Seminom: Lungenrundherde erhöhen kein Rezidivrisiko Logo of esanum https://www.esanum.de

Entwarnung beim Seminom: Kleine Lungenrundherde erhöhen das Rezidivrisiko nicht

Rundherde in der Lunge sind stets Grund zur Besorgnis, v. a. bei Tumorpatienten. Bei Stadium-I-Seminomen sind sie zwar häufig, erweisen sich jedoch meist als harmlos.

Überblick Keimzelltumoren des Hodens: 

  • Keimzelltumoren (KZT) des Hodens lassen sich in zwei histologische Subtypen einteilen: Seminome und nichtseminomatöse KZT.
  • Seminome sind der häufigste Subtyp, ihr relativer Anteil nimmt seit Jahren zu.
  • KZT gehören insgesamt zu den seltenen Krebserkrankungen, bei jungen Männern zwischen 20 und 44 Jahren stellen sie jedoch die häufigste bösartige Tumordiagnose dar.
  • Seminome können sich über den Lymphweg, v. a. im Retroperitonealraum ausbreiten, eine hämatogene Metastasierung der Lunge oder des ZNS ist selten.
  • Die Prognose ist abhängig von Histologie, Tumorstadium und Alter, die Heilungsrate beim Seminom im klinischen Stadium I liegt bei nahezu 100 %. 

Lungenrundherde häufig bei Seminom-Patienten 

Für ihre retrospektive Analyse werteten die US-Forscher Krankenakten von 79 Seminom-Patienten aus, die zwischen 2003 und 2023 an der University of California San Diego Health behandelt wurden, die Nachbeobachtungszeit betrug 40 Monate. Primärer Endpunkt war die Inzidenz kleiner Lungenrundherde (Röntgen- oder CT-Befunde mit einer Größe < 1 cm); sekundäre Endpunkte waren mögliche Risikofaktoren sowie die Rezidivrate. 

Bei mehr als einem Viertel der Patienten (26,6 %) wurden zum Zeitpunkt der Seminomdiagnose Lungenrundherde festgestellt, wobei es keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Patienten mit Seminom im Stadium IA und IB gab. Auch andere Faktoren wie demografische Merkmale, , Tumormarker und verschiedene pathologische Parameter hatten keinen Einfluss auf die Häufigkeit der Befunde.

Wohl kein Zusammenhang zwischen Lungenbefund und Rezidivrisiko

Weitere Ergebnisse im Überblick: 

  • Insgesamt entwickelten 4 Patienten (5 %) ein Rezidiv, darunter keiner mit einem Lungenbefund.
  • Von den 6 Patienten, die eine adjuvante Chemotherapie erhielten, wies einer einen Lungenrundherd auf, erlitt aber keinen Rückfall. Ein Patient entwickelte ein Rezidiv trotz fehlendem Lungenbefund.
  • Von den 10 Patienten, die sich einer adjuvanten unterzogen, blieben alle rezidivfrei, obwohl 4 von ihnen Lungenrundherde hatten.
  • 16 Patienten mit Lungenbefund wurden lediglich überwacht, keiner von ihnen erlitt einen Rückfall.

Trotz der niedrigen Fallzahl und des monozentrischen Settings geben die Forscher Entwarnung. Obwohl die Inzidenz kleiner Lungenrundherde bei Seminom-Patienten im Stadium I hoch sei, seien sie klinisch vermutlich kaum von Belang. Auch in der Allgemeinbevölkerung seien zufällige Lungenbefunde im CT-Thorax nicht selten, die meisten davon gutartig. Dass es beim Auftreten von Lungenrundherden keinen Unterschied zwischen Seminomen im Stadium IA und IB gab, könne zudem darauf hindeuten, dass die Befunde unabhängig von der Erkrankung und nicht mit einem Progress assoziiert sind.

Die Studienautoren plädieren dafür, die betroffenen Patienten über den Befund aufzuklären und zu beruhigen. Eine engmaschige Verlaufskontrolle wird empfohlen, weiterführende Diagnostik oder Therapie ist in der Regel nicht erforderlich. Auf die geplante Behandlung sollten die Befunde der keinen Einfluss haben.

Quelle:
  1. Yodkhunnatham N et al. Natural History of subcentimeter pulmonary nodules in clinical stage I seminoma patients. Urol Oncol 2025; 43(4): 272.e11-272.e15.