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Ältere profitieren vom Schutz durch Statine

Auch Menschen über 75 Jahre profitieren von der Einnahme eines Cholesterin-Senkers und schützen sich damit vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Da die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Alter steigt, könnte der Nutzen bei ihnen sogar größer sein als bei jüngeren Menschen.

Nutzen bei Arteriosklerose und Diabetes sogar höher

Auch Menschen über 75 Jahre profitieren von der Einnahme eines Cholesterin-Senkers und schützen sich damit vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Da die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Alter steigt, könnte der Nutzen bei ihnen sogar größer sein als bei jüngeren Menschen.

Cholesterin ist eigentlich für den menschlichen Körper ein lebenswichtiger Baustein. Zu viel Cholesterin im Blut führt jedoch zu Ablagerungen und damit zu Einengungen in den Gefäßen. Diese unterbrechen den Blutfluss und lösen so einen Schlaganfall oder Herzinfarkt aus.

Um erhöhte Cholesterinwerte zu senken, steht seit den 1980er Jahren eine Gruppe gut verträglicher und preisgünstiger Medikamente zur Verfügung. Die als Statine bezeichneten Cholesterinsenker haben sich bei jüngeren Menschen bewährt. Bei älteren Patienten sind viele Ärzte bezüglich einer Verordnung bislang zurückhaltender. "Viele Ärzte sind der Auffassung, dass sich die Behandlung bei hochbetagten Menschen – wegen der einzuplanenden Zeit bis zur einsetzenden Wirkung – nicht mehr lohne“, so Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Bochum, der Mitglied im Vorstand der DGE ist. Doch immer mehr Menschen seien im Alter von 75 Jahren körperlich noch gesund und biologisch betrachtet jünger. "Klinische Studien haben gezeigt, dass die schützende Wirkung schon nach wenigen Jahren eintritt“, sagte der Endokrinologe weiter. Insofern könnte auch diese PatientInnen-Gruppe von der Medikamenteneinnahme profitieren.

Metaanalyse zeigt Nutzen für ältere PatientInnen

Dass sich die Einnahme von Statinen für ältere Menschen lohnen kann, zeigen auch die Ergebnisse einer Meta-Analyse von 28 früheren klinischen Studien, die Forscher der Oxford Universität kürzlich im Lancet veröffentlicht haben. Von den 186.854 Teilnehmern waren 14.483 älter als 75 Jahre. "Die Behandlung mit einem Statin über etwa fünf Jahre Dauer senkte auch in dieser Gruppe die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle deutlich", berichtete Schatz. Der Effekt sei zwar etwas geringer als bei jüngeren Menschen, doch weil die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit dem Alter ansteige, könnte nach Einschätzung des Experten absolut gesehen dennoch eine größere Anzahl kardiovaskulärer Ereignisse verhindert werden.

Auch Menschen mit weiteren Grunderkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus Typ 2, von dem jeder vierte über 80-Jährige in Deutschland betroffen ist, können von Statinen profitieren. "Menschen mit erhöhtem Blutzucker haben ein besonders hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse, das durch Statine gesenkt werden kann", berichtete Professor Matthias M. Weber, Mediensprecher der DGE.

Er verweist auf eine im letzten Jahr im britischen Ärzteblatt (BMJ 2018; 362: k3359) veröffentlichte Auswertung von Krankenversicherungsdaten aus Katalonien. "Eine Behandlung mit Statinen senkte bei 75- bis 85-jährigen Menschen mit Diabetes das Herz-Kreislauf-Risiko um fast ein Viertel und das Sterberisiko um 16%", sagte Weber. "Insbesondere für ältere Menschen mit Diabetes mellitus oder bereits bestehenden Folgeerkrankungen durch Gefäßverkalkung wie Verschlusserkrankungen der Beingefäße, Schlaganfälle oder Herzinfarkte kann die Einnahme von Statinen sehr wichtig und sinnvoll sein", fasste der DGE-Mediensprecher diese Veröffentlichungen prägnant zusammen.

Welche Bedeutung haben die Daten für die Praxis?

Deshalb raten die Experten den Ärzten, mit älteren Patienten über ihre individuelle Krankheitssituation und den möglichen Nutzen der Statine zu sprechen und am Ende zu einer gemeinsamen Entscheidung ("shared decision“) zu kommen. Die Option einer medikamentösen Cholesterinsenkung sollte in jedem Fall individuell geprüft werden. Erhöhte Cholesterinwerte verursachen, wie meist auch ein erhöhter Blutdruck, keine Beschwerden – und damit auch keinen Leidensdruck bei den Betroffenen. Daher ist eine genaue Aufklärung über den individuellen Nutzen und mögliche Nebenwirkungen insbesondere bei der Primärprävention wichtig. Eine Behandlung sei jedoch nur dann wirksam, wenn nicht nur der Arzt, sondern auch der Patient von ihrem Nutzen überzeugt ist und er die Tabletten regelmäßig einnimmt, gaben die Experten abschließend zu bedenken.