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Watch & Wait oder Watch & Worry?

Nach Diagnosestellung einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) ist in vielen Fällen vorerst keine Behandlung notwendig. Hier erfolgt zunächst ein abwartendes Vorgehen, das sogenannte Watch & Wait (“Beobachten und Abwarten”).<sup>1,2</sup>

Die meisten Menschen sind es gewohnt, ihre gesundheitlichen Probleme akut zu bekämpfen – sei es mit einem Analgetikum gegen Kopfschmerzen, einem Antitussivum gegen Hustenreiz, oder einem Antiemetikum gegen Übelkeit. Weshalb sollte es also bei einer lebensbedrohlichen Krebserkrankung wie der chronisch lymphatischen Leukämie anders sein? Hier sollte schnellstmöglich gehandelt werden – so wird zumindest der ein oder andere Patient denken.

Doch nicht immer ist eine sofortige Therapie indiziert. Studien haben gezeigt, dass Chemo(immun)therapien oder zielgerichtete Therapien im frühen Stadium eine Krankheitsprogression verzögern können, jedoch bisher keinen Vorteil im Gesamtüberleben zeigen.3,4 Die mit der Therapie einhergehenden möglichen Nebenwirkungen können dennoch sofort einsetzen und die Lebensqualität des Patienten mitunter stark beeinträchtigen. Aus diesem Grund empfehlen die Leitlinien derzeit in den asymptomatischen frühen Stadien die Watch & Wait-Strategie – auch bei Patienten mit hohem Progressionsrisiko.1,2

Ablauf Watch & Wait

Da die CLL von Patient zu Patient sehr unterschiedlich verläuft, wird der Behandlungsbeginn individuell angepasst. Im Zuge von Watch & Wait sollten Patienten mit CLL in Abhängigkeit von ihrem individuellen Profil und der Krankheitsdynamik in drei- bis sechsmonatigen Intervallen zur Verlaufsbeurteilung einbestellt werden.2

Patientensicht

Für einige Patienten ist schwer bis gar nicht zu begreifen, weshalb der Arzt nicht sofort handelt. Eine umfassende Aufklärung ist hier wichtig, damit der Patient nicht psychisch leidet, sich weiterhin gut betreut fühlt und das Vertrauen in den behandelnden Arzt nicht verliert. Eine Umfrage bei CLL-Patienten zeigte, dass über die Hälfte der „Watch & Wait“-Patienten (53%) Bedenken oder Sorgen wegen dieses Vorgehens haben.5,6 Auch zeigte sich, dass „Watch & Wait“-Patienten ebenso wahrscheinlich wie Patienten unter einer CLL-Therapie an Depressionen und Angstzuständen leiden. Die Sorgen und Ängste, die mit der Ungewissheit und dem Gefühl des „untätigen Abwartens“ einhergehen, lassen sich nicht komplett nehmen, dennoch können dem Patienten einige Tipps nahegelegt werden:

Letztendlich müssen der behandelnde Arzt, die Angehörige, Lebenspartner und Freunde sowie der Patient selbst zusammen einen Weg finden, um mit der Situation umzugehen, damit die Lebensqualität erhalten bleibt.


Quellen

  1. S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit einer chronischen lymphatischen Leukämie(CLL). Online verfügbar unter: 
    https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/018-032OLk_S3_Chronisch-lymphatische-Leukaemie_2018-04_verlaengert.pdf (letzter Zugriff: 24.09.2020).
  2. Onkopedia-Leitlinie. Online verfügbar unter: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/chronische-lymphatische-leukaemie-cll/@@guideline/html/index.html (letzter Zugriff: 05.10.2020).5
  3. Hoechstetter MA et al. Leukemia 2017;31:2833–2837.
  4. Schweighofer CD et al. Blood 2013;122:524.
  5. Pemberton-Whiteley Z, Martin C. The Emotional Impact of Watch and Wait for CLL. Online verfügbar unter: https://media.leukaemiacare.org.uk/wp-content/uploads/The-Emotional-Impact-of-Watch-and-Wait-for-CLL-EHA-2019-Poster.pdf (letzter Zugriff: 24.09.2020).
  6. Evans J et al. Eur J Cancer Care 2012; 21:67-77.

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