Störungen des Harnstoffzyklus (Urea Cycle Disorders = UCD) sind angeborene Stoffwechselkrankheiten der Leber. Ursächlich sind Mutationen in Genen für Enzyme des Harnstoffzyklus. Aufgrund der fehlerhaft gebildeten Enzyme kann Ammoniak nicht in Harnstoff umgewandelt werden und akkumuliert im Körper.
Ammoniak wirkt stark neurotoxisch und kann zu schweren Hirnschäden führen. Entscheidend für die Ausprägung der Krankheit ist das betroffene Enzym: Je früher im Harnstoffzyklus das defekte Enzym beteiligt ist, desto schwerere Symptome treten auf.
Es existieren 8 verschiedene Enzymdefekte, die hauptsächlich autosomal-rezessiv vererbt werden. Der schwerste Verlauf tritt bei Defekten der ersten vier Enzyme auf; die Kinder werden gesund geboren, erleiden jedoch schnell Symptome wie Krampfanfälle, Hypothermie, Erbrechen, Hirnödeme, Hyperventilation sowie Lethargie bis hin zum Koma, welches letal enden kann.
Mildere Formen zeigen oft erst ab der frühen Kindheit Symptome, diese sind dabei vor allem psychischer Natur. Häufig leiden die Betroffenen unter Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität, Selbstverstümmelung, erhöhter Reizbarkeit, Psychosen oder Halluzinationen. Erkrankte leiden an einem geringen Appetit der in Folge zu Wachstumsverzögerungen führt.
Hoher Eiweißkonsum, Stress oder Krankheiten können schubartig zu einem hohen Ammoniakspiegel im Blut und damit zu Lethargie und Koma führen. Die Prognose der Krankheit hängt vom Enzymdefekt, dem Manifestationsalter und dem Therapiebeginn ab.