Erweiterung der Optionen in der CLL-Therapie Logo of esanum https://www.esanum.de

Erweiterung der Optionen in der CLL-Therapie

Für die Therapie der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) steht jetzt ein hochselektiver, potenter Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor (BTKi) der 2. Generation zur Verfügung.<sup>1,2,3</sup>

Konventionelle Chemoimmuntherapien (CIT) galten lange Zeit als Therapiestandard und können auch weiterhin bei bestimmten PatientInnengruppen (Patienten ohne Hochrisikofaktoren) zu guten Ergebnissen führen.4,5 Die CIT setzt demnach, ähnlich wie die reine Chemotherapie, die heute kaum noch zum Einsatz kommt, eine gewisse körperliche Fitness voraus: Die Standard-Chemoimmuntherapie Fludarabin plus Cyclophosphamid plus Rituximab (FCR) sollte nur bei PatientInnen in gutem körperlichen Allgemeinzustand eingesetzt werden.4,5 Da sich der/die durchschnittliche CLL-PatientIn in einer Alterspanne von 70-75 Jahren befindet, spielen auch Komorbiditäten eine große Rolle bei der Therapiewahl – diese können gegen eine aggressive FCR Therapie sprechen. Alternative Kombinationen wie Bendamustin plus Rituximab oder Chlorambucil plus Obinutuzumab können auch bei PatientInnen mit reduziertem Allgemeinzustand eingesetzt werden, allerdings kann die Wirksamkeit im Vergleich zu FCR beeinträchtigt sein.4,5,6 Im Fokus stehen heute niedermolekulare zielgerichtete Therapien, die mit dem Ziel entwickelt wurden, bei PatientInnen mit und ohne Risikofaktoren eine noch bessere Wirksamkeit und Verträglichkeit zu erzielen.4,5

Die niedermolekularen zielgerichteten Therapien waren ein großer Durchbruch in der CLL-Therapie. Der Bruton-Tyrosinkinase- Inhibitor (BTKi) Ibrutinib und der BCL-2-Antagonist Venetoclax haben sich in der Vergangenheit bei der Behandlung von CLL- Patienten als sehr effektiv erwiesen. Ein großer Vorteil der zielgerichteten Therapien im Vergleich zu Chemoimmuntherapien ist ihr gutes Verträglichkeitsprofil.7 Zudem haben sich zielgerichtete Therapien im Gegensatz zu Chemoimmuntherapien auch bei PatientInnen mit genetischen Hochrisikofaktoren als besser wirksam erwiesen.3 Diese genetischen Faktoren können den Krankheitsverlauf und die Therapieergebnisse deutlich beeinflussen.4,5 Therapiemöglichkeiten sind heute vielfältig und können individuell auf den einzelnen Patienten abgestimmt werden. Bei der Therapiewahl stehen körperlicher Allgemeinzustand, Komorbiditäten und genetische Faktoren im Fokus.4,5 Wichtig ist dabei immer auch die Verträglichkeit: Wie sich in der Praxis gezeigt hat, gibt es allerdings auch bei den derzeit eingesetzten zielgerichteten Therapien Verbesserungsbedarf. Real-World-Daten zeigen beim Einsatz von Ibrutinib Abbruchraten von 14 bis 23% aufgrund von Unverträglichkeiten.8,9,10 Abhilfe könnte ein neu zugelassener BTKi der zweiten Generation schaffen: Acalabrutinib.

Acalabrutinib - eine neue Option bei der CLL-Behandlung

In vitro Studien konnten zeigen, dass Acalabrutinib die BTK im Vergleich zu bisher eingesetzten BTKi noch gezielter inhibiert.11,12 Die dadurch verringerten Off- Target-Effekte könnten ein Grund für das überzeugende Verträglichkeitsprofil sein, das sich in den Zulassungsstudien ELEVATE TN und ASCEND gezeigt hat.13,14 Im Vergleich zur Chemoimmuntherapie und anderen zielgerichteten Therapien zeigte Acalabrutinib in diesen Studien zudem einen Vorteil im progressionsfreien Überleben.13,14 Dieser Vorteil konnte für alle Subgruppen gezeigt werden - inklusive HochrisikopatientInnen mit unmutiertem IGHV-Status, TP53-Mutation, 17p-Deletion und komplexem Karyotyp. Aufgrund des guten Wirksamkeits- und Verträglichkeitsprofils, welches sich aus den Zulassungsstudien ergeben hat, wird Acalabrutinib in der aktuellen Onkopedia-Leitlinie für ein breites Patientenkollektiv empfohlen, welches auch PatientInnen mit reduziertem Allgemeinzustand oder genetischen Risikofaktoren einschließt (siehe Abbildung).5


Erstlinientherapie von symptomatischen CLL-PatientInnen mit gutem oder reduziertem Allgemeinzustand nach aktueller Leitlinienempfehlung.*

*die Therapieoptionen der einzelnen Therapiestränge werden in der Onkopedia-Leitlinie nebeneinander dargestellt und sind in dieser Abbildung aus Platzgründen untereinander angeordnet.


Quellen

  1. Bond DA, et al. Curr Hematol Malig Rep. 2019;14:197-205.
  2. Barf T, et al. J Pharmacol Exp Ther. 2017;363:240-252.
  3. Fachinformation CALQUENCE®, Stand November 2020.
  4. Wendtner CM, et al. Onkopedia-Leitlinie. Chronische Lymphatische Leukämie (CLL). Stand: September 2020. Online verfügbar unter: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/chronische-lymphatische-leukaemie-cll/@@guideline/html/index.html (letzter Abruf: 6.11.2020)
  5. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit einer chronischen lymphatischen Leukämie(CLL), Langversion 1.0, 2018,AWMF Register-nummer: 018-032OL, http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/chronische-lymphatische- leukaemie-cll/ (letzter Abruf: 06.11.2020).
  6. Eichhorst B, et al. Lancet Oncol 2016;17:928-942.
  7. Burger JA, O’Brien S, Nat Rev Clin Oncol. 2018;15:510-527.
  8. Hampel PJ, et al. Leuk Lymphoma. 2019;60:2712-2719.
  9. Mato AR, et al. Haematologica. 2018;103:874-879.
  10. Sharman JP, et al. Blood. 2017;130:4060.
  11. Herman SEM, et al. Clin Cancer Res. 2017;23:2831-2841.
  12. Kaptein A, et al. Blood. 2018;132(Supplement 1):1871.
  13. Sharman JP et al. Lancet. 2020;395:1278‐1291.
  14. Ghia P, et al. J Clin Oncol. 2020;38(25):2849-2861.
DE-31181/20