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Das prämenstruelle Syndrom – Diagnostik und Therapieoptionen

Ein pathognomisches Symptom in der Medizin zu finden ist nicht immer einfach – bei der Diagnose des prämenstruellen Syndroms (PMS) nahezu unmöglich. Bis zu 150 unterschiedliche Symptome<sup>1</sup> lassen sich unter prämenstruellen Beschwerden zusammenfassen.

Ein pathognomisches Symptom in der Medizin zu finden ist nicht immer einfach – bei der Diagnose des prämenstruellen Syndroms (PMS) nahezu unmöglich. Bis zu 150 unterschiedliche Symptome1 lassen sich unter prämenstruellen Beschwerden zusammenfassen. Oft haben die Patientinnen sogar einen längeren Leidensweg hinter sich, bevor ICD 10 N94.3 diagnostiziert wird. Der Grund dafür ist häufig der nicht erkannte Zyklusbezug der Symptomatik. Die Kausalität der Lutealphase zu den Beschwerden wird, auch auf Grund der sich unter Umständen unterscheidenden Qualität der Symptome, von den Patientinnen oft nicht wahrgenommen. Ca. 30% der Frauen haben zyklusabhängige Beschwerden, die eine Behandlung erfordern. Charakteristisch für das prämenstruelle Syndrom sind Symptome die innerhalb von 14 bis zu 2 Tagen vor der Menstruation auftreten und üblicherweise mit dem Einsetzen der Blutung abklingen2.


Abbildung 1 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1268407/umfrage/umfrage-unter-frauen-zu-den-haeufigsten-menstruationsbeschwerden/, Abrufdatum 09.12.2022

Differentialdiagnostisch kann auch eine ganze Reihe möglicher Krankheitsbilder in Frage kommen, von Schilddrüsenerkrankungen über Depressionen bis hin zum Reizdarmsyndrom. Hilfreich bei Verdacht auf PMS kann hier ein Zyklustagebuch für die Patientin sein. Um die Ausschlussdiagnose treffen zu können, kann neben Labor und Untersuchung die Anamnese in Mitarbeit der Patientin anhand des alleinigen Auftretens der Symptome in der zweiten Zyklushälfte ausschlaggebend sein.

Bei der Therapie bieten sich mehrere Optionen an. Bei vorwiegend psychischen Einschränkungen in der zweiten Zyklushälfte kann die Gabe von Antidepressiva angezeigt sein. Hormonelle Kontrazeptiva können eine Regulierung des Zyklus bewirken. Zudem kann in Abhängigkeit vom enthaltenen Gestagens dieses durch seine Zusatzeffekte bestimmten Beschweren entgegenwirken. So kann bspw. Drospirenon durch eine spironolactonähnliche Struktur und anti-androgene Partialwirkung (Drospirenon) bei Wassereinlagerungen oder Akne unterstützend wirken. Lehnt die Patientin den Einsatz hormoneller Verhütungsmittel ab, kann sich als Phytopharmakon der Extrakt aus Vitex Agnus castus, auch Mönchspfeffer oder Keuschlammfrüchte genannt, anbieten.3

Im Internet findet sich eine Fülle an Mönchspfeffer-Präparaten, wobei es zwischen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln zu unterscheiden gilt. Daher ist eine Beratung in der Gynäkologie- und Hausarztpraxis sowie eine Arzneimittelverordnung über das grüne Rezept essentiell, um eine geeignete und wirksame Therapie zu gewährleisten. Gesicherte Aussagen über die Wirkungen von Agnus castus finden sich in der Monographie des HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) der EMA4. Die Therapie sollte kontinuierlich über 3 Monate durchgeführt werden, um einen signifikanten Effekt auf die Beschwerden feststellen zu können. Bei der Empfehlung und Verordnung sollte auf den Produktstatus fokussiert werden, da nur zugelassene Phytotherapeutika eine anerkannte Wirksamkeit aufweisen. Die als wirksam allgemein anerkannte Dosierung beträgt 4 mg Agnus Castus-Trockenextrakt einmal täglich. Seit vergangenem Jahr gibt es auch Produkte mit 20 mg Agnus Castus-Extrakt. Eine 5-fach höhere Dosierung ist hierbei jedoch nicht gleichzusetzen mit einer 5-fach höheren Wirkung. Es empfiehlt sich mit 4 mg Agnus Castus-Extrakt zu starten und bei Bedarf die Dosierung anzupassen.


Abbildung 2 Ma L, et al. Evaluating therapeutic effect in symptoms of moderate-to-severe premenstrual syndrome with Vitex agnus castus (BNO 1095) in Chinese women. Aust N Z J Obstet Gynaecol 2010; 50: 189-93

Zusätzlich zur gewählten Therapieform empfiehlt es sich die Patientin über die positiven Effekte eines gesunden Lebensstils aufzuklären. Der Verzicht des Konsums beispielsweise von Alkohol und Nikotin sowie eine gesunde und ausgewogene Ernährung in Kombination mit regelmäßiger Bewegung kann sich positiv auf das Beschwerdebild des PMS auswirken.

Das prämenstruelle Syndrom bleibt bei einer vorhandenen Prädisposition meist über die Zeit bis zur Menopause erhalten. Sollten sich nach erfolgreicher Therapie und Absetzen etwaiger Medikamente wieder Beschwerden einstellen, kann die Phytotherapie mit Agnus Castus empfohlen und ein neuer Behandlungszyklus von mindestens 3 Monaten begonnen werden. Auch in der Langzeitanwendung ist Mönchspfeffer unbedenklich und die Therapie kann bei erneut auftretenden Beschwerden über längere Zeit fortgeführt werden.

Quellen