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1.300-facher Angriff auf die Malaria

Eine internationale Forschungsgruppe um den Zellbiologen Volker Heussler von der Universität Bern hat hunderte genetische Schwachstellen des Malaria-Parasiten Plasmodium identifiziert. Diese sind in der Medikamenten- und Impfstoffentwicklung dringend erforderlich, um die Krankheit besser bekämpfen zu können.

Genomweiter Screen als Durchbruch in der Malariaforschung

Eine internationale Forschungsgruppe um den Zellbiologen Volker Heussler von der Universität Bern hat hunderte genetische Schwachstellen des Malaria-Parasiten Plasmodium identifiziert. Diese sind in der Medikamenten- und Impfstoffentwicklung dringend erforderlich, um die Krankheit besser bekämpfen zu können.

Trotz großer Anstrengungen in Medizin und Wissenschaft sterben weltweit immer noch mehr als 400.000 Menschen an Malaria. Die Infektionskrankheit wird durch den Stich von Moskitos übertragen, die den Malariaparasiten Plasmodium in sich tragen. Das Genom des Parasiten – also das gesamte Erbgut – ist mit etwa 5.000 Genen relativ klein. Im Gegensatz zu menschlichen Zellen verfügen Plasmodium-Parasiten zudem von jedem Gen jeweils über nur eine einzelne Kopie. Wenn man aus dem gesamten Erbgut des Parasiten ein Gen entfernt, führt dies deshalb direkt zu einer Veränderung.

Ein internationales Konsortium unter der Leitung der Professoren Volker Heussler vom Institut für Zellbiologie (IZB) der Universität Bern und Oliver Billker vom Sanger-Institut in Grossbritannien hat sich diese Tatsache zunutze gemacht. Erstmals haben die Forschenden eine sogenannte genomweite Gendeletionsstudie beim Malariaparasiten durchgeführt: Die Forschenden entfernten gezielt über 1.300 einzelne Gene, beobachteten die Auswirkungen auf den Parasiten in dessen gesamten Lebenszyklus und konnten so Schwachstellen des Erregers identifizieren.

Individuelle genetische Codes beschleunigen Forschung um Jahrzehnte

Für die Untersuchungen griffen die ForscherInnen auf ein Malaria-Mausmodell zurück, das am Institut für Zellbiologie der Universität Bern etabliert ist. Jedes der 1.300 Parasitengene wurde durch einen individuellen genetischen Code ersetzt, um anschliessend verfolgen zu können, wie sich das Entfernen der einzelnen Gene auf den Parasiten auswirkt.

Die Verwendung individueller Codes ermöglicht es, viele Parasiten gleichzeitig zu untersuchen und damit die Jahrzehnte lange Arbeit an einzelnen Genen drastisch zu verkürzen. Dem internationalen Konsortium gelang es nach dreijähriger Forschung, das Genom des Parasiten systematisch in allen Lebensphasen zu durchforsten. "Im gemeinsam mit dem Sanger-Institut durchgeführten Deletionsexperiment konnten wir gleichzeitig hunderte Schwachstellen identifizieren, vor allem im Stoffwechsel des Parasiten", so Rebecca Stanway, eine der führenden Wissenschaftlerinnen dieses Projekts aus der Berner Gruppe.

Modellberechnungen helfen, Angriffsziele zu bestimmen

Um Ordnung in die Vielzahl der identifizierten Stoffwechselgene zu bringen, haben sich die Berner Forschenden mit der Gruppe von Professor Vassily Hatzimanikatis von der EPFL in Lausanne und der Professorin Dominique Soldati-Favre von der Universität Genf zum Konsortium "MalarX" zusammengeschlossen, das vom Schweizerischen Nationalfonds finanziell unterstützt wird. Mit den Daten des Malaria-Genom-Screens hat die Arbeitsgruppe an der EPFL Modelle berechnet, die essenzielle Stoffwechselwege des Parasiten aufzeigen. "Dank dieser Modelle können Vorhersagen erstellt werden, welche der bisher noch nicht erforschten Gene für den Parasiten lebenswichtig sind und sich somit als Ziele für die Malariabekämpfung eignen", sagte die Modell-Expertin Anush Chiappino-Pepe von der EPFL in Lausanne.

Einige dieser Vorhersagen wurden dann von den Berner Forschenden in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Chris Janse an der Universität Leiden in den Niederlanden experimentell bestätigt. "Der genomweite Screen mit den dazugehörigen Stoffwechselmodellen bedeutet einen Durchbruch in der Malariaforschung", so Magali Roques aus der Berner Gruppe. "Unsere Ergebnisse werden weltweit viele Malariaforscherinnen und -forscher unterstützen. Sie können sich bei ihrer Arbeit nun auf die für den Parasiten überlebensnotwendigen Gene konzentrieren und so effiziente Medikamente und Impfstoffe gegen verschiedene Lebensstadien des Parasiten entwickeln", fügte Ellen Bushell abschließend hinzu.