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Bakterielle Vaginose – gut behandelbar!

Bei der bakteriellen Vaginose herrscht ein mikrobielles Ungleichgewicht in der Scheidenflora. Alle Fakten zu den Ursachen, Symptomen, zur Diagnostik sowie zu den Möglichkeiten der Behandlung.

Die bakterielle Vaginose gehört zu den häufigsten Infektionen der Scheide bei geschlechtsreifen Frauen. Schätzungen zufolge sind in Europa etwa 5 von 100 Frauen, die zur Vorsorgeuntersuchung in die Arztpraxis kommen, von diesem mikrobiellen Ungleichgewicht der Scheidenflora betroffen. Bei Frauen, die in einer Klinik für sexuell übertragbare Erkrankungen betreut werden, liegt die Häufigkeit sogar bei mehr als 30 Prozent. Bei Schwangeren wird die bakterielle Vaginose im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen häufig diagnostiziert – zwischen 7 und 22 Prozent der Frauen leiden in der Schwangerschaft darunter.

Bei dieser mikrobiologischen Störung vermehren sich Bakterien in der Scheide verstärkt, die dort normalerweise nur in geringer Anzahl vorkommen. Eine gesunde Scheidenflora setzt sich überwiegend aus Laktobazillen wie Lactobacillus (L.) crispatus, L. gasseri, L. iners und L. jenseni zusammen. Aber auch anaerobe und aerobe Bakterien sowie Candida-Arten der Haut- und Darmflora finden sich in einem gesunden Scheidenmilieu. Der normale pH-Wert der Scheide liegt zwischen 3,8 und 4,4. Dieser günstige Säuregrad schützt vor Krankheitserregern sowie der übermäßigen Vermehrung der natürlich vorkommenden Mikroorganismen.

Ein Kriterium für die Diagnostik einer bakteriellen Vaginose ist daher ein höherer pH-Wert von mehr als 4,5 – dann ist das leicht saure Scheidenmilieu aus der Balance geraten. Die Anzahl der Milchsäurebakterien ist im Vergleich zum normalen Scheidenmilieu vermindert. Zugleich vermehren sich andere ungünstige Bakterien der Scheidenflora übermäßig. In erster Linie handelt es sich dabei um Gardnerella vaginalis (mehrere Stämme mit verschiedenen Eigenschaften) und Atopobium vaginae. Auch Bakterien der anderer Gattungen wie z. B. Megasphaera sind bei einer bakteriellen Vaginose vermehrt zu finden.

Bakterielle Vaginose – Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache der bakteriellen Vaginose liegt in einer Störung der mikrobiellen Zusammensetzung der Scheidenflora. Forschende vermuten, dass mehrere Risikofaktoren daran beteiligt sind. Diese erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass das Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht gerät. Allerdings sind die exakten Vorgänge und Prozesse, die sich dabei in der Scheidenflora abspielen, noch nicht ganz aufgeklärt.

Die wichtigsten Risikofaktoren sind:

Symptome bei bakterieller Vaginose – der Überblick

Die bakterielle Vaginose kann einige sehr unangenehme Symptome hervorrufen, aber in manchen Fällen auch unbemerkt bleiben. Folgende Anzeichen deuten auf die mikrobielle Dysbalance der Vaginalflora hin:

Bei solchen Symptomen ist immer der Besuch in der Arztpraxis wichtig. Denn die bakterielle Vaginose ist nicht nur ein ästhetisches Problem, das für viele Frauen mit Scham behaftet ist, sondern kann zudem das Risiko für gynäkologische Infektionen erhöhen.

Beispiele sind:

Das Infektionsrisiko steigt weiter durch medizinische Eingriffe, etwa durch das Einlegen eines Intrauterinpessars sowie durch einen Schwangerschaftsabbruch. Das gilt besonders für die Salpingitis und Endometritis. Zu beachten ist auch, dass die bakterielle Vaginose während einer Schwangerschaft die Gefahr einer Frühgeburt birgt.

Bakterielle Vaginose richtig diagnostizieren

Die Diagnose „bakterielle Vaginose“ lässt sich anhand von vier Kriterien – den sogenannte „Amsel-Kriterien“, stellen:

Bakterielle Vaginose lässt sich effektiv behandeln

Die Behandlung der bakteriellen Vaginose ist nötig, wenn die Diagnose gesichert ist, Symptome vorhanden sind oder ein gynäkologischer Eingriff bevorsteht, etwa die Einlage eines IUP. Der Sexualpartner muss nicht mitbehandelt werden.

Folgende Behandlungsmöglichkeiten gibt es:

Die Dauer und Intensität der Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa von der Ausprägung der Erkrankung sowie der Regenerationsfähigkeit der Scheidenflora. Auch individuelle immunologische Faktoren einer Frau spielen dabei mit. Die antibiotische Behandlung kann die Symptome der bakteriellen Vaginose meist beseitigen und den pH-Wert in der Scheide wieder normalisieren. Allerdings lässt sich der Biofilm aus verschiedenen Bakterien auf der Vaginalschleimhaut in der Regel nicht komplett auflösen – und die mikrobielle Störung flammt erneut auf. So ist die Rückfallquote nach einer Behandlung mit 60 bis 70 Prozent relativ hoch.

Referenzen:

  • S1-Leitlinie „Bakterielle Vaginose (BV) in Gynäkologie und Geburtshilfe“, AWMF – Leitlinien-Register Nr. 015/028 (Stand: 07/2013)
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), https://www.gesundheitsinformation.de/bakterielle-scheideninfektion.html
  • Berufsverband der Frauenärzte e.V., https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/bakterielle-vaginose/