Thüringen will den Ansturm von Patienten auf die Notaufnahmen der Krankenhäuser bremsen. Kassenärztliche Vereinigung (KV), Landeskrankenhausgesellschaft und gesetzliche Krankenkassen verhandeln über die Einrichtung von sogenannten Portalpraxen, damit sind gemeinsame Erstanlaufstellen für Notdienst-Patienten gemeint.
Es gehe um einen Rahmenvertrag für Pilotmodelle, sagte KV-Hauptgeschäftsführer Sven Auerswald der Deutschen Presse-Agentur. Auch mit einzelnen Kliniken werde gesprochen. Portalpraxen sollen den Klinik-Notaufnahmen vorgeschaltet werden und entscheiden, ob die Patienten tatsächlich akute Notfälle sind oder in die reguläre Sprechstunde von Arztpraxen gehören.
Nach früheren KV-Angaben suchen jährlich 250 000 Thüringer die Notfallambulanzen der Kliniken auf. Krankenhäuser im Freistaat dürfen keine Patienten abweisen, auch wenn diese aus medizinischer Sicht keine echten Notfälle sind. Die Kliniken beklagen seit Jahren eine Überlastung und Unterfinanzierung ihrer Notaufnahmen. Dennoch sieht die Landeskrankenhausgesellschaft bei deren Trägern kein einheitliches Meinungsbild zur Einrichtung von Portalpraxen.
“Bei den Krankenhäusern herrschen absolut unterschiedliche Interessen und Organisationsmodelle”, sagte ihr Sprecher Norbert Uhlenkamp. Jedes Haus müsse für sich entscheiden, ob man eine gemeinsame Erstanlaufstelle mit der KV betreiben wolle.
Parallel zu den Klinik-Notaufnahmen gibt es den Bereitschaftsdienst der Kassenärzte. Er ist außerhalb der Sprechstunden und an den Wochenenden unter der Telefonnummer 116 117 erreichbar. Die KV hat dafür 27 landesweit Notdienstzentralen und Fahrdienste eingerichtet. Die Notdienst-Vermittlungszentrale bei der KV in Weimar nimmt den Angaben zufolge monatlich etwa 4000 Anrufe entgegen.