DGRh 2024: JAK-Inhibition genauer hingeschaut – was zeigt die Realität?
Wo positionieren sich JAK-Inhibitoren im klinischen Alltag? Zur Aufklärung dieser Frage entführten im Lilly-Symposium auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) in Düsseldorf die Experten in die Weiten aktueller Real-World-Daten (RWD)<sup>a</sup> und der Therapieoptionen zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA)<sup>b</sup>.
PD Dr. Philipp Klemm (Bad Nauheim), Prof. Dr. Eugen Feist (Vogelsang-Gommern) und Prof. Dr. Torsten Witte (Hannover) präsentierten unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Ulf Müller-Ladner (Bad Nauheim) aktuelle RWD und diskutierten Ergebnisse aus dem Versorgungsalltag im Hinblick auf eine Langzeittherapie.
Sehen Sie hier die Aufzeichnung des Symposiums
Real-World-Daten – ein Blick in die „echte Welt“ des Praxisalltages
Zur Behandlung der RA stehen mehrere krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARDs) zur Verfügung, die in einer Fülle an Head-to-Head(H2H) -Studien miteinander verglichen wurden, wie Prof. Dr. Eugen Feist eingangs erläuterte. Durch diese Vergleichsstudien sei es den Rheumatolog:innen möglich, eine passende Behandlung bezüglich der Wirksamkeit und Verträglichkeit auszuwählen. So dienen solche Studien den Ärzt:innen als „Stütze“ für ihre Therapieentscheidungen.
Prof. Feist stellte die aktuelle Arbeit von Ernst et al. vor, in der insgesamt 23 H2H-Studien von DMARDs beschrieben wurden.1 Es wurde deutlich: Nach dem unzureichenden Ansprechen auf Methotrexat (MTX) waren Tumornekrose-Inhibitoren (TNFi) und Abatacept in der Kombination mit DMARDs gleich wirksam, während unter anderem der JAK-Inhibitor Baricitinibb (Olumiant®)2 dem TNFi Adalimumab hinsichtlich einiger Wirksamkeitsendpunkte überlegen war.3
Auch im Versorgungsalltag liegen für Baricitinib umfangreiche Daten vor. Wie Prof. Feist betonte, zeigen diese einen Blick in die „echte Welt“ und ergänzen Ergebnisse aus klinischen Studien. Während letztere in streng kontrollierter Umgebung unter festgelegten Bedingungen durchgeführt werden, handelt es sich bei RWD um Daten aus dem Praxisalltag. So demonstrierte der Experte Ergebnisse der Studien RA-BE-REAL°, PERFECT-RA° und BARE BONEc.4,5,6
Mehr zu den Ergebnissen der RA-BE-REAL, PERFECT-RA und RA-BE-REAL
RA-BE-REAL: Die Studie RA-BE-REAL ist eine 3-jährige, multinationale, prospektive Beobachtungsstudie, welche mehr als 1.000 erwachsene Patient:innen mit RA umfasst und die Therapieadhärenz sowie die Wirksamkeit anhand verschiedener Scores der Krankheitsaktivität und Patient-Related-Outcomes untersucht. So auch den Schmerz:
„Man sieht in den Ergebnissen, dass Baricitinib im Vergleich zu den TNFi und anderen bDMARDs bezüglich der Schmerzreduktion die Eigenschaft aufgewiesen hat, dass es den Schmerz deutlich besser reduzierte,“7so Prof. Feist.
Unabhängig davon, ob die an der Studie Teilnehmenden über 65 Jahre altd und/oder b/tsDMARD-erfahren waren, konnten sie nach 2 Jahren unter Baricitinib konsistente CDAI-Remissionsraten oder eine niedrige Krankheitsaktivität aufweisen (s. Abb. 1).4
Abb.1: Anteil der Patient:innen, die nach 2 Jahren unter Baricitinib konsistente CDAI-Remissonsraten oder eine niedrige Krankheitsaktivität aufwiesen, eingeteilt nach Vorbehandlung und Alter. Mod. nach 4
PERFECT-RA: In dieser Studie aus den Niederlanden wurden insgesamt 199 RA-Patient:innen mit zuvor unzureichendem Ansprechen auf csDMARDs eingeschlossen. Bereits nach 12 Wochen erzielten signifikante mehr Patient:innen unter Baricitinib (75 %) eine DAS28-Remission (DAS28-CRPf < 2,6) im Vergleich zu den TNFi-Patient:innen (46 %).5 Des Weiteren fielen die DAS28-CRP-Werte in der Baricitinib-Gruppe im Vergleich zur TNFi-Gruppe schneller ab und zeigten sich im Mittel bis zu Woche 48 konsistent niedriger gegenüber TNFi (Abb. 2).5
Prof. Feist fasste zusammen: „Auch hier zeigte sich wieder die Beständigkeit von Baricitinib mit Blick auf die Therapieadhärenz und starke Wirksamkeit im Versorgungsalltag – damit bestätigte die PERFECT-RA auch die Erkenntnisse aus den klinischen Studien.“
Abb. 2: Rascher Abfall der DAS28-CRP-Werte bei Patient:innen unter Baricitinib. Geschätzte Grenzmittelwerte für DAS28-CRP bei Start (Woche 0), in Woche 12, 24, 36 und 48. Fehlerbalken repräsentieren 95 % Wald KI. Mod. nach 5.
BARE BONE: In dieser Real-World-Studie richtete sich der Blick auf die Welt der Knochen. Dabei wurde die Wirksamkeit von Baricitinib auf die Beschaffenheit der Knochen von Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer aktiver RA über einen Zeitraum 52 Wochen untersucht:
- Anhand von Scans des Radius zu Studienbeginn, in Woche 24 und in Woche 52 wurde die Veränderung des mineralischen Gehalts der Knochensubstanz bewertet (Abb.3).
- Baricitinib verbesserte die geschätzte Bruchlast und Steifigkeit des Knochens im Vergleich zu Studienbeginn signifikantg, was mit einer Abnahme der kortikalen Porosität einherging.
Abb. 3: Veränderung des mineralischen Gehalts der Knochensubstanz nach 52 Wochen unter Baricitinib. Mod. nach 6
Abschließend diskutierte Prof. Witte mit PD Dr. Klemm anhand eines Patientenfalles und RWD, wie JAK-Inhibitoren, wie beispielsweise Baricitinib, als bewährte Langzeittherapie eingesetzt werden können.
Prof. Witte zog das Fazit: „Es gibt inzwischen riesige Berge an Registerdaten und Real-World-Studien, die wir zur Therapieentscheidung heranziehen können. Dabei sehen wir gute Wirksamkeitsdaten und auch, dass Patient:innen unter JAK-Inhibitoren kein erhöhtes Risiko für Sicherheitssignale im Vergleich zu TNFi zeigen – weder kardiovaskuläre Ereignisse noch mit Blick auf Malignome.“
a Hierbei handelt es sich um Daten aus der Behandlungsrealität, die nicht in randomisierten, kontrollierten und konfirmatorischen Studien, sondern ergänzend zu diesen Daten erhoben wurden.
b Olumiant® (Baricitinib) wird angewendet zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis bei erwachsenen Patienten, die auf eine vorangegangene Behandlung mit einem oder mehreren krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARD) unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Baricitinib kann als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat angewendet werden.
c BARE BONE war eine prospektive, einarmige, interventionelle, offene, monozentrische Phase-IV-Studie, welche die Wirksamkeit von Olumiant® (4 mg) auf die Beschaffenheit der Knochen bei 27 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver RA während 52 Wochen untersuchte (Effekte über 52 Wochen hinaus noch nicht untersucht).
d Für diese Patientenpopulationen gelten besondere Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahmen laut aktueller Fachinformation: Patienten mit atherosklerotischen Herz-Kreislauferkrankungen oder kardiovaskulären Risikofaktoren, Patienten mit Risikofaktoren für maligne Erkrankungen, Patienten ab 65 Jahren und Patienten mit aktiven, chronischen bzw. wiederkehrenden Infekten in der Vorgeschichte.2
° Hierbei handelt es sich um Daten aus der Behandlungsrealität, die nicht in randomisierten, kontrollierten und konfirmatorischen Studien, sondern ergänzend zu diesen Daten erhoben wurden.
e Sekundärer Endpunkt: Von den Patienten in der Baricitinib-Gruppe erreichten 65/87 (75 %) einen DAS28-CRP < 2,6 nach 12 Wochen. Dies waren signifikant mehr als die 45/97 (46 %) der TNFi-Gruppe (PP: Δ 28 %,95%-Wilson-Konfidenzintervall (KI): 14 % bis 41 %,ITT: Δ 28 %, 95%-Wilson-KI: 13 % bis 41 %).
f Disease Activity Score 28-C-reactive protein
g Zweiseitige p-Werte von weniger als 0,05 oder zweiseitige 95 %-Konfidenzintervalle von Regressionskoeffizienten, die 0 ausschließen, wurden als signifikant angesehen.
- Ernst D et al. Z Rheumatol 2024; https://doi.org/10.1007/s00393-024-01517-8.
- Aktuelle Fachinformation Olumiant®
- Taylor PC et al. N Engl J Med 2017:376(7):652–62.
- Alten R et al. Rheumatol Ther 2023; 10: 1575–1595.
- van de Laar CJ et al. RMD Open 2024; 10:e004291; DOI:10.1136/rmdopen-2024–004291.
- Simon D et al. Arthritis Rheumatol 2023; DOI: 10.1002/art.42617.
- Alten R et al. Ann Rheum Dis 2022; 81: 606-607, Poster POS0666.
PP-BA-DE-4569