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Ärztetag diskutiert umstrittene Themen

Die Eröffnung wird feierlich, bei einigen Themen dürfte es dann aber nicht so harmonisch zugehen: Beim Ärztetag muss sich der neue Minister Spahn auf Kritik gefasst machen.

Debatte über mehr Online-Behandlungen und Sprechzeiten 

Die Eröffnung wird feierlich, bei einigen Themen dürfte es dann aber nicht so harmonisch zugehen: Beim Ärztetag muss sich der neue Minister Spahn auf Kritik gefasst machen.

Sprechstunden per Video, zusätzliche Anforderungen der Politik, Rufe nach mehr Geld: Beim Dienstag beginnenden 121. Deutschen Ärztetag stehen umstrittene Themen für Mediziner und Patienten auf dem Programm. Ärzte beklagen zudem zunehmende Aggressionen in Praxen und fordern härtere Strafen. Zur Eröffnung des Ärztetags (10.00) wird in Erfurt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erwartet. Das Ärzteparlament aus 250 Abgeordneten tagt dann noch bis diesen Freitag in Thüringens Hauptstadt.

Zur Abstimmung steht unter anderem eine Lockerung des Berufsrechts, das "ausschließliche" Fernbehandlungen per Internet und Video bisher untersagt. Laut einer Vorlage des Vorstands der Bundesärztekammer soll dies "im Einzelfall" erlaubt werden - wenn ärztlich vertretbar.

Videosprechstunden als Ergänzung

Die gesetzlichen Krankenversicherungen ermunterten die Ärzte dazu. "Videosprechstunden und Online-Konsultationen als Ergänzung des traditionellen Arzt-Patienten-Verhältnisses sind überfällig", sagte der Vize-Chef des GKV-Spitzenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg, der Deutschen Presse-Agentur. Wichtig sei aber, "dass niemand, der einen Arzt von Angesicht zu Angesicht sprechen möchte, zu einem virtuellen Kontakt gedrängt werden darf".

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte den Vorstoß der Ärzte. "Noch nie waren Ärztefunktionäre weiter weg von den Nöten der alten, pflegebedürftigen und schwerstkranken Menschen", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der Neuen Osnabrücker Zeitung (Dienstag). "Es finden sich kaum noch Mediziner, die ins Haus kommen. Stattdessen soll es jetzt die Fernbehandlung am Computer richten." Alte Menschen, denen die Kraft zum Arztbesuch fehle, würden so noch mehr abgehängt.

Mediziner besorgt über wachsende Gewalt

Zum Ärztetag beklagen die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der NAV-Virchow-Bund der niedergelassenen Ärzte wachsende Gewalt gegen Mediziner. Auch hierfür solle daher der neue Straftatbestand zum Schutz von Feuerwehr, Polizisten und Rettern gelten. Eine 2017 in Kraft getretene Strafgesetzbuch-Änderung sieht bis zu fünf Jahre Haft vor.

Die beiden Verbände stellten eine Auswertung zu Aggressionen vor. Pro Arbeitstag komme es in deutschen Praxen 288 Mal zu körperlicher Gewalt. Verbale Gewalt gebe es in täglich 2870 Fällen. Für die Zahlen seien Antworten von 7500 Medizinern in einer Umfrage ausgewertet und auf die 145.000 niedergelassenen Ärzte in Deutschland hochgerechnet worden, hieß es zur Methode. Pro Jahr gibt es nach Ärzte-Angaben rund eine Milliarde Kontakte zwischen Ärzten und Patienten und mehr als 600 Millionen Behandlungsfälle in Praxen niedergelassener Mediziner.

Die Kassenärzte haben zum Ärztetag zudem deutlich gemacht, dass sie auf mehr Geld bestehen, wenn die große Koalition die Sprechzeiten für Kassenpatienten von 20 auf 25 Stunde pro Woche ausdehnen will. Dies soll ermöglichen, dass sie schneller an Termine kommen.