Dienogest als leitliniengerechte Erstlinientherapie
Unter den Gestagenen nimmt Dienogest in der deutschen Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“ eine besondere Stellung ein: Es wird als einziges hormonelles Arzneimittel zur Erstlinientherapie empfohlen.
Weltweit leidet etwa jede zehnte Frau an Endometriose; betroffen sind vor allem Frauen im gebärfähigen Alter.1 Doch es ist nicht nur die schiere Menge an Betroffenen, sondern auch die erhebliche individuelle Morbidität und Krankheitslast, die diese chronisch-entzündliche Erkrankung zu einer der relevantesten gynäkologischen Pathologien macht.
Endometriose: häufiger Grund für unerfüllten Kinderwunsch
Neben Schmerzen, die je nach Lokalisation der Endometrioseherde äußerst variabel sein können und mit der Zeit immer mehr chronifizieren können, stellt für viele junge Frauen vor allem die mögliche Infertilität eine große Belastung dar. Frauen unter 35 mit Endometriose haben altersangepasst ein etwa verdoppeltes Risiko für Unfruchtbarkeit.1 Bei 35–50 % aller Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch ist von einer Endometriose als Ursache auszugehen.3 Hinzu kommen Komorbiditäten wie Allergien und Autoimmunerkrankungen, die mit Endometriose assoziiert sein können.4
In starkem Kontrast zu Häufigkeit und Bedeutung der Endometriose stehen die noch mangelnde Kenntnis der Pathophysiologie sowie das nach wie vor geringe Bewusstsein für das Krankheitsbild. So vergehen im Durchschnitt zehn Jahre vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnose.4
Primäre Hormontherapie gegenüber Operation zunehmend bevorzugt
Es stehen wirksame Therapieoptionen zur Verfügung, mit denen Symptome reduziert, Organdestruktionen vermieden und Funktionalität wie Lebensqualität verbessert werden können. In den letzten Jahren wurde von operativen Strategien, die oft mehrere Folgeeingriffe erfordern, vermehrt Abstand genommen zugunsten einer primär empirischen hormonellen Therapie.4 Sie zielt auf eine Suppression der Ovarialfunktion, um über eine im angestrebten Idealfall erreichbaren vollständigen Amenorrhoe sowohl die Symptome zu lindern als auch das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten.
Zu den eingesetzten Wirkstoffen gehören:
- Gestagene (z. B. Dienogest) kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK)
- kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK)
- GnRH-Analoga
Dienogest: Erstliniensubstanz gemäß S2k-Leitlinie
Die deutsche S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“ empfiehlt Dienogest explizit als einzige Erstlinientherapie und nimmt damit im internationalen Vergleich eine Sonderstellung ein.1,4 Andere Gestagene, KOK und GnRH-Analoga werden als Zweitlinientherapeutika aufgeführt.

Abb. 1: Leitlinienempfehlung zur hormonellen Therapie der Endometriose. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe: S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Endometriose. AWMF-Register-Nr. 015-045, August 2020.
Die Empfehlung gründet auf der inzwischen umfangreichen Evidenz für Dienogest bei der Behandlung der Endometriose.
Studienübersicht – aktuelle Daten zu Dienogest:
- Dienogest weist eine starke gestagene, moderat östrogenunterdrückende Wirkung auf und hat darüber hinaus entzündungshemmende, antiproliferative und antiangiogene Eigenschaften.5-8 Es zeigt hingegen keine signifikanten androgenen, mineralocorticoiden oder glucocorticoiden Wirkungen.9
- Einer prospektiven Kohortenstudie zufolge reduziert Dienogest Endometriose-assoziierte Schmerzen sowie die Anzahl an Rezidiven nach einer Laparoskopie gleich effektiv wie GnRH-Analoga.10
- Eine Analyse von 4 randomisiert kontrollierten Studien bestätigte die positive Wirkung von Dienogest auf Endometriose-spezifische Beschwerden bis zu 65 Wochen.11
- Klinische Langzeituntersuchungen mit einer Dauer von bis zu 15 Monaten haben gezeigt, dass Dienogest zu einer kontinuierlichen Schmerzlinderung führt, verbunden mit einer Verbesserung der Lebensqualität.12,13
- In einer Beobachtungsstudie über einen Behandlungszeitraum von bis zu 108 Monaten führte Dienogest zu einer zunehmenden Kontrolle der Krankheitssymptome und einer Verkleinerung der Endometrioseherde.14
- Eine Metaanalyse mit insgesamt mehr als 2.000 Patienten zeigte, dass die Einnahme von Dienogest nach einer Endometrioseoperation mit einer geringeren Rezidivrate als ohne Folgetherapie einhergeht.15
- Dienogest 2 mg hat ein Sicherheitsprofil, das sich durch milde hypoöstrogene Effekte, minimale Auswirkungen auf die Knochenmineraldichte bei erwachsenen Frauen und niedrige Abbruchraten der Behandlung auszeichnet.16,13
Vorteil von Dienogest Aristo®: einziges Präparat ohne Laktose
Eine Besonderheit von Dienogest Aristo® 2 mg Tabletten ist die Formulierung ohne Zusatz von Laktose, einem in der pharmazeutischen Industrie geschätzten Füllstoff und Bindemittel, das auch in vielen gynäkologischen Präparaten wie hormonellen Kontrazeptiva enthalten ist. Dienogest Aristo® hingegen enthält neben dem Wirkstoff lediglich folgende weitere Bestandteile:9
- Magnesiumstearat (pflanzlich)
- Maisstärke
- mikrokristalline Cellulose
- Povidon K25
- vorverkleisterte Stärke (Mais)
Auch wenn die Einnahme laktosehaltiger Arzneimittel bei einer Laktoseintoleranz aufgrund der geringen Menge an zugesetzter Laktose vermutlich keine physiologischen Auswirkungen hat, achten viele betroffene Frauen sehr genau darauf, so wenig Laktose wie möglich zu konsumieren. Zudem empfinden Frauen mit Laktoseintoleranz gastrointestinale Beschwerden zum Teil stärker als Männer und sind daher besonders sensibel für das Thema.17 Die Bestätigung, dass ihre Endometriose-Medikation frei von Laktose ist, kann auf die Betroffenen daher beruhigend wirken.
Zu beachten ist eine langfristige, kontinuierliche Einnahme von Dienogest. Nur so wird ein dauerhafter hypoestrogener, hypergestagener endokriner Zustand erreicht, der zu einer Atrophie endometriotischer Läsionen führen kann und damit sowohl eine effektive Beschwerdereduktion als auch postoperativ eine Verlängerung des rezidivfreien Intervalls bieten kann.4,9
- Schwinn J et al. Algorithmen für die medikamentöse Therapie der Endometriose – Leitlinien im Vergleich. Gynäkologische Endokrinologie 2025, online 14. März.
- Prescott J et al. A prospective cohort study of endometriosis and subsequent risk of infertility. Hum Reprod 2016; 31: 1475–1482.
- Sachs MK et al. Fertilität bei Endometriose. Gynäkologische Endokrinologie 2023; 21: 184–188.
- Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe: S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Endometriose. AWMF-Register-Nr. 015-045, August 2020.
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- Nirgianakis K et al. Dienogest mediates midkine suppression in endometriosis. Hum Reprod 2016; 31(9): 1981–1986.
- Katsuki Y et al. Effects of dienogest, a synthetic steroid, on experimental endometriosis in rats. Eur J Endocrinol 1998; 138(2): 216–226.
- Fachinformation Dienogest Aristo®. Stand: April 2022.
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