Das waren die Highlights vom ACR Kongress 2022
Beim American Congress of Rheumatology 2022 gab es auch dieses Jahr wieder viele neue Erkenntnisse – insbesondere zu <strong>JAK-Inhibitoren</strong>. Besonderes Augenmerk lag hier auf der <strong>Effektivität</strong> und den <strong>Abbruchraten</strong> der Therapien.
Auch in Monotherapie: Mit Baricitinib geringere Abbruchrate und mehr Patient:innen in Remission
Die Studie RA-BE-REAL ist eine europaweite, auf 3 Jahre ausgelegte prospektive Beobachtungsstudie, die die Wirksamkeit und Zeit bis zum Abbruch der ersten RA-Behandlungii untersucht.1
In der Interimsanalyse nach 12 Monaten wurde zusätzlich der Kortikosteroid-Bedarf der Teilnehmer untersucht. Die RA-Patient:innen erhielten entweder Baricitinib (2mg/4mg in Mono- oder Kombinationstherapie), ein tsDMARDa oder ein bDMARDb.
Ergebnisse:1
Nach 12 Monaten:
- wiesen Patient:innen mit Baricitinib eine deutlich höhere Therapietreue auf (Baricitinib: 73,3% vs. b/tsDMARD 55,9%, siehe Abb. 1)

Abbildung 1: Nach 12 Monaten kam es bei Baricitinib-Patient:innen in Cohort A seltener zum Therapie-Abbruch als bei b/tsDMARD-Patient:innen in Cohort B (modifiziert nach 1).
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erzielten mehr Patient:innen mit Baricitinib eine CDAI-Remission als unter b/tsDMARDs (24,1 % der mit Baricitinib behandelten Patient:innen vs. 16,6 % in der b/ts-DMARD-Gruppe). Auch hier waren die Remissionsraten unter Baricitinib in
Mono- und Kombinationstherapie vergleichbar (siehe Abb.2)

Abbildung 2: Nach 12 Monaten erreichten mehr Patient:innen unter Baricitinib eine Remission als Patient:innen unter b/tsDMARDs gemäß CDAI-Kriterien. Dies zeigte sich sowohl für Patient:innen in Mono- als auch in Kombinationstherapie (Abbildung aus 1).
- erhielten 31,8 % bzw. 36 % der Patient:innen aus Cohort A bzw. B Kortikosteroide. Dies entspricht einer Reduktion um 25,9 % bzw. 18 % im Vergleich zum Studienbeginn.
RWE: Abbruchraten bei JAKic nicht erhöht
Einer der häufigsten Ursachen für einen Abbruch der RA-Therapie ist das Auftreten unerwünschter Ereignisse. In einem Vergleich 16 nationaler Register wurden die Abbruchraten aufgrund unerwünschter Ereignisse in Bezug auf die Art des DMARDs untersucht.2 Verglichen wurden die Behandlungsgruppen JAKi vs. TNFid und JAKi vs. bDMARDs mit anderen Wirkmechanismen:
- Die Abbruchrate aufgrund unerwünschter Ereignisse war zwischen JAKi und TNFi vergleichbar.2
- Die Abbruchrate aufgrund unerwünschter Ereignisse war bei den DMARDS mit anderem Wirkmechanismus erhöht gegenüber JAKi.2
- Zwischen verschiedenen JAKi konnte kein Unterschied festgestellt werden.2
Was tun bei JAKi-Versagen? Daten aus dem FIRST-Register
Bei einem kleinen Anteil (im FIRST-Register 18,1 %) der RA-Patient:innen erzielen JAKi nicht die gewünschte Wirkung.3 In einer RWE-Studie wurden nun die Ergebnisse von einem Behandlungswechsel auf einen anderen JAKi gegenüber dem Wechsel zu einem TNFi erfasst. Zuvor waren die Betroffenen ein Jahr mit einem JAKi behandelt wurden, wobei ihr CDAI > 10 geblieben war.
- Bei einem Wechsel auf TNFi zeigte sich nach 26 Wochen keine signifikante Verbesserung des CDAI.3
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Durch Wechsel auf einen anderen JAKi ließ sich eine signifikante (p < 0.01) Verbesserung des CDAI erzielen: 64,3 % (anderer JAKi) vs 18.8 % (TNFi) erreichten auf Basis des CDAI eine geringe Krankheitsaktivität; 39,3 % vs 0 % erreichten eine CDAI-basierte Remission in Woche 26.3
Innovation: Neuer Sensoren-Handschuh misst die Handfunktion bei RA-Patient:innen
Meist sind die Fingergelenke bei RA-Patient:innen schon zu Beginn der Erkrankung von Einschränkungen betroffen. Bewegungen werden verlangsamt und die Gelenkfunktion reduziert.4
Ein neuartiger, mit Sensoren ausgestatteter Handschuh könnte Rheumatolog:innen in Zukunft bei der Diagnose unterstützen. Das Hand Test System (HTS) wurde entwickelt, um die Geschwindigkeit der feinmotorischen Fingerbewegungen bei Betroffenen zu messen.4 In einer Studie wurde die Korrelation zu den klinischen Indizes getestet. Während die Daten zum Intertapping-Intervall (ITI) für sich allein nur moderaten Bezug zu den Indizes ergaben, konnte eine signifikante Korrelation zwischen den kombinierten Daten von HAQe und ITI mit DAS28-CRPf (Pearson-Korrelationskoeffizient=0,8) (p=0,00018), CDAIg (Pearson-Korrelationskoeffizient=0,73) (p=0,0001), SDAIh (Pearson-Korrelationskoeffizient=0,729) (p=0,0001) und HAQ-DIi (Pearson-Korrelationskoeffizient=0,724) (p=0,0001) gezeigt werden.4
Der Handschuh könnte somit ein nützliches Werkzeug zur objektiven Beurteilung der Krankheitsaktivität bieten.
a tsDMARD: targeted synthetic DMARD; DMARD: krankheitsmodifizierende Anti-Rheumatika
b bDMARD: biological DMARD
c JAKi: JAK-Inhibitoren
d TNFi: Tumornekrosefaktor-Inhibitoren
e HAQ: Health Assessment Questionnaire
f DAS28-CRP: CRP-Wert im Disease Activity Score 28
g CDAI: Clinical Disease Activity Index
h SDAI: Simplified Disease Activity Index
i HAQ-DI: Health Assessment Questionnaire-Disability Index
ii Olumiant® wird angewendet zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis bei erwachsenen Patienten, die auf eine vorangegangene Behandlung mit einem oder mehreren krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARDs) unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Olumiant® kann als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat eingesetzt werden.
Aktuelle Fachinformation Olumiant®
- Alten R, et al. ACR Convergence 2022. Poster 1419.
- Lauper K, et al. Arthritis Rheumatol. 2022;74 (suppl 9). https://acrabstracts.org/abstract/evaluation-of-treatment-discontinuation-due-to-adverse-events-and-the-effect-of-cardiovascular-risk-factors-or-type-of-jak-inhibitors-an-international-collaboration-of-registries-of-rheumatoid-arthr/. Accessed December 9, 2022.
- Miyazaki Y, et al. Arthritis Rheumatol. 2022; 74 (suppl 9). https://acrabstracts.org/abstract/characteristics-and-treatment-selection-in-patients-with-rheumatoid-arthritis-and-with-inadequate-response-to-janus-kinase-inhibitors/. Accessed December 9, 2022.
- Sulli A, et al. Arthritis Rheumatol. 2022;74 (suppl 9). https://acrabstracts.org/abstract/testing-the-hand-function-with-a-sensor-engineered-glove-in-patients-with-rheumatoid-arthritis/. Accessed December 9, 2022.
PP-BA-DE-3259