Berliner Flüchtlinge nehmen das neue Impfmobil, das verschiedene Notunterkünfte anfährt, bisher gut an. Seit dem Start des “MediBus” am Donnerstag vergangener Woche seien bereits 140 Menschen immunisiert worden, sagte Joachim Seybold, Koordinator der Flüchtlingshilfe an der Berliner Charité. Mindestens 100 Flüchtlinge pro Tag wollen die Mediziner künftig erreichen. Mit an Bord sind zwei Charité-Ärzte und zwei Assistenten, die beraten und impfen. Sie setzen zum Beispiel Spritzen gegen Mumps, Masern, Röteln, Windpocken, Tetanus und Diphtherie. “Wir impfen jetzt auch gegen Grippe, da das Ansteckungsrisiko in einer Massenunterkunft groß ist”, ergänzte Seybold.
“Wir hatten bisher schon Masern- und Windpockenausbrüche in den Unterkünften”, berichtete der Arzt. Selbst Windpocken seien nicht harmlos, wenn Schwangere sich ansteckten. “Das kann bei Babys zu Missbildungen führen, Infektionen müssen deshalb im Krankenhaus kostenaufwendig behandelt werden.” Allgemein gilt der gesundheitliche Zustand der Flüchtlinge abgesehen von Erkrankungen, die durch die Reisestrapazen hervorgerufen wurden, als gut, betonen Mediziner.
Viele Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten sind allerdings durch den Zusammenbruch der Gesundheitssysteme in ihrer Heimat nicht ausreichend immunisiert – vor allem die Kinder.
Bisher waren Shuttlebusse von den Unterkünften zu den Ärzten gestartet. Allein die Charité hat so bisher seit März rund 15.000 der insgesamt rund 70.000 Flüchtlinge in Berlin immunisiert. Bereits davor gab es Angebote der Kassenärztlichen Vereinigung. Mit ihrer Gesundheitskarte können Flüchtlinge zum Impfen auch in Arztpraxen gehen. Impflücken blieben trotzdem, da nicht alle Bewohner die Angebote kannten oder verstanden. Der “MediBus” hat Übersetzungsmöglichkeiten in 50 Sprachen an Bord. Widerstände gegen die Impfangebote gab es bislang nicht.
Da auch der Impfschutz der Berliner nicht perfekt ist, gab es bereits größere Masernausbrüche in der Hauptstadt. Impfungen sind in Deutschland grundsätzlich freiwillig.
Der umgebaute Linienbus, den die Deutsche Bahn zur Verfügung gestellt hat, soll erst einmal bis Jahresende fahren – von Montag bis Samstag. Danach wird entschieden, ob das Projekt weiterlaufen soll. Bus und Fahrer kosten rund 350 Euro pro Einsatztag, dazu kommen die Kosten für das medizinische Personal. Das Impfmobil wird aus Mitteln des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten finanziert.