In fünf Tagen impften 68 000 Freiwillige rund 8,9 Millionen Kinder, sagte ein Koordinator der Aktion im afghanischen Gesundheitsministerium, Hedaiatullah Stanaksai, am Montag. Rund 200 000 Kinder könnten wohl nicht geimpft werden, 160 000 allein in der nordafghanischen Provinz Kundus. Taliban kontrollieren dort die meisten Distrikte. In Kundus war bis 2013 auch die Bundeswehr stationiert.
Afghanistan ist neben Pakistan und Nigeria eines von drei Ländern weltweit, in denen es noch neue Fälle der hochansteckenden Viruserkrankung gibt. 2015 wurden in Afghanistan 20 Fälle erfasst, 2016 noch 13. In diesem Jahr seien bisher zwei Fälle registriert worden, sagte Stanaksai.
Allerdings können wegen des sich verschärfenden Konflikts mit den radikalislamischen Taliban seit Monaten schon viele Kinder nicht mehr geimpft werden. Außerdem könnten die Impfteams auch in Teilen von Helmand, Farah, Kandahar und Paktika nicht arbeiten, hieß es. In Helmand hatten die Taliban den Impfteams schon 2014 verboten, von Tür zu Tür zu gehen. Sie befürchteten, die Teams könnten "spionieren" und Informationen über Taliban-Mitglieder oder deren Aktivitäten sammeln.
Kinderlähmung bedroht vor allem Kleinkinder. Eine von 200 Infektionen führt laut WHO zu dauerhaften Lähmungen. Bis zu 10 Prozent der gelähmten Kinder sterben. Ein Heilmittel gibt es nicht, nur die vorbeugende Impfung bietet Schutz.