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Alzheimer-Diagnose per Biomarker-Test?

Bislang war es aufwendig, die verschiedenen Demenzformen klar voneinander abzugrenzen. Eine Studie untersuchte nun einen Biomarkertest, der zu einer sicheren Alzheimer-Diagnose beitragen kann.

Gesünderer Lebensstil durch das Wissen, "Alzheimer-Kandidat" zu sein

Laut Angaben der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft e.V.1 nimmt die Zahl der Demenzerkrankten kontinuierlich zu und wird sich bis zum Jahr 2050 in Deutschland von 1,6 auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen. Ein Großteil der Betroffenen leidet unter einer Alzheimer-Demenz, doch es gibt auch Demenzen anderer Ursache, welche anders behandelt werden müssen. Bislang war es aufwendig, die verschiedenen Demenzformen klar voneinander abzugrenzen. Eine Studie2 untersuchte nun einen Biomarkertest, der zu einer sicheren Alzheimer-Diagnose beitragen kann.

Die S3-Leitlinie "Demenzenz" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie3 gibt einen Algorithmus vor, um eine Demenz zu diagnostizieren und die krankheitsauslösende Ursache zu bestimmen. Doch die Abgrenzung möglicher zugrundeliegender neurodegenerativer Erkrankungen ist in der Praxis nicht immer einfach. Eine sicherere Diagnose ergibt sich aus der Analyse des Nervenwassers (Liquor), oder einem PET-Scan des Gehirns – Untersuchungen, die invasiv sind bzw. teuer. Ein Bluttest auf Alzheimer wäre wünschenswert, um die Erkrankung sicher und vor allem auch schneller diagnostizieren zu können, und zwar nach Möglichkeit, bevor sich eine schwere Demenz entwickelt hat.

Diese Erwartung könnte sich perspektivisch erfüllen. Eine internationale Studiengruppe hat nun vielversprechende Ergebnisse für den Biomarker Phospho-tau217 im Blutplasma vorgelegt2. Der Biomarker wurde von der Studiengruppe an drei unterschiedlichen Kohorten mit PatientInnen unterschiedlichen Alters getestet (das Durchschnittsalter in Kohorte 1 betrug 83,5 Jahre, in Kohorte 2 69,1 Jahre und in Kohorte 3 35,8 Jahre).

Die nun vorliegende Arbeit untersuchte das an Position 217 hyperphosphorylierte Tau-Protein (pTau217) und es zeigte sich in allen drei Kohorten mit insgesamt 1.402 Personen, dass es mit einer hohen Spezifität Alzheimer-PatientInnen und sogar TrägerInnen einer Mutation, die zu Alzheimer führen kann, identifizieren kann. Es hatte eine signifikant höhere Treffsicherheit als pTau181 und NfL. Die Genauigkeit der Bestimmung war vergleichbar mit der der Liquor-Untersuchung oder eines PET-Scans. "Die Studienautoren verweisen darauf, dass weitere Untersuchungen durchgeführt werden müssen, aber die vorliegenden Daten bestätigen, dass pTau217 ein vielversprechender Biomarker sein könnte, der eine frühzeitige Diagnose ermöglicht", kommentiert Prof. Dr. Richard Dodel, Neurologe und Inhaber des Lehrstuhls für Geriatrie an der Universität Duisburg-Essen. "Im Moment haben wir keinen Wirkstoff, der eine Alzheimer-Demenz heilen könnte, umso wichtiger ist daher die Prävention. Es gibt verschiedene Risikofaktoren für eine Demenz wie Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen, körperliche Inaktivität, Diabetes mellitus, Depression und ein geringer sozialer Kontakt und man kann auf diese Faktoren aktiv Einfluss nehmen. Zu wissen, dass man ein 'Alzheimer-Kandidat' ist, wird viele Menschen zu einem gesünderen Lebensstil motivieren. Ein Alzheimer-Frühtest kann somit perspektivisch die Krankheitslast senken."

"Hinzu kommt, dass die Forschung intensiv an neuen Therapien arbeitet und es auch für die Durchführung wissenschaftlicher Studien von Bedeutung ist, dass eine gesicherte Alzheimer-Diagnose vorliegt. Ein einfacher Bluttest könnte den Aufwand zur Diagnosesicherung bei Therapiestudien zu Alzheimer verschlanken, zu einer höheren Effizienz beitragen und Studien beschleunigen. Das ist eine gute Botschaft zum Welt-Alzheimertag, der im nächsten Monat stattfinden wird," erklärt Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN, abschließend.

Referenzen:
1. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Informationsblatt 1Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen. Abrufbar unter https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/alz/pdf/factsheets/infoblatt1_haeufi...
2. Palmqvist S, Janelidze S, Quiroz YT et al. Discriminative Accuracy of Plasma Phospho-tau217 for Alzheimer Disease vs Other Neurodegenerative Disorders. JAMA. Published online July 28, 2020. doi:10.1001/jama.2020.12134
3. S3-Leitlinie Demenzen. Abrufbar unter: https://www.dgn.org/images/red_leitlinien/LL_2016/PDFs_Download/038013_LL_Demenz...