Angespannt, gehetzt, ungeduldig: Die Mehrheit der Erwachsenen in Deutschland klagt einer neuen Studie zufolge über Stress. 61 Prozent der Bundesbürger fühlen sich mindestens manchmal unter Druck, so das Ergebnis einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK), die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Stressfaktoren sind demnach vor allem der Job (46 Prozent), hohe Ansprüche an sich selbst (43 Prozent) und Termine in der Freizeit (33 Prozent).
Die Fehlzeiten wegen psychischer, vor allem auch stressbedingter Erkrankungen wie Depressionen, Angst- oder Belastungsstörungen stiegen in den letzten 15 Jahren um etwa 90 Prozent. Allerdings habe sich auch die Diagnostik deutlich verbessert, so dass Krankheiten früher erkannt würden, sagte TK-Chef Jens Baas. Allein bei den TK-Versicherten habe es im vergangenen Jahr über 2,3 Millionen Fehltage wegen Belastungs- und Anpassungsstörungen gegeben.
Ein Auslöser ist das Problem, nach Feierabend oder im Urlaub nicht abschalten zu können. Knapp jeder dritte Berufstätige ist “always on”, also ständig erreichbar. “Das spricht nicht für eine gesunde Unternehmenskultur”, sagte Baas. Nicht Regulierungen würden das Problem lösen, sondern ein entsprechendes Vorleben, auch in den Führungsebenen. Man müsse sich fragen, ob diese Form der Erreichbarkeit wirklich notwendig sei.
Außerdem kommt es nach den Ergebnissen der Studie nicht unbedingt nur auf die Menge an Arbeit an, die Beschäftigte unter Druck setzt. Auch fehlende Anerkennung für Geleistetes setzt Arbeitnehmern zu. Auch das sei eine Frage der Kultur, erklärte Peter Wendt, zuständig für Umfragen bei der Krankenkasse.
Wer die Arbeit auch nach Feierabend nicht aus dem Kopf bekommt, leidet vor allem unter Verspannungen, Erschöpfung, Schlafstörungen und Kopfschmerzen. Um dies zu verhindern, sei entsprechender Ausgleich vom Job notwendig. Jeder siebte Befragte findet Entspannung im Hobby, Nichtstun, bei Freunden oder Familie.
Knapp ein Drittel, vor allem junge Erwachsene, sucht nach Feierabend bei Computerspielen und in sozialen Netzwerken Entspannung, die Hälfte vor dem Fernseher. Doch davor warnte Baas: “Wenn man seinen Feierabend in der gleichen passiven Haltung vor dem flimmernden Bildschirm verbringt wie zuvor den Arbeitstag, ist das natürlich kein Ausgleich.”