*BMI = Body-Mass-Index
In Deutschland haben 67 % der Männer und 53 % der Frauen einen BMI* ≥ 25 kg/m2 und gelten damit als übergewichtig. Knapp ein Viertel der Erwachsenen (23 % der Männer bzw. 24 % der Frauen) leben mit Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m2).3 Ein gewichtiges Problem, denn die überschüssige Fettmasse erhöht das Risiko für Begleit- und Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und Schlafstörungen.1
Bei starkem Übergewicht ist das Fettgewebe nicht nur vermehrt, sondern es verändert auch seine Eigenschaften: Die Adipozyten werden dysfunktional und setzen als Konsequenz vermehrt proinflammatorische Zytokine und Adipokine frei.4-6 Wichtig zu wissen: Fettgewebe ist ein endokrin stark aktives Organ.6 Überschüssiges – insbesondere viszerales und ektopisches – Fettgewebe führt letztendlich zu einer leichten Entzündungsreaktion.2,4-6
Doch wodurch werden diese Entzündungsreaktionen verursacht? Die genaue Datenlage ist bisher unklar. Die Entzündung des Fettgewebes beginnt wahrscheinlich mit der Hypertrophie von Adipozyten oder der Unfähigkeit des Fettgewebes, zu expandieren.7 Mit der Größenzunahme der Fettzellen wird zellulärer Stress ausgelöst, der zu einer Aktivierung intrazellulärer Stresskinasen wie z. B. NF-κB („nuclear factor kappa light chain enhancer of activated B-cells“) führt. Diese bewirken wiederum die Sekretion proinflammatorischer Adipokine und Entzündungsmediatoren wie z. B. IL-6 (Interleukin 6). Die proinflammatorischen Signale rekrutieren Immunzellen in das Fettgewebe oder aktivieren gewebeständige Immunzellen, die dann ebenfalls proinflammatorische Signale produzieren. Zusätzlich führt eine vermehrte Freisetzung von Fettsäuren durch erhöhte basale und katecholamin-stimulierte Lipolyse zu Insulinresistenz und inflammatorischer Aktivierung in den Zielzellen.6
Die so ausgelösten Entzündungsreaktionen werden als Metaflammation bezeichnet.8 Entzündungen im Körper können durch erhöhte Serumspiegel des C-reaktiven Proteins (CRP) sowie im Rahmen einer detaillierten Untersuchung häufig auch durch erhöhte Werte von IL-1 und IL-6, TNF (Tumornekrosefaktor) und Leptin nachgewiesen werden.6,8 Allerdings fehlen aktuell spezifische Biomarker zur Differenzierung von akuten und chronischen Entzündungen.9
Ist es möglich, die durch Übergewicht bedingten chronischen Entzündungsprozesse im Körper durch eine Gewichtsabnahme, beispielsweise durch eine Ernährungsumstellung oder eine bariatrische Operation, zu verringern? Eine systematische Literaturrecherche auf Basis der Daten von 6.742 Patient:innen (mittleres Alter: 44 ± 3 Jahre; mittlerer BMI: 33 ± 6,6; Ø Gewichtsreduktion: 1,1 kg pro Monat; Beobachtungszeit: drei Wochen bis zwei Jahre) sagt ja: Die Mehrheit der ausgewerteten Studien kommt zum Schluss, dass eine Gewichtsreduktion die entzündungsfördernden Zytokine im Blut reduziert, nur drei Studien konnten diesbezüglich keinen Effekt beobachten.10
Fazit
Überschüssiges (v. a. viszerales) Fettgewebe führt über eine kaskadenartige Aktivierung von Immunzellen zu Entzündungsreaktionen im Fettgewebe.6 Anhaltende Entzündungsreaktionen begünstigen die Entstehung von Folgeerkrankungen der Adipositas, vor allem kardiometabolische Erkrankungen.9 Auch zwischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, wie der RA und starkem Übergewicht wurde eine Assoziation nachgewiesen.2 Studien zeigen, dass eine Gewichtsreduktion die Entzündungsprozesse im Körper verringern kann.10
*BMI = Body-Mass-Index
PP-AU-DE-2679