Das verdienen Ärzte in Skandinavien

Im Worlds Happiness Report der Vereinten Nationen landeten Finnland, Dänemark und Island 2022 auf Platz 1,2 und 3, Schweden und Norwegen auf Platz 7 und 8.¹⁹ Und das ist nicht das erste Mal, dass die europäischen Länder in dem Wettbewerb um die weltweit größte Zufriedenheit die vorderen Ränge belegt haben. Damit leben in den nordischen Ländern die glücklichsten Menschen der Welt. Ist das der Grund, warum es auch zahlreiche Deutsche ins skandinavische Ausland zieht?

2021 sind rund eine Million Menschen von Deutschland ins Ausland ausgewandert.² Davon wanderten 2.613 Personen nach Schweden aus, 2.132 nach Dänemark, 1.106 nach Norwegen und 472 nach Finnland.³ Für EU-Bürger ist es sehr einfach, nach Skandinavien zu ziehen und dort zu arbeiten. Dänemark und Schweden gehören zur europäischen Union, weshalb keine Genehmigung benötigt wird. EU-Bürger dürfen für die Dauer ihrer Anstellung im jeweiligen EU-Land leben. Norwegen gehört zum europäischen Wirtschaftsraum und erleichtert EU-Bürgern aufgrund des dortigen Fachkräftemangels¹ ebenfalls Arbeit und Leben.

Was verdienen Ärzte in Deutschland?

Als Arzt in Norwegen arbeiten

Laut Statistik des Bundesverbandes des Deutschen Exporthandels e.V. (BDEx) verdient ein Arzt in Norwegen im Jahr 2023 durchschnittlich 65.280 Euro, als Chefarzt ist mit etwa 117.240 Euro zu rechnen.⁴ Was sagen die Ärzte selbst? In einem Forum des Ärzteblattes schrieb ein deutscher Arzt, der Monatsgrundbetrag für Mediziner liege dort bei 47.988 Euro bei einer 37,5-Stunden-Woche. Mit Zuschlägen komme er auf 73.827 Euro.⁵ Ein weiterer deutscher Arzt in dem Forum kam bei einer 43-Stunden-Woche und entsprechenden Zuschlägen auf 97.488 Euro. Daten zu den Fachrichtungen und ihrer Berufserfahrung hatten die beiden allerdings nicht angegeben. Demnach stimmen die Zahlen überein mit den Daten, die im Internet über das Gehalt kursieren. In Norwegen fallen aber hohe Abzüge für Steuern und Krankenkassenbeiträge an. Das kaufkraftbereinigte Nettoeinkommen ist am Ende nur halb so hoch. Abgesehen von Alkohol unterscheidet sich Norwegen durch die Inflation bei den Lebenshaltungskosten (Miete, Nebenkosten, Nahrungsmittel, Fortbewegung) mittlerweile außerdem kaum mehr von Deutschland.¹³

Der zweite Arzt in dem Forum schrieb aber auch, dass Mediziner im Schnitt 42 Stunden in der Woche arbeiten. Die Arbeitszeiten sind in Norwegen fest geregelt und wenn Überstunden nötig werden, werden Sie großzügig bezahlt oder können ausgeglichen werden. Überstunden an Wochenenden und in der Nacht werden mit 200 Prozent ausgeglichen. Für 4 Stunden bekommen Ärzte in Norwegen damit einen ganzen Tag frei.¹⁶ Damit punktet das Land ganz klar in punkto Lebensqualität. Denn in Deutschland arbeiten Mediziner an einem Krankenhaus weitaus mehr Stunden in der Woche.

EU-Bürger benötigen kein Visum und können sofort nach Norwegen ziehen und eine Arbeit aufnehmen. Nach drei Monaten müssen sie sich bei der Polizei anmelden und eine Arbeitsbescheinigung oder einen Arbeitsvertrag vorweisen. Für die Vorlage der Unterlagen gibt es dann eine Meldebescheinigung.¹⁴ Ärzte benötigen außerdem eine Anerkennung ihrer Zulassung. Dafür ist die Zentralstelle für Personal im Gesundheitswesen zuständig. Die Wartezeit beträgt nach Antragstellung drei bis vier Monate.⁶

Das verdienen Ärzte in Schweden

Aufgrund des Ärztemangels in Schweden ist die Chance auf eine Anstellung für ausländische Ärzte aus der EU groß. Aber lohnt sich der Wechsel? Das durchschnittliche Gehalt beträgt 112.083 Euro im Jahr.^7-9 Ein Arzt in Weiterbildung verdient zwischen 41.000 und 51.000 Euro und damit weniger als in Deutschland.^10,8 Oberärzte können mit 69.000 bis 86.000 Euro rechnen.¹⁰ Zudem fällt in Schweden das Gehalt auf dem Land geringer aus als in größeren Städten. In Stockholm liegt das Durchschnittsgehalt bei 51,624 Euro⁹. Statt des klassischen Hausarztes gibt es in den schwedischen Regionen jeweils ein Gesundheitszentrum, wo den Patienten ein passender Arzt zugewiesen wird. Dort verdient ein Arzt 68.688 Euro im Jahr.⁸

Auf einer Homepage für Ärzte im Ausland bestätigt Kinderärztin Sofi Asmundsson, dass das Gehalt in Schweden geringer ausfällt als in den USA, wo sie ihre Facharztausbildung absolviert hat, aber dass der Lebensstandard viel höher sei. Das reiche von den Bedingungen für ihre Kinder, den vielen Urlaubstagen im Jahr bis zur geringeren Arbeitszeit.¹¹

Es sind damit eher die Arbeitsbedingungen im schwedischen Gesundheitssystem, die Arbeitnehmer anzuziehen scheinen. Das gilt vor allem für Ärzte. Schweden gilt als ein Land mit den besten Standards diese Berufsgruppe: Die Arbeitszeit ist kürzer, Überstunden werden bezahlt und auch Weiterbildungskurse gelten als Arbeitszeit. Die durchschnittliche Arbeitszeit beträgt in Schweden maximal 40 Wochenstunden, Mediziner dürfen höchstens 18 Stunden am Stück arbeiten. Die Begrenzung der Arbeitszeiten soll Überarbeitung und Burnout vermeiden. Auch tragen Ärzte weniger Verantwortung für die wirtschaftlichen Abläufe in den Kliniken und können sich mehr auf ihre Patienten konzentrieren, die Hierarchien sind flacher. Für Ärztinnen dürfte auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausschlaggebend sein, denn Schweden verfügt über umfassende Kinderbetreuungsangebote. Die meisten Arbeitgeber in Schweden übernehmen auch Sprachkurse.¹⁰

Wer nach Schweden auswandern möchte, braucht in den ersten drei Monaten keine Aufenthaltserlaubnis und Arbeitsgenehmigung. Danach wird eine Aufenthaltskarte ausgestellt, für die bestimmte Bedingungen erfüllt sein müssen: ein Arbeitsvertrag oder genügend Rücklagen oder ein Partner mit positivem Aufenthaltsstatus. Um in Schweden als Arzt arbeiten zu können, benötigt man die Erlaubnis, einen Heilberuf ausüben zu können. Die erhält man nach Anerkennung der Approbation und der Facharztzeugnisse bei der Gesundheitsbehörde Socialstyrelsen. Zudem benötigen Ärzte in Schweden Sprachkenntnisse auf Niveau C1. In der Regel werden die Kosten für Sprachkurse aber vom Arbeitgeber übernommen.¹⁷

Arztgehalt in Dänemark

In Dänemark leben laut World Happiness Report 2022 die zweitglücklichsten Menschen der Welt. Gehören dazu auch die Ärzte? Junge Mediziner jedenfalls können in Dänemark mit einem Einstiegsgehalt von 71.500 und bis zu 103.400 Euro rechnen. Dänemark ist damit neben der Schweiz das europäische Land, in dem Ärzte am meisten verdienen. Aber die steuerlichen Abgaben sind hoch. Das kaufkraftbereinigte Nettoeinkommen liegt hier bei 31.800 und 45.400 Euro jährlich.

Hinzu kommt die äußerst ausgewogene Work-Life-BaIance. In Dänemark gibt es eine gesetzlich vorgeschriebene 37-Stunden-Woche für Ärzte.¹⁹ Zudem ist die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Dänemark weit fortgeschritten. Rezepte, Überweisungen, Dokumentationen - alles läuft digital, so dass Ärzte sich sofort mit den Unterlagen beschäftigen können und Diagnosen anderer Ärzte sofort auf einer Onlineplattform einsehen können.¹⁸ Auf der Internetseite sundheadsjob.dk gibt es einen Überblick über freie Arzt-Stellen, die sich auch nach Assistenzarztstellen filtern lassen.

EU-Bürger benötigen keine Aufenthaltserlaubnis für Dänemark, wer länger als 3 Monate in Dänemark leben und arbeiten will, muss seinen Wohnsitz den Behörden melden und einen EU-Aufenthaltstitel direkt beim Amt für die Vermittlung ausländischer Arbeitskräfte und Integration (Styrelsen for International Rekruttering og Integration, SIRI) beantragen oder sich an den International Citizen Service wenden.¹⁵

Als Arzt in Skandinavien arbeiten - was spricht dafür, was dagegen?

Skandinavische Länder wie Dänemark, Schweden oder Norwegen sind bei deutschen Auswanderern beliebt. Doch Hygge allein genügt zum Leben nicht. Wie gut sind die beruflichen Möglichkeiten für Ärzte? Können Mediziner mehr verdienen oder besser arbeiten?

Welche Perspektiven haben deutsche Ärzte in Skandinavien?

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