Angehende Ärzte schrecken wegen fehlender oder falscher Informationen oft vor der Eröffnung einer Hausarztpraxis auf dem Land zurück. Das geht aus einer Studie der Uni Göttingen hervor. “Viele Studierende haben falsche Vorstellungen über die berufliche Realität”, erklärte Prof. Wolfgang Himmel vom Institut für Allgemeinmedizin der Universität Göttingen anlässlich einer Tagung der Techniker Krankenkasse. “Sie glauben, Hausärzte hätten es vor allem mit banalen Erkrankungen wie laufenden Nasen zu tun, wüssten zwar von allem etwas, aber nichts richtig, müssen dauernd verfügbar sein und werden schlecht bezahlt.”
Interviews mit frisch niedergelassenen Hausärzten im Rahmen der Studie hätten allerdings gezeigt, wie anspruchsvoll, vielfältig und letztlich befriedigend die Tätigkeit in einer Landarztpraxis sein könne, erklärte Himmel. Außerdem lasse sich die Tätigkeit oft weit besser mit Familie und Freizeit vereinbaren als ein Job im Krankenhaus, da es inzwischen einen gut organisierten Bereitschaftsdienst gebe. Auch die Bezahlung ist nach den Zwischenergebnissen der Studie aus Sicht vieler Ärzte akzeptabel.
Um die Situation zu verbessern, müsse das Interesse an der hausärztlichen Tätigkeit früh im Studium geweckt werden. “Im Praktischen Jahr sollten alle Studierenden für ein Quartal in einer Hausarztpraxis ausgebildet werden”, forderte die Göttinger Institutsdirektorin Prof. Eva Hummers-Pradier.
Wie die Leiterin der Techniker Krankenkasse in Niedersachsen, Inken Holldorf, sagte, biete auch die Telemedizin eine Chance zur Verbesserung der medizinischen Versorgung auf dem Lande. Die Videotelefonie könne in der Sprechstunde zwischen Arzt und Patient eingesetzt werden und auch Ärzte untereinander könnten sich per Videokonferenz beraten. Nach einer TK-Umfrage sei ein Arztgespräch per Video bereits für jeden Dritten eine Option. “Gerade in strukturschwachen Regionen können Patienten so längere Wege vermeiden und schneller Zugang zu einem Spezialisten bekommen”, sagte Holldorf.
Text und Foto: dpa /fw