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Covid-19-Infektion – Langzeitfolgen für Frauen

Eine Covid-19-Infektion kann langfristige gesundheitliche Folgen haben – offenbar besonders für Frauen. Sie scheinen vom Long-Covid-Syndrom häufiger betroffen zu sein als Männer. Zudem kann die Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 die Menstruation beeinflussen.

Eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 kann gesundheitliche Langzeitfolgen nach sich ziehen. Und zwar auch dann, wenn die Erkrankung mild oder ohne Symptome verläuft. Manche entwickeln Long-Covid oder ein Post-Covid-Syndrom. Auch nach überstandener Infektion leiden sie noch unter Symptomen. Solche langfristigen Folgen sind auch von anderen Infektionskrankheiten bekannt, etwa der Spanischen Grippe, MERS oder SARS. Aktuelle Studien deuten jedoch darauf hin, dass die Langzeitfolgen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 öfters auftreten und länger andauern als beispielsweise nach einer Influenzainfektion1.

Sars-CoV-2-Infektion beeinflusst die Menstruation

Frauen sind häufiger von solchen Langzeitauswirkungen betroffen als Männer, vermuten Forschende2,3. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Wuhan, China, untersuchten daher in einer Studie4, ob und wie die Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 die ovarielle Reserve, Geschlechtshormone und Menstruation von Frauen im gebärfähigen Alter beeinflusst. An der retrospektiven Querschnittsstudie nahmen 237 Frauen im reproduktiven Alter (18 bis 45 Jahre) teil, die an Covid-19 erkrankt und zwischen 19. Januar und 1. April 2020 im Tongji Hospital behandelt worden waren. Ausgeschlossen waren unter anderem Schwangere, Stillende und Frauen mit ovarieller Dysfunktion in den letzten sechs Monaten vor ihrer Covid-19-Erkrankung.

Rückblickend wurden die klinischen Daten und Labordaten begutachtet. Von 177 der teilnehmenden Frauen wurden auch die Menstruationszyklen analysiert. Bei 91 Frauen wurden Blutproben aus der frühen Follikelphase auf Geschlechtshormone und das Anti-Müller-Hormon (AMH) getestet.

Ergebnisse:

Das Fazit der Wissenschaftler: Die ovarielle Reserve und Menge an Sexualhormonen veränderte sich durch die Covid-19-Infektion nicht signifikant. Aber zirka ein Fünftel der Frauen hatte entweder ein niedrigeres menstruelles Volumen oder verlängerte Zyklen. Das Vorhandensein systemischer Komplikationen korrelierte stark mit menstruellen Veränderungen. Die Ursachen dafür sind noch nicht genau bekannt. Die Forscher vermuten aber, dass die Menstruationsveränderungen die Folge von vorübergehenden Veränderungen der Sexualhormone sein könnten. Diese könnten wiederum durch die Unterdrückung der ovariellen Funktion bedingt sein.

Das Follow-up zeigte, dass bei 84 % der Frauen das normale menstruelle Volumen wieder zurückkehrte. Und bei 99 % der Frauen normalisierte sich der Zyklus wieder innerhalb von ein bis zwei Monaten nach der Erkrankung. Dies lasse vermuten, dass die Menstruationsveränderungen durch die Covid-19-Infektion nur vorübergehend sind und sich binnen kurzer Zeit wieder bessern.

Frauen trifft Long-Covid häufiger

Die SARS-CoV-2-Infektion betrifft Frauen und Männer ungefähr gleich oft5. Männer erkranken jedoch öfters schwerer und sterben etwa doppelt so häufig wie Frauen6,7. Das Geschlecht spielt also vermutlich eine wesentliche Rolle für den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung.

Dafür scheinen Frauen häufiger von Langzeitfolgen betroffen zu sein als Männer. Darauf deutet die jüngst veröffentlichte britische Studie des Office for National Statistics in England2 hin. Ältere Menschen erkranken zudem öfters an Long-Covid als Jüngere (3,6 % bei den 17-24 jährigen vs. 5,8 % bei den am stärksten betroffenen 50- bis 69-Jährigen). Bei Patienten mit Vorerkrankungen traten die Symptome häufiger auf.

Die britische Studie arbeitete erstmals mit einer Kontrollgruppe: Nach den 12 für Long-Covid typischen Symptomen wurden auch parallele Probanden-Gruppen befragt, die keine Coronavirus-Infektion durchgemacht haben. Bis zu 24 Wochen nach einer Corona-Erkrankung treten diese Symptome bei den Covid-19-Patienten signifikant häufiger auf als in der Vergleichsgruppe. Nach diesem Zeitraum waren sie jedoch ähnlich häufig zu beobachten.

Mögliche Langzeitfolgen von Covid-19

Die Liste der möglichen Langzeitfolgen nach einer Corona-Infektion ist lang. Besonders oft leiden Menschen danach unter Müdigkeit, Erschöpfung, eingeschränkter körperlicher Belastbarkeit, Kopfschmerzen, Atembeschwerden, Geruchs- und Geschmacksstörungen sowie Muskelschwäche und -schmerzen. Auch Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, depressive Verstimmungen sowie Schlaf- und Angststörungen kommen vor. Manche berichten auch von Haarausfall. Weitere Beschwerden sind Brustschmerzen, Herzklopfen, Herzstolpern und Herzmuskelentzündungen. Beobachtet wurden darüber hinaus Nieren- und Stoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) sowie Thromboembolien nach der eigentlichen Krankheitsphase 5,8,9.

Long-Covid und Post-Covid-Syndrom

Es gibt verschiedene Begrifflichkeiten zu Long-Covid/Post-Covid-Syndromen. In der Literatur wurden zudem weitere Begriffe wie „post-acute sequelae of COVID-19“ (PASC), „chronic COVID syndrome“ (CCS) oder „COVID-19 long-hauler“ beschrieben8. In Anlehnung an den Cochrane Rehabilitation-Review10 lässt sich eine der folgenden vier Kategorien heranziehen, um ein Post-/Long-Covid festzustellen:

  1. Symptome, die aus der akuten Covid-19-Phase oder deren Behandlung fortbestehen
  2. Symptome, die zu einer neuen gesundheitlichen Einschränkung geführt haben
  3. neue Symptome, die nach dem Ende der akuten Phase aufgetreten sind, aber als Folge der Covid-19 Erkrankung verstanden werden
  4. Verschlechterung einer vorbestehenden Grunderkrankung

Die bisherige Studienlage lässt noch keine zuverlässige Einschätzung zu, wie häufig es zu Long-Covid oder Post-Covid kommt5. Denn die Studien unterscheiden sich hinsichtlich der untersuchten Gruppen, erfassten Symptome, Gesundheitsprobleme sowie der Nachbeobachtungszeiträume. Von stationär behandelten erkrankten Erwachsenen hatten bis zu 76 % noch sechs Monate nach Entlassung ein oder mehrere Symptome.

Quellen:

  1. Zusammen gegen Corona, https://www.zusammengegencorona.de/informieren/koerperliche-gesundheit/long-covid-langzeitfolgen-einer-covid-19-erkrankung/ (Abruf: 14.12.2021)
  2. 2Office for National Statistics, https://www.ons.gov.uk/peoplepopulationandcommunity/healthandsocialcare/conditionsanddiseases/articles/technicalarticleupdatedestimatesoftheprevalenceofpostacutesymptomsamongpeoplewithcoronaviruscovid19intheuk/26april2020to1august2021 (Abruf: 14.12.2021)
  3. Helmholtz, https://www.helmholtz.de/newsroom/artikel/was-wir-ueber-long-covid-wissen/ (Abruf: 15.12.2021)
  4. Li, K., Chen, G., Hou, H., Liao, Q., Chen, J., Bai, H., Lee, S., Wang, C., Li, H., Cheng, L., & Ai, J. (2021). Analysis of sex hormones and menstruation in COVID-19 women of child-bearing age. Reproductive Biomedicine Online, 42(1), 260–267. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7522626/
  5. Robert Koch-Institut (RKI), https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html (Stand: 26.11.2021)
  6. Takahashi T, Ellingson MK, Wong P, Israelow B, Lucas C, Klein J, et al. Sex differences in immune responses that underlie COVID-19 disease outcomes. Nature. 2020.
  7. Ortolan A, Lorenzin M, Felicetti M, Doria A, Ramonda R. Does gender influence clinical expression and disease outcomes in COVID-19? A systematic review and meta-analysis. International Journal of Infectious Diseases. 2020;99:496-504
  8. S1-Leitlinie Post-Covid/Long-Covid, https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/020-027l_S1_Post_COVID_Long_COVID_2021-07.pdf
  9. BZgA, https://www.infektionsschutz.de/coronavirus/basisinformationen/long-covid-langzeitfolgen-von-covid-19/
  10. Ceravolo MG, Arienti C, de Sire A et al. Rehabilitation and COVID-19: the Cochrane Rehabilitation 2020 rapid living systematic review. Eur J Phys Rehabil Med 2020; 56: 642-651. DOI: 10.23736/S1973-9087.20.06501-6