a Cyclische Citrullinierte Peptid-Antikörper.
80 % der Patient:innen mit rheumatoider Arthritis (RA) leiden unter Begleiterkrankungen.1 Ähnlich ist es bei Menschen mit axialer Spondyloarthritis (axSpA) oder Psoriasis-Arthritis (PsA).1,2 Komorbiditäten können den Verlauf der Grunderkrankung beeinflussen und Therapiemöglichkeiten einschränken.1,2 Im Behandlungsalltag ist es deshalb wichtig zu wissen, dass rheumatische Erkrankungen nicht nur Auswirkungen auf Organe wie Lunge, Niere und Herz3 haben können, sondern auch die Zahngesundheit beeinträchtigen können.
Chronische Entzündungen und die Langzeitanwendung bestimmter Medikamente spielen auch bei der Mundgesundheit eine entscheidende Rolle. Durch rheumatisch bedingte Entzündungen kann zum Beispiel das Zahnfleisch angegriffen werden. Als Folgekomplikation kann Zahnverlust drohen.4
Auf der anderen Seite können unbehandelte Zahnerkrankungen systemische Infektionen auslösen. Aufgrund der medikamentösen Therapie mit Glukokortikoiden und Immunsuppressiva haben RA-Patient:innen hierfür ein höheres Risiko. Zudem leiden Betroffene nicht selten unter Mundtrockenheit und einer gereizten Mundschleimhaut, wodurch Karies und Parodontitis leichteres Spiel haben.5
Das Wissen um den Zusammenhang zwischen axSpA bzw. PsA und Parodontitis ist bislang begrenzt. Da allen drei Erkrankungen aber die gleichen pathologischen Mechanismen zugrunde liegen - insbesondere in Bezug auf chronische Entzündungen und Immunreaktionen - liegt die Vermutung nahe, dass sich auch axSpA und PsA auf die Zahngesundheit auswirken können. Zahnärzt:innen und Rheumatolog:innen sollten sich dieser Zusammenhänge bewusst sein und eine regelmäßige Parodontaluntersuchung und -pflege im Behandlungsplan empfehlen.6,7
Im Interview beschreibt Prof. Dr. Torsten Witte, Direktor der Klinik für Rheumatologie und Immunologie Hannover, den Zusammenhang zwischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und Parodontitis detaillierter.
„Bereits Hippokrates ging davon aus, dass eitrige Entzündungen des Zahnfleischs zu Gelenkbeschwerden führen können. Aktuelle Studien belegen die wechselseitige Beziehung zwischen Rheuma und Parodontitis. Es ist daher wichtig, bei Menschen mit Rheuma die Mundgesundheit und -hygiene besonders im Blick zu behalten“, so Prof. Witte.
Prof. Witte: Eine Parodontitis kommt bei Menschen mit Rheuma etwa doppelt so häufig vor wie in der übrigen Bevölkerung. Sie tritt meist vor den ersten Rheuma-Beschwerden auf. Wer eine Parodontitis hat, trägt somit ein höheres Risiko für rheumatische Erkrankungen. Die Gemeinsamkeit beider Erkrankungen sind die erhöhten Spiegel an bestimmten Zytokinen, die Entzündungsreaktionen fördern. Noch spannender sind allerdings bestimmte Bakterien, die bei Menschen mit Parodontitis und Rheuma in den Zahntaschen zu finden sind: Es handelt sich dabei um Porphyromonas gingivalis. Diese Bakterien können vermutlich die Produktion von sogenannten CCP-Antikörperna induzieren. Diese CCP-Antikörper finden sich sonst ausschließlich bei rheumatoider Arthritis. Es stellt sich die Frage, wie die Antikörperproduktion gestartet wird. Vermutet wird eine Wechselwirkung der Bakterien mit dem Immunsystem von Betroffenen.
Prof. Witte: Die CCP-Antikörper werden nur bei rheumatoider Arthritis gefunden. Einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Rheumaerkrankungen gibt es aber auch bei anderen Rheuma-Formen. Belegt ist dies beispielsweise auch bei der Juvenilen idiopathischen Arthritis und bei dem Morbus Bechterew (Ankylosierende Spondylitis).8,9
a Cyclische Citrullinierte Peptid-Antikörper.
PP-AU-DE-2272