Trost für Arbeitgeber und -nehmer: Arbeit macht laut einer Studie nicht psychisch krank. Berufstätigkeit sei kein besonderer Risikofaktor für eine psychische Erkrankung, ermittelte das Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie in einer Auftragsstudie für die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). Auf der anderen Seite schütze Arbeit aber auch nicht vor seelischen Störungen.
Psychische Erkrankungen und Symptome unterschieden sich “prinzipiell nicht” zwischen Menschen mit und ohne Job, heißt es in der Expertise des Psychiaters Florian Holsboer. “Eine Berufstätigkeit scheint daher weder ein genereller Schutz- noch Risikofaktor für psychische Erkrankungen zu sein.”
Holsboer und Mitarbeiter werteten für die Studie die Daten einer Langzeituntersuchung zu den frühen Entwicklungsstadien psychopathologischer Erkrankungen aus. Befragt wurden darin 814 Münchner und ehemalige Bewohner der Landeshauptstadt, die sich seit 1994 vom Max-Planck-Institut beobachten lassen – damals noch als Teenager, heute sind sie im Schnitt Ende dreißig.
Psychische Erkrankungen treten demnach heute auch nicht häufiger auf als vor 20 Jahren. Die Wissenschaftler stellten aber fest, dass Alkohol- und Drogenmissbrauch bei den Probanden abgenommen haben. Das aber, vermuten die Wissenschaftler, liege daran, dass die Studienteilnehmer heute älter und gesetzter seien.
Die bayerischen Arbeitgeber halten deswegen eine “Anti-Stress-Verordnung” für unnötig, wollen aber ihr Beratungsangebot für Firmen fortsetzen, um psychischen Erkrankungen der Arbeitnehmerschaft möglichst vorzubeugen. Hauptgeschäftsführer der vbw, Bertram Brossardt, verwies darauf, dass psychische Erkrankungen zumindest in der Statistik der Krankenkassen stark zunehmen. “Seit 1997 hat sich die Anzahl der durch psychische Erkrankungen verursachten Fehltage verdreifacht”, sagte Brossardt.
Text: dpa /fw
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