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Das 6. Rheumatologie Forum – eine Symbiose schöpferischer Menschen

Auch dieses Jahr überzeugte das Rheumatologie Forum mit mitreißenden Diskussionen und spannenden Beiträgen. Für alle die nicht teilnehmen konnten oder gerne in Erinnerungen schwelgen, haben wir einige Highlights für Sie kompakt zusammengefasst.

Die besondere Beziehung zwischen Goethe, Schiller und den Gebrüdern von Humboldt, einer Trilogie von Universalgenies ihrer Zeit, zeigt eine gelungene Symbiose schöpferischer Menschen, die sich intensiv austauschten und in einen intellektuell anspruchsvollen Diskurs miteinander traten.

In diesem Sinne fand auch das hochkarätig besetzte 6. Rheumatologie Forum statt, bei dem virtuell in kurzen Impulsreferaten und anschließenden Diskussionen die Dynamik und Zusammenarbeit der Multidisziplinarität der Rheumatologie in den Vordergrund gestellt wurde. Wir haben einige Highlights der diesjährigen Veranstaltung zusammengetragen.

axSpA vs. axiale Beteiligung bei PsA – akademisch interessant oder therapeutisch relevant?

Prof. Dr. Frank Behrens, Frankfurt

Der Frage, wie die axiale Psoriasis-Arthritis# von der axialen Spondyloarthritis° unterschieden werden kann, ging Prof. Dr. Frank Behrens in seinem Vortrag auf den Grund.

Sein Fazit unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes1,2: „Die beiden Erkrankungen unterscheiden sich sowohl in der Bildgebung als auch im Gesamtbild der strukturellen Schäden eindeutig. Auch die Unterschiede der PsA mit vs. ohne axiale Beteiligung sind hinreichend bekannt“.

In einem groß angelegten Vergleich4 der Therapiemöglichkeiten bei Psoriasis-Arthritis (PsA) und axialer Spondyloarthritis (axSpA) hob er die schnelle und anhaltend starke Wirksamkeit von Ixekizumab bei axialer SpA besonders hervor.3„Der IL-17A-Inhibitor zeigte, verglichen mit Placebo, bereits nach 16 Wochen Therapie eine signifikante Verbesserung der axialen Symptome und konnte diese guten Ergebnisse über den gesamten Zeitraum von 52 Wochen aufrechterhalten*,4

Remission: Therapiekonsistenz, -reduktion (Tapering) oder -stopp?

Prof. Dr. Denis Poddubnyy, Berlin

Die Dosisreduktion einer gut ansprechenden Therapie bei axSpA kann sowohl potenziellen Nutzen als auch Risiken mit sich bringen. Patient:innen die sich in Remission befanden, konnten diese bei einem Absetzen der Medikamente in den meisten Fällen nicht aufrechterhalten.5,6,7

Daten zu Ixekizumab zeigten, dass ein Absetzen der Therapie das Risiko einer Verschlechterung mit sich bringt: 54 % der Patient:innen in Remission erlitten nach Absetzen von Ixekizumab einen erneuten Schub, während 83 % durch Fortführen der Medikation die Remission aufrechterhalten konnten.8

„Eine Dosisreduktion oder gar das Absetzen der Therapie ist eine individuelle, gemeinsam mit den Patient:innen getroffene Entscheidung, welche auf Grundlage einer Nutzen-Risiko-Abwägung getroffen werden sollte. Da es momentan keine verpflichtende Vorgabe gibt, bietet es sich an, nach einer langanhaltenden Remission eher eine Dosisreduktion als ein Absetzen der Therapie anzustreben“ resümierte Prof Dr. Poddubnyy die Ergebnisse der Studien.

Rheumatoide Arthritis

JAK-Armageddon: TNFi vor JAKi/JAKi vor TNFi

Prof. G. R. Burmester, Berlin

Prof. Dr. H. Schulze-Koops, München

Prof. Burmester und Prof. Schulze-Koops diskutierten mögliche Vor- und Nachteile in der Anwendung von TNF-Inhibitoren (TNFi) vor JAK-Inhibitoren (JAKi) und vice versa. Während Prof. Burmester auf die Vorteile von TNFi einging, legte Prof. Schulze-Koop die Argumente für den bevorzugten Einsatz von JAKi dar. Viele Vorteile der JAK-Inhibitoren wie die schnellere und stärkere Wirksamkeit auf den Schmerz bei Rheumatoider Arthritis$ (RA) sowie der Vorteil der oralen Therapieform wurden aufgeführt und rechtfertigen den Einsatz direkt nach csDMARDs9,10

Zusammenfassend haben die Experten Prof. Burmester und Prof. Schulze-Koops frei nach dem Motto ‚JAK-Armageddon‘ gezeigt, wie vielfältig und spannend der Einsatz von JAKi und bDMARD bei der Behandlung der RA diskutiert werden kann. Am Ende waren sich die Kontrahenten einig: Um die optimale Therapieentscheidung treffen zu können, muss jede:r Patient:in individuell betrachtet werden.

JAKi-Sicherheit%: Registerdaten

Dr. Y. Meißner, Berlin

Dr. Meißner präsentierte aktuelle Registerdaten zu JAK-Inhibitoren und beleuchtete unter anderem Erkenntnisse zur Sicherheit aus Daten des CorEvitas-Registers, aus schwedischen Registerdaten der ARTIS-Studie sowie anhand von Auswertungen des RABBIT-Registers. So zeigen die Ergebnisse einer Auswertung mit insgesamt 20117 RA-Patient:innen der ARTIS-Studie, dass weder kardiovaskuläre Ereignisse noch allgemeine schwere Infektionen unter Baricitinibhäufiger als unter bDMARDs waren.11,%

Abschließend präsentierte Dr. Meißner eine Analyse einer europäischen prospektiven Kohortenstudie, in der die Inzidenzraten und das Risiko von Herpes zoster bei RA-Patient:innen verglichen wurden. In dieser wurde ein signifikanter (p < 0,0001) Zusammenhang zwischen Herpes zoster und einer Behandlung mit tsDMARDs dokumentiert, wobei bestimmte Risikofaktoren entscheidend waren: Ein signifikant höheres Risiko für Herpes zoster lag bei Patient:innen mit zunehmendem Alter und bei Behandlung mit Glukokortikoiden (dosisabhängig) vor.12

JAKi-Wirksamkeit: Langzeitdaten

Prof. Dr. E. Feist, Vogelsang-Gommern

Prof. Feist stellte unter anderem die Ergebnisse der abgeschlossenen Verlängerungsstudie RA-BEYOND zu Baricitinib vor.13 In dieser Studie wurde die langanhaltende Wirksamkeit von Baricitinib über einen Beobachtungszeitraum von 7 Jahren demonstriert:+,13

Eine weitere Analyse der RA-BEYOND untersuchte die Wirksamkeit von Baricitinib bei Patient:innen nach unzureichendem Ansprechen auf bDMARDs aus der Zulassungsstudie RA-BEACON.13 Auch im Fall der „difficult-to-treat“ Patient:innen (n = 98) zeigte Baricitinib eine anhaltend starke Wirksamkeit bei der Langzeittherapie:13

* Daten der SPIRIT-P1 und SPIRIT-P2; p<0,001
# Taltz®, allein oder in Kombination mit Methotrexat, ist angezeigt für die Behandlung erwachsener Patienten mit aktiver Psoriasis-Arthritis, die unzureichend auf eine oder mehrere krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARD) angesprochen oder diese nicht vertragen haben.
°axiale Spondyloarthritis: Ankylosierende Spondylitis (Röntgenologische axiale Spondyloarthritis): Taltz® ist angezeigt für die Behandlung erwachsener Patienten mit aktiver röntgenologischer axialer Spondyloarthritis, die auf eine konventionelle Therapie unzureichend angesprochen haben. Nicht-röntgenologische axiale Spondyloarthritis: Taltz® ist angezeigt für die Behandlung erwachsener Patienten mit aktiver nichtröntgenologischer axialer Spondyloarthritis mit objektiven Anzeichen einer Entzündung, nachgewiesen durch erhöhtes C-reaktives Protein (CRP) und/oder Magnetresonanztomographie (MRT), die unzureichend auf nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) angesprochen haben.
$ Olumiant® ist zugelassen für Erwachsene mit mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis nach DMARDs, als Monotherapie oder in Kombination mit MTX.
% Für diese Patientenpopulationen gelten besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen laut aktueller Fachinformation: Patienten mit atherosklerotischen Herz-Kreislauferkrankungen oder kardiovaskulären Risikofaktoren, Patienten mit Risikofaktoren für maligne Erkrankungen, Patienten ab 65 Jahren und Patienten mit aktiven, chronischen bzw. wiederkehrenden Infekten in der Vorgeschichte.
+ bei Patient:innen aus den Phase-III-Studien RA-BUILD und RA-BEAM nach unzureichendem Ansprechen auf csDMARDs13

Abkürzungen

aCDAI: Clinical Disease Activity Index
bDAS27-hsCRP: Disease-Activity Score mit hochsensitives C-reaktives Protein
cHAQ-DI: Health Assessment Questionnaire Disability Index

Quellen

  1. Helliwell P S et al., Ann Rheum Dis 1998;57;135-140.
  2. Baraliakos X, et al., Clin Exp Rheumatol. 2015;33(Sppl. 93):S31-S35.
  3. Aktuelle Fachinformation Taltz®
  4. Deodhar A et al., Arthritis Rheumatol 2021;73 (suppl 10) Abstract 1347.
  5. Landewé, RB. et al., The Lancet 2018, 392(10142),134-144.
  6. Landewé RB, et al., Ann Rheum Dis 2020;79:920-8.
  7. Sieper J et al., Ann Rheum Dis 2014;73:108-13.
  8. Landewé RB, et al., Ann Rheum Dis 2021;80:1022-30.
  9. Aktuelle Fachinformation Olumiant®.
  10. Taylor PC et al. N Engl J Med 2017;376:652–662 (Suppl.).
  11. Frisell T, et al., Ann Rheum Dis. 2023;82(5):601-610.
  12. Redeker et al., Ann Rheum Dis 2022;81(1): 41-47.
  13. Caporali R, et al. Ann Rheum Dis. 2022;81:617-618.

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