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Neues Diagnoseverfahren beim Prostatakarzinom

Die zur Diagnostik des Prostatakarzinoms (PCa) durchgeführte transrektale Biopsie ist u.a. mit Infektionsrisiken verbunden. Jetzt könnte jedoch ein Weg gefunden sein, die PCa-Diagnostik auf sichere und komfortablere Füße zu stellen.

Das Prostatakarzinom (PCa) ist in Deutschland der häufigste Tumor und auch Todesursache Nummer 1 der Krebserkrankungen des Mannes. Die zur Diagnostik des PCa durchgeführte transrektale Biopsie ist u.a. mit Infektionsrisiken verbunden. Jetzt könnte jedoch ein Weg gefunden sein, die PCa-Diagnostik auf sichere und komfortablere Füße zu stellen.   

Um eine Krebserkrankung der Prostata zu diagnostizieren und von der ebenfalls recht häufig auftretenden benignen Prostatahyperplasie (BPH) zu unterscheiden, wird derzeit standardmäßig die transrektale Stanzbiopsie angewandt. Dieses Diagnoseverfahren ist jedoch nicht nur schmerzhaft, sondern birgt auch diverse weitere Risiken, z.B. für bakterielle Infektionen.

Forschende der Universität Witten/Herdecke (UW/H) haben nun allerdings die Grundlage für ein neues Verfahren entwickelt, bei dem mithilfe kleiner Erbgutfragmente aus dem Urin zwischen beiden Erkrankungen (BPH oder PCa) unterschieden werden kann.

Micro-RNAs als Erkrankungsmarker

Bei diesem neuen Verfahren werden Micro-RNAs (miRNA) und piwi-interacting-RNAs (piRNAs) aus geringen Mengen einer Urinprobe gewonnen und mittels PCR vervielfältigt. Bei den Micro-RNAs handelt es sich um kurze Moleküle der Erbinformation, die nicht selbst in Proteine übersetzt werden. Stattdessen regulieren sie die Realisierung von Gen-Informationen.

Mit Hilfe des sogenannten Next-Generation-Sequencing können solche RNA-Fragmente in spezialisierten Labors schnell und präzise ausgelesen werden. Wichtig für die Diagnostik: Die RNA-Abschnitte scheinen an Entstehung und am Krankheitsverlauf des PCa beteiligt zu sein.

Die Forschenden analysierten für ihre Studie mehr als 2.500 solcher kleinen RNAs und entdeckten ein Muster. Bioinformatische Algorithmen des maschinellen Lernens durchforsteten anschließend selbstständig die so gewonnenen Daten. "Ändert sich die Zusammensetzung der Micro-RNAs im Urin, spricht das scheinbar für oder gegen Prostatakrebs“, erläuterte Lukas Markert, einer der federführenden Forscher dieses Projektes. "Neben dem PSA-Wert und der Biopsie könnte die Micro-RNA-Analyse aus dem Urin als zusätzliches Diagnosekriterium in der Urologie etabliert werden“, so Markert und Kolleg:innen in ihrer aktuellen Arbeit.

Fazit für die Praxis

Bei der hier vorgestellten Studie handelt es sich um einen sehr interessanten Ansatz, die Prostatakrebsdiagnostik zukünftig zu vereinfachen und für Patienten weniger invasiv zu gestalten. Ergänzend zum PSA-Wert hilft die Micr-RNA aus dem Urin dann möglicherweise dabei, bereits frühzeitig zwischen benignen und malignen Prostataveränderungen zu unterscheiden.

Im Falle eines positiven Befundes sowohl im PSA-Test als auch in der miRNA-Diagnostik wird der Patient dennoch nicht um eine Stanzbiopsie herumkommen können. Die Gewebeprobe ist für den pathologischen Befund sowie das Staging des Prostatakarzinoms nach wie vor unerlässlich und somit therapieentscheidend.

Allerdings wird es womöglich leichter zu entscheiden, ob eine transrektale Stanzbiopsie indiziert ist oder nicht, sodass durch Entwicklung des neuen additiven miRNA-Diagnoseverfahrens möglicherweise das Risiko einer Überversorgung weiter reduziert werden kann.

Originalpublikation:
Markert L et al., Small RNAs as biomarkers to differentiate benign and malign prostate diseases: An alternative for transrectal punch biopsy of the prostate? PLoS ONE 16(3): e0247930. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0247930