufseinstieg von jungen Ärzten gestaltet sich also offenbar nicht nur in Deutschland als überaus anstrengend. Oftmals fühlt sich der Nachwuchs im Klinikalltag überfordert, muss sich an wechselnde Schichtdienste anpassen und den Schlafmangel versuchen auszugleichen. Die chronische Übermüdung lässt wenig Zeit zur mentalen Regeneration, zumal auch ein enormer Leistungsdruck und die Verantwortung für Patienten auf den Ärzten lasten. Depressive Verstimmungen oder sogar Depressionen können die Folge sein.
Die zwischen Januar 1963 und September 2015 publizierten Studien werden nicht von einer ärztlichen Untersuchung gestützt, sondern beruhen dem Autorenteam zufolge allein auf der Selbsteinschätzung von Nachwuchsärzten in Nordamerika, Europa, Asien, Südamerika und Afrika.
Die Zahlen werden durch eine Umfrage des Online-Netzwerks esanum aus dem Jahr 2013 bestätigt. Diese zeigt, inwieweit sich zahlreiche Ärzte von einem Burnout bedroht fühlen.
Die Umfrage unter 220 Ärzten ergab, dass 57 Prozent der Befragten befürchten, aufgrund eines stressbedingten Burn-outs längerfristig beruflich auszufallen, den Arztberuf nicht mehr ausüben zu können oder das gesetzliche Renteneintrittsalter von 65 beziehungsweise 67 Jahren nicht zu erreichen. Bei dieser Umfrage kristallisierten sich deutliche Unterschiede zwischen Berufseinsteigern und Ärzten mit langjähriger Berufserfahrung heraus. Während ältere Kollegen zwar den Stress am Arbeitsplatz als “hoch” bis “sehr hoch” einschätzen, aber trotzdem keinen Arbeitsausfall aufgrund eines stressbedingten Burn-out befürchten, halten 59 Prozent der jüngeren Ärzte mit weniger als zehn Jahren Berufserfahrung einen durch Burn-out verursachten Arbeitsausfall durchaus für möglich. Insbesondere Konflikte am Arbeitsplatz betrachten die Ärzte als Stressfaktor.
Text: df / V. Thoms
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