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Wechseljahressymptome wirksam mit Tibolon bekämpfen

Die meisten Frauen erleben in den Wechseljahren unangenehme Symptome – von Hitzewallungen und Schweißausbrüchen über sexuelle Störungen bis hin zu depressiven Verstimmungen. Tibolon ist ein synthetisches Steroid, das diese und andere klimakterische Beschwerden wirksam lindern kann.

Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Reizbarkeit, trockene Haut und Schleimhäute, sexuelle Probleme, depressive Verstimmungen – die Liste der klimakterischen Symptome, unter denen viele Frauen leiden, ist lang. Inzwischen ist die Hormonsubstitution in der Peri- und Postmenopause bei entsprechender Indikationsstellung wieder empfohlen. Gynäkologen und Gynäkologinnen sollten Frauen mit vasomotorischen Symptomen eine Hormonersatztherapie (HRT) anbieten, sie aber zuvor ausführlich über die kurz- und langfristigen Vorteile sowie die Risiken informieren. Dies empfiehlt die aktuelle S3-Leitlinie1. Bei einer HRT kommen verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz: niedrig dosierte Östrogene, eine Kombination aus Östrogenen und Gestagenen sowie Tibolon – ein synthetisches Steroid.

Die Anwendung, Dosierung und Behandlungsdauer der HRT sollten Ärztinnen und Ärzte immer gemeinsam mit ihren Patientinnen besprechen und festlegen. Bei dieser Entscheidung spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, zum Beispiel:

Die S3-Leitlinie empfiehlt, mit der HRT am besten frühzeitig mit dem Eintritt der Wechseljahre zu beginnen. Denn hier seien die größten positiven Effekte zu erwarten, etwa auf die Hitzewallungen. Eine Metaanalyse mit mehr als 3.300 Frauen konnte nachweisen, dass eine HRT die Frequenz der Hitzewallungen pro Woche um 75 Prozent reduzieren konnte.2

Tibolon zur Hormonsubstitution

Tibolon ist zur Hormonsubstitution bei postmenopausalen Frauen indiziert, bei denen die Menopause länger als ein Jahr zurückliegt. Das synthetische Steroid lindert klimakterische Beschwerden wie Hitzewallungen wirksam – aber nicht nur:

Die Risiken einer Tibolon-Therapie entsprechen jenen, die auch orale Kombinationspräparate mit sich bringen.8

Tibolon mit drei ausgeklügelten Wirkmechanismen

Tibolon hat verschiedene Wirkungen – östrogene, gestagene und androgene. Nach der oralen Aufnahme wird Tibolon zum Großteil schon im Intestinum und in der Leber zu 3-ɑ-OH-Tibolon und 3-ß-OH-Tibolon umgewandelt. Diese beiden Stoffwechselprodukte haben vor allem östrogenartige Wirkung so z. B. auf die thermoregulatorischen Zentren im Gehirn, die Knochen sowie auf die vaginale Schleimhaut. Dadurch können sich bspw. klimakterische Beschwerden wie die Hitzewallungen gelindert werden.

Darüber hinaus wirkt Tibolon weder auf das Endometrium noch auf das Brustgewebe stimulierend. Im Endometrium entsteht der dritte Metabolit – das Δ4-Isomer. Er besitzt hauptsächlich gestagene und androgene Wirkungen.9,10 Der gestagene Effekt steht jedoch im Endometrium im Vordergrund. Dadurch lässt sich die proliferative Stimulation des Gewebes, die nicht erwünscht ist, unterbinden.11 Im Brustgewebe zeigt Tibolon dagegen eine anti-östrogene Wirkung. Die Proliferationsrate sinkt, während die Zelldifferenzierung sowie die Apoptose erhöht sind.12 Tibolon und seine Metaboliten werden überwiegend – zu 60 bis 65 Prozent – mit dem Stuhl ausgeschieden.

In einer doppelblinden, randomisierten Studie mit mehr als 400 postmenopausalen Frauen wurde die Wirksamkeit von Tibolon mit einer kombinierten Hormontherapie (2 mg Estradiolvalerat/E2 plus 1 mg Norethisteron/NETA) verglichen. Beide Therapieregimes besserten sowohl die Hitzewallungen als auch Scheidentrockenheit effektiv.13

Tibolon wirksam bei sexuellen Störungen

Sexuelle Probleme wie der Libidoverlust oder eine verminderte Erregbarkeit setzen vielen Frauen in den Wechseljahren zu. Auch hier kann Tibolon positive Auswirkungen haben, wie die randomisierte, doppelblinde Multicenterstudie LISA (Livial International Study in sexual dysfunction After menopause) ergab.14 Die Forschenden überprüften in der Studie, welche zusätzlichen Effekte Tibolon bei postmenopausalen Frauen mit sexuellen Störungen besitzt.

Rund 400 Frauen, die im Schnitt 55,8 Jahre alt waren, erhielten entweder 2,5 Milligramm Tibolon oder eine transdermale kontinuierlich kombinierte Therapie aus Östrogen/Gestagen (Estradiolvalerat/E2 plus Norethisteron/NETA). Ziel der Studie war es, herauszufinden, wie sich der Female Sexual Function Index (FSFI) 12 und 24 Wochen nach dem Beginn der Therapie veränderte. Tibolon bewirkte eine signifikant stärkere Verbesserung der FSFI-Subskalen sexuelle Erregung, sexuelles Verlangen und sexuelle Befriedigung als E2/NETA.

Auch depressive Verstimmungen sind im Klimakterium keine Seltenheit, weil sich die Serum-Endorphin-Spiegel deutlich verringern. In einer doppelblinden Cross-Over-Studie mit 256 postmenopausalen Frauen konnte Tibolon die Stimmung signifikant verbessern.15

Die Autoren des Standardwerks „Sexualmedizin in der Gynäkologie”16 bringen die Wirkungen von Tibolon im Hinblick auf die Stimmung und sexuelle Störungen so auf den Punkt:

Tibolon …

Dass Hormonsubstitution eine effektive Maßnahme zur Linderung menopausaler Beschwerden ist, gilt als unstrittig. Ziel der Behandlung muss es sein, eine auf die Patientin zugeschnittene, individuelle Therapie zu finden. Tibolon ist eine effektive Möglichkeit der Hormonsubstitution.

Quellen

  1. S3-Leitlinie: Peri- und Postmenopause - Diagnostik und Interventionen, gültig bis 31.12.2024, https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-062.html
  2. Maclennan AH, Broadbent JL, Lester S, Moore V. Oral oÖstrogen and combined oÖstrogen/progestogen therapy versus placebo for hot flushes. Cochrane Database Syst Rev. 2004 Oct 18;2004(4):CD002978. doi: 10.1002/14651858.CD002978.pub2. PMID: 15495039; PMCID: PMC7004247.
  3. Scarabin PY, Oger E, Plu-Bureau G; Östrogen and THromboEmbolism Risk Study Group. Differential association of oral and transdermal oÖstrogen-replacement therapy with venous thromboembolism risk. Lancet. 2003 Aug 9;362(9382):428-32. doi: 10.1016/S0140-6736(03)14066-4. PMID: 12927428.
  4. Simon JA, Laliberté F, Duh MS, Pilon D, Kahler KH, Nyirady J, Davis PJ, Lefebvre P. Venous thromboembolism and cardiovascular disease complications in menopausal women using transdermal versus oral Östrogen therapy. Menopause. 2016 Jun;23(6):600-10. doi: 10.1097/GME.0000000000000590. PMID: 26953655.
  5. Kenemans P, Bundred NJ, Foidart JM, Kubista E, von Schoultz B, Sismondi P, Vassilopoulou-Sellin R, Yip CH, Egberts J, Mol-Arts M, Mulder R, van Os S, Beckmann MW; LIBERATE Study Group. Safety and efficacy of tibolone in breast-cancer patients with vasomotor symptoms: a double-blind, randomised, non-inferiority trial. Lancet Oncol. 2009 Feb;10(2):135-46. doi: 10.1016/S1470-2045(08)70341-3. Epub 2009 Jan 23. PMID: 19167925.
  6. Archer DF, Tibolone histology of the endometrium and breast endpoints study: design of the trial and endometrial histology at baseline in postmenopausal women, Published: June 04, 2007DOI:https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2006.12.052
  7. Cummings SR et al. The Effects of Tibolone in Older Postmenopausal Women, N Engl J Med 2008; 359:697-708, DOI: 10.1056/NEJMoa0800743
  8. Römer T. Differenzierte Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause, www.cme-kurs.de/kurse/differenzierte-hormontherapie-in-der-peri-und-postmenopause/
  9. Fuchs B. Ein synthetisches Steroid gegen menopausale Beschwerden, Pharmazeutische Zeitung, 47/2002, https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-47-2002/pharm2-47-2002/
  10. Fachinformation Tibolon Aristo, Stand 9/2020
  11. Tang B, Markiewicz L, Kloosterboer HJ, Gurpide E 1993 Human endometrial 3-hydroxysteroid dehydrogenase/isomerase can locally reduce intrinsic es- trogenic/progestagenic activity ratios of a steroidal drug (Org OD14). J Steroid Biochem Mol Biol. 45:345–351
  12. Gompel, A., et al., The effect of tibolone on proliferation, differentiation and apoptosis in normal breast cells. Gynecol. Endocrinol. 11, Suppl. 1 (1997) 77 - 79.
  13. Hammar, M., Christau, S., Nathorst-Böös, J., Rud, T. and Garre, K. (1998), A double-blind, randomised trial comparing the effects of tibolone and continuous combined hormone replacement therapy in postmenopausal women with menopausal symptoms. BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology, 105: 904-911. https://doi.org/10.1111/j.1471-0528.1998.tb10237.x
  14. Nijland EA, Weijmar Schultz WC, Nathorst-Boös J, Helmond FA, Van Lunsen RH, Palacios S, Norman RJ, Mulder RJ, Davis SR; LISA study investigators. Tibolone and transdermal E2/NETA for the treatment of female sexual dysfunction in naturally menopausal women: results of a randomized active-controlled trial. J Sex Med. 2008 Mar;5(3):646-56. doi: 10.1111/j.1743-6109.2007.00726.x. PMID: 18304284.
  15. Tax, L., E. M. Goorissen, and P. M. Kicovic. "Clinical profile of Org OD 14." Maturitas 9 (1987): 3-13.
  16. Ahrendt HJ, Friedrich C, Sexualmedizin in der Gynäkologie, Springer 2015