Mütter bringen ihre Kinder immer später zur Welt. Im Jahr 1965 gebaren Frauen laut Bundeszentrale für politische Bildung ihr erstes Kind, als sie im Durchschnitt 24,9 Jahre alt waren. Dem Statistischen Bundesamt kann man entnehmen, dass das Durchschnittsalter mittlerweile auf 30 Jahre angestiegen ist. Jede fünfte Mutter sei 35 Jahre alt oder älter. Wie lässt sich dieser Wandel erklären? Hier erscheint der Verweis auf die Fortschritte in der Gleichstellung zwischen Mann und Frau naheliegend. Dass Frauen die Erlaubnis ihrer Ehemänner benötigten, um einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen, war im Bürgerlichen Gesetzbuch bis 1977 verankert. Damals kümmerte sich die Frau um den Haushalt und zog die Kinder groß. Heutzutage heißt es dagegen für viele: Erst Karriere, dann Kinder. Laut einer Forsa-Studie würden 60 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen Social Freezing – das Einfrieren von Eizellen – in Betracht ziehen. In vielen Kontexten wird das Gebären im höheren Alter mit einer steilen Karriere der Mutter assoziiert. Wie wirkt sich jedoch das Alter der Mutter auf die kognitiven Fähigkeiten ihrer Kinder aus? Und: Gab es aufgrund der gesellschaftlichen Fortschritte einen Wandel im Laufe der vergangenen Jahre? Genau das haben sich nun Forscher der London School of Economics and Political Science (LSE) und des Max Planck Institute for Demographic Research (MPIDR) gefragt. Im Zuge dessen werteten sie Daten aus, die in den Jahren 1958, 1970 und 2001 erhoben wurden.
Erhebungen aus den Jahren 1958 und 1970 zeigen, dass Kinder, deren Mütter bei der Geburt zwischen 25 und 29 Jahre alt waren, den kognitiven Intelligenztest erfolgreicher bestritten, als Kinder, die von 35 bis 39-jährigen Müttern geboren wurden. Demnach gebaren jüngere Mütter intelligentere Kinder. Die Kohorte aus dem Jahr 2001 dokumentierte allerdings genau das Gegenteil: Kinder waren intelligenter, wenn ihre Mütter zum Zeitpunkt der Geburt älter waren.
Um den Ursachen dieses Wandels auf den Grund zu gehen, durchleuchteten die Wissenschaftler mögliche Störvariablen. Sie stießen auf den sozio-ökonomischen Status der Frau. In der heutigen Zeit haben ältere Mütter den jüngeren einiges voraus: Sie haben einen höheren Bildungsstand, konnten sich in ihrer beruflichen Tätigkeit etablieren und verfügen über das Verantwortungsbewusstsein, während der Schwangerschaft auf den Zigarettenkonsum zu verzichten, teilen die Studienautoren mit. Früher hätte es diese Unterschiede zwischen jung und alt nicht gegeben. Diese positiven Eigenschaften scheinen ältere Mütter in der heutigen Zeit auf ihren Nachwuchs zu projizieren.