Alzheimer ist ein Thema, das viele Menschen bewegt. "Die Erkrankung nimmt in unserer Gesellschaft einen immer breiteren Raum ein und es ist wichtig, nicht nur zu Alzheimer zu forschen, sondern auch das tägliche Leben mit der Krankheit im Blick zu behalten. Schließlich werden wir alle immer älter und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir an Alzheimer erkranken, immer stärker an.", so Prof. Jucker, Direktor am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung, einem der bundesweit größten und modernsten Zentren zur Erforschung neurologischer Erkrankungen. Er arbeitet an einem Therapieansatz gegen die ersten frühen Veränderungen im Gehirn.
In Deutschland sind rund eine Million Menschen an Alzheimer, einer primären Form der Demenz, erkrankt. Das macht Alzheimer zur häufigsten neurodegenerativen Erkrankung des alternden Gehirns. Die Ursache ist nach wie vor ungeklärt, daher ist vor allem Grundlagenforschung von entscheidender Bedeutung. Zentrale Aufgabe von Prof. Jucker und seinen Kollegen am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) in Tübingen ist es, die Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer besser zu verstehen und neue Behandlungsstrategien zu entwickeln.
Die Forscher wissen, dass sich das Gehirn bereits 15 bis 20 Jahre, bevor die ersten Anzeichen für eine Alzheimer-Erkrankung auftreten, verändert, indem sich die ersten falsch gefalteten Eiweiße im Gehirn ablagern. "Während man normalerweise mit einer Therapie erst dann beginnt, wenn Krankheitssymptome auftreten, ist das bei Alzheimer viel zu spät", sagt Prof. Jucker. "Daher versuchen wir, eine Therapie gegen diese ersten Veränderungen im Gehirn zu entwickeln – und das schon Jahre, bevor Symptome zu erkennen sind."
Dafür arbeitet der Wissenschaftler mit Menschen, die sehr wahrscheinlich an Alzheimer erkranken werden: "Ich koordiniere die DIAN-Studie in Deutschland, ein weltweites Projekt, das den Verlauf der dominant vererbten Form der Alzheimer-Erkrankung untersucht", erklärt Prof. Jucker. Von den Studienteilnehmern wisse man, dass in ihren Familien Alzheimer vererbt werde. "Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Menschen an Alzheimer erkranken, ist also sehr hoch. Daher können wir sie schon Jahre, bevor erste Symptome auftreten, regelmäßig auf Veränderungen im Gehirn untersuchen", so Prof. Jucker. Bei diesen Patienten versuchen die Forscher dann, die deformierten Eiweiße zu entfernen, damit sie keine weiteren Eiweiße anstecken – und das viele Jahre, bevor die ersten Symptome auftreten. "Wir glauben, dass es erst gar nicht zu einer Erkrankung kommen wird, wenn wir schon die ersten falsch gefalteten Eiweiße entfernen", sagt Prof. Jucker.
Ein Ansatz, der Hoffnung macht, Alzheimer eines Tages eindämmen zu können, denn der Wissenschaftler sieht in der Erkrankung auch eine gesellschaftliche Herausforderung: "Wir Menschen werden immer älter und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken: Wer heute 100 Jahre alt ist, hat ein extrem hohes Risiko. Damit müssen wir lernen umzugehen."
Quelle: Gemeinnützige Hertie-Stiftung