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Kinderwunsch mit PCOS: Die Chancen steigen mit der richtigen Behandlung

Kinderwunsch erfordert heutzutage gerade bei berufstätigen Frauen ein hohes Maß an Planung und das Zeitfenster dafür wird immer enger berechnet. Da werden unerwartete Fruchtbarkeitsprobleme, die eine erfolgreiche Konzeption hinauszögern können, zum Risiko für Mutter und Wunschkind.

Kinderwunsch erfordert heutzutage gerade bei berufstätigen Frauen ein hohes Maß an Planung und das Zeitfenster dafür wird immer enger berechnet. Da werden unerwartete Fruchtbarkeitsprobleme, die eine erfolgreiche Konzeption hinauszögern können, zum Risiko für Mutter und Wunschkind. Zyklusstörungen mit fehlender oder seltener Ovulation wegen eines polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS) gehören zu den häufigsten Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch – rechtzeitig und richtig behandelt können die Chancen jedoch deutlich erhöht werden.

PCOS: mehr Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten

Bei Frauen mit PCOS kann es zu schweren Zyklusunregelmäßigkeiten mit seltenem teilweise fehlenden Eisprung und einer reduzierten Fruchtbarkeit kommen. Das komplexe Krankheitsbild ist eine der häufigsten Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch und auch die Fehlgeburtenrate ist bei betroffenen Frauen deutlich erhöht. Im Vordergrund der Behandlung von Frauen mit PCOS und bestehendem Kinderwunsch stehen daher die Zyklusregulierung und ovarielle Stimulation, um die Chancen einer erfolgreichen Konzeption und Schwangerschaft zu erhöhen.

Ein Ziel, verschiedene Therapieansätze

Die Behandlung von PCOS-Patientinnen mit Kinderwunsch erfolgt nach einem Stufentherapieschema. Nach Ausschluss anderer organischer Ursachen für die Unfruchtbarkeit wird an erster Stelle immer eine Optimierung des Lebensstils empfohlen. Faktoren wie zu hohe (> 35) oder niedrige (< 19) BMI-Werte, Nikotin-, Drogen-, Alkohol- und starker Kaffeekonsum nehmen Einfluss auf die Fertilität und können die Zeit bis zum Schwangerschaftseintritt (TTP= „time to pregnancy“) erheblich verlängern.

Im zweiten Schritt stehen verschiedene medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl: Clomifen, Gonadotropine, Metformin oder Letrozol 1. Diese können abgestimmt auf die individuelle Situation der Patientin einzeln oder kombiniert eingesetzt werden. Clomifen gehört zu den selektiven Östrogenrezeptormodulatoren (SERM). Über eine Blockade des Feedbackmechanismus der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse kommt es zu einer gesteigerten Freisetzung von FSH und LH und in weiterer Folge zur Stimulation von Follikelreifung und Ovulation. Um das Ansprechen der Clomifenstimulation zu erhöhen, kann im „off-label-use“ begleitend der Insulinsensitizer Metformin eingesetzt werden. Gerade bei Patientinnen mit höherem BMI wurden hierfür positive Effekte auf die Lebendgeburtenrate beobachtet.

Auch Letrozol wird in den aktualisierten PCOS-Leitlinien2 als „First-Line-Therapie“ bei Frauen mit PCOS und unerfülltem Kinderwunsch empfohlen, ebenfalls als „off-label-Verordnung“. Letrozol gehört zu den Aromatasehemmern und ist ursprünglich für die Behandlung hormonabhängiger Mammakarzinome bei postmenopausalen Frauen zugelassen. Anders als Clomifen greift der Wirkstoff nicht zentral auf hypothalamisch-hypophysärer Ebene in die Gonadotropinsekretion ein, sondern peripher durch Hemmung der Aromatase und damit der Umwandlung von Androgenen in Östrogene. Die niedrigen Östrogenspiegel wiederum führen über den genannten Feedbackmechanismus zur Steigerung der FSH- und LH-Freisetzung und den gleichen ovulationsstimulierenden Effekten wie in der Endstrecke des Wirkmechanismus von Clomifen. Beide Medikamente gelten in der Anwendung als sicher und verträglich – immer unter der Voraussetzung, dass mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten vorab ausgeschlossen wurden.

Letrozol vs. Clomifen: mehr Lebendgeburten, weniger Mehrlingsschwangerschaften

In einer Vergleichsstudie3 wurden beide Präparate bei Frauen mit PCOS und Kinderwunsch untersucht. Die Auswertung zeigt, dass die Lebendgeburtenrate unter der Einnahme von Letrozol durchschnittlich über der der Clomifen-Gruppe lag. Insgesamt wurde in der Untersuchung eine 1,44-fach höhere Geburtenrate beobachtet. Auch die Ovulationsrate konnte im Mittel bei Letrozol erfolgreicher gesteigert werden. Die Zahl der Fehlgeburten in beiden Vergleichsgruppen unterschied sich hingegen nicht signifikant voneinander.

Bei dem Einsatz von ovulationsstimulierenden Behandlungsansätzen muss immer auch die erhöhte Wahrscheinlichkeit von Mehrlingsschwangerschaften berücksichtigt werden. In der Studie wurden unter Letrozol-Einnahme mit durchschnittlich 3 % weniger Zwillingsgeburten beobachtet als in der Clomifen-Vergleichsgruppe mit 7 %. In der Sicherheit gab es keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Präparaten.

Fazit der Studie ist, dass sowohl Letrozol als auch Clomifen die Chancen einer erfolgreichen Konzeption bei PCOS-Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch erhöhen. Insgesamt war die Steigerung der Ovulations- und Lebendgeburtenrate bei Letrozol größer, bei einer gleichzeitig etwas niedrigeren Mehrlingsgeburtenrate. Allen medikamentösen Behandlungsvarianten sollte immer eine Optimierung der fertilitätsbeeinflussenden Lebensstilfaktoren vorausgehen – und um die Chancen einer erfolgreichen Konzeption bestmöglich zu erhöhen, ist die Beibehaltung auch während der Behandlung unbedingt empfohlen.

Referenzen:

  1. Sonntag B, Segerer S, Keck C. Kinderwunsch: Beratung und Therapie in der gynäkologischen Praxis. Gynäkol. März 2019;52(3):217–28.
  2. (ESHRE …)
  3. Legro RS, Brzyski RG, Diamond MP, Coutifaris C, Schlaff WD, Casson P, u. a. Letrozole versus clomiphene for infertility in the polycystic ovary syndrome. N Engl J Med. 10. Juli 2014;371(2):119–29.