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Krankenversicherung für Ärzte - das gilt es zu beachten

Die private Krankenversicherung bringt bessere Leistungen, die gesetzliche schont den Geldbeutel. Stimmt das? Und wie ist die Lage für Ärzte als Leistungsempfänger?

Gesetzliche und private Krankenversicherung: eine Kurzvorstellung

In Deutschland ist zunächst jeder Arbeitnehmer bei der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) pflichtversichert. Die Beitragshöhe ist vom jeweiligen Einkommen abhängig. Sie werden unmittelbar vom Bruttogehalt abgezogen und zu jeweils 50 % vom Arbeitnehmer sowie Arbeitgeber getragen. Monatliche Einkünfte bis zur Beitragsbemessungsgrundlage von 4.837,50 € oder einem Jahreseinkommen von 58.050 € (Stand 2021) werden zur Ermittlung der Beiträge berücksichtigt. Seit dem 1. Januar 2015 gilt für die GKV ein allgemeiner Beitragssatz von 14,6 %. Für freiwillig versicherte Selbstständige, wie für niedergelassene Ärzte, ist ein ermäßigter Beitragssatz von 14 % möglich.1

Wie finanziert sich die GKV? Die GKV versichert sich aus Bundeszuschüssen, Beiträgen sowie Zusatzbeiträgen. Reichen die Mitgliederbeiträge nicht zur Deckung des Finanzaufwandes aus, können die gesetzlichen Krankenkassen individuelle Zusatzbeiträge erheben. Die Höhe der Zusatzbeiträge variiert je nach Krankenversicherung, um einen Wettbewerb zwischen den einzelnen Krankenkassen zu gewährleisten. Seit dem 1. Januar 2019 tragen Arbeitnehmer und -geber ebenfalls die Zusatzbeiträge zu gleichen Teilen.2

Während bei der GKV der behandelnde Arzt für die Leistungsabrechnung im direkten Kontakt mit der Krankenversicherung steht, müssen Privatversicherte zunächst in Vorleistung gehen. Die Behandlungskosten werden im Voraus mit dem Arzt besprochen, um sie im Nachhinein von der privaten Krankenversicherung (PKV) einzufordern. Im Gegensatz zu der GKV finanziert sich die PKV lediglich aus den Mitgliederbeiträgen und wirtschaftet im Kapitaldeckungsverfahren.3 Die Beitragshöhe richtet sich nach dem Risiko des Versicherten: dem Eintrittsalter, die individuelle Invaliditäts- und Krankheitsgefahr, wie dem vereinbarten Leistungsumfang.4

Für welchen Arzt kommt eine private Krankenversicherung in Betracht?

Frisch approbierte Ärzte und Berufseinsteiger kommen nicht sofort in die Patrouille, sich mit den Vor- und Nachteilen einer PKV bekannt machen zu müssen. Bis zu der Versicherungspflichtgrenze in Höhe eines monatlichen Bruttoeinkommens von 5.362,50 € (Stand 2021) beziehungsweise eines Jahresbruttoeinkommen von 64.350 € besteht nämlich Versicherungspflicht in der GKV. Erst mit dem Überschreiten der jährlich angepassten Versicherungspflichtgrenze erlischt die Versicherungspflicht der GKV.

Assistenzärzte, kurz vor dem Ende ihrer Facharztausbildung, dürfen sich bereits mit den Vor- und Nachteilen einer PKV vertraut machen. Bei dem Privatkonzern Helios überschreiten die Assistenzärzte bereits in der letzten Gehaltsstufe mit 6.288 €5 die Versicherungspflichtgrenze der GKV. Ein Wechsel in die PKV ist möglich.

Selbstständige und freiberufliche Ärzte unterliegen nicht der Versicherungspflicht. Für sie ist ein Wechsel in die PKV jederzeit möglich.6 Fällt die Entscheidung zugunsten der PKV aus, erfolgt zunächst eine Antragsstellung. Auch die Ablehnung seitens der Krankenkasse stellt ein mögliches Szenario dar. Grundlage dieser Entscheidung ist die zuvor anstehende Gesundheitsprüfung. Frühere Erkrankungen und chronische Leiden werden seitens der PKV in Erfahrung gebracht und bei erfolgreicher Annahme der Berechnung der Beitragshöhe zugrunde gelegt.78

Allerdings müssen alle PKV einen Basistarif anbieten, der mit dem der GKV vergleichbar ist. Und für diesen Tarif darf die PKV niemanden abweisen, der die Voraussetzungen erfüllt. Der Versicherungsbetrag darf den jeweiligen GKV-Höchstbetrag nicht überschreiten und liegt aktuell bei 769,16 € pro Monat (Stand Januar 2021).9

Welche Leistungen bieten die Krankenkassen?

Eine wichtige Entscheidungsgrundlage liefert das Leistungsangebot der Krankenversicherungen. Privatversicherte haben in der Tat mehr Anspruch auf erweiterte Leistungen. Sie profitieren beispielsweise bei Fachärzten von einer schnelleren Terminvergabe, sind in Bezug auf Zahnersatz hochwertiger versichert und können Chefarztbehandlungen, wie Ein- oder Zweibettzimmer im Krankenhaus, in Anspruch nehmen.10

Die Leistungen hängen vom gewählten Tarif der PKV ab. Um hohen Selbstbeteiligungen aus dem Weg zu gehen, sollte im Vorhinein der ausgewählte Tarif mit den zu erwartenden Behandlungskosten verglichen werden. Die Aussage, dass die PKV bessere Leistungen erbringt, stimmt daher nur beschränkt. Je nach Tarif liegt das Angebotsspektrum gar unter den Leistungen der GKV. Allerdings haben Privatversicherte ihre Leistungen ein Leben lang, während bei der GKV die Rahmenbedingungen zuweilen Anpassungen unterliegen.11

Laut des Bundesministeriums für Gesundheit steht bei den Leistungen der GKV das Wirtschaftlichkeitsgebot im Fokus. Die Leistungen sollen ausreichend, zweckmäßig sowie wirtschaftlich sein und das Maß des Notwendigen nicht überschreiten.12 Die Leistungen der GKV sind somit durch die Bundesregierung vorgeschrieben und nicht individuell auf den Versicherten abgestimmt. Einen besonderen Vorteil bietet die GKV jedoch in der Familienversicherung. Rund 16 Millionen Menschen in Deutschland sind als Familienangehörige beitragsfrei mitversichert.13

PKV für Ärzte: Vor- und Nachteile

Als Leistungserbringer der Krankenversicherungen ist Ärzten ein Blick hinter die Kulissen bekannt und trotzdem stellt sich Ihnen die Frage: Wann lohnt es sich, als Arzt in der GKV zu bleiben? Warum könnte sich ein Wechsel zur PKV rentieren?

Ein entscheidender Vorteil, den Ärzte als Patient mitbringen, ist ihr restriktives Verhalten im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von Arztleistungen. Eine Selbstdiagnose ist umgehend gestellt und die Einschätzung, welche medizinischen Leistungen notwendig sind und welche Leistungen mehr Kosten als Nutzen bringen, schnell ermittelt. Dieses Verhalten wird von der PKV positiv belohnt: privat versicherte Ärzte bekommen Beratungen und Behandlungen zu günstigeren Konditionen.14

Auf der anderen Seite muss das Schlagwort der Tarifentwicklung zur Sprache kommen. Anfänglich niedrige Tarife können im Zeitverlauf unangenehm steigen, da die Beiträge der PKV sich nach dem Alter des Eintritts und des jeweiligen Gesundheitszustandes richten.15 Um diesem Anstieg entgegenzuwirken, zahlen Privatversicherte in jüngeren Jahren einen höheren Versicherungsbeitrag – die sogenannte Alterungsrückstellung –, als zur Deckung der Krankheitskosten notwendig ist. Durch diesen gesetzlichen Zuschlag sollen die oftmals steigenden Krankheitskosten im Alter ausgeglichen werden.16

Da sich die GKV nach dem Einkommen richtet und Ärzte sich zu den Top-Verdienern der Gesellschaft zählen, fallen für sie relativ hohe Beiträge an. Dadurch kommen Ärzte bei einem PKV- Tarif meistens ökonomischer davon.17 Wer trotzdem nicht auf ein individuelleres Leistungsangebot in der GKV verzichten möchte, kann diese zum Beispiel mit privaten Krankenzusatzversicherungen aufstocken.

Referenzen:

1https://www.bundesgesundheitsministerium.de/beitraege-und-tarife.html/
2https://www.bundesgesundheitsministerium.de/beitraege-und-tarife.html
3https://www.praktischarzt.de/arzt/krankenversicherung/
4https://www.bundesgesundheitsministerium.de/private-krankenversicherung.html
5Auf vollen Betrag aufgerundet bzw. abgerundet, https://www.marburger-bund.de/sites/default/files/tarifvertraege/2019-05/TV-%C3%84rzte%20Entgelt%20Helios%20i.d.F.%206.%20%C3%84nderungsTV.pdf
6https://www.aerzte-finanz.de/Aktuelles/Privat-oder-gesetzlich
7https://www.praktischarzt.de/arzt/krankenversicherung/
8https://www.bundesgesundheitsministerium.de/gkv.html
9https://www.bundesgesundheitsministerium.de/private-krankenversicherung.html
10https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/krankenversicherung/so-wechseln-sie-von-der- privaten-in-die-gesetzliche-krankenversicherung-41289
11https://www.praktischarzt.de/arzt/krankenversicherung/
12https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/l/leistungskatalog.html
13https://www.bundesgesundheitsministerium.de/gkv.html
14https://www.aerzte-finanz.de/Aktuelles/Privat-oder-gesetzlich
15https://www.praktischarzt.de/arzt/krankenversicherung/
16https://www.bundesgesundheitsministerium.de/private-krankenversicherung.html
17https://www.aerzte-finanz.de/Aktuelles/Privat-oder-gesetzlich