HBV: Rheuma-Patienten besser vor Biologika-Therapie impfen Logo of esanum https://www.esanum.de

HBV-Impfung bei Rheuma: am besten vor der Behandlung mit Biologika

Feststeht: Rheumapatienten sind besonders gefährdet für Infektionserkrankungen. Immunsupprimierende Medikamente wie Biologika schwächen das Abwehrsystem zusätzlich. Aber wie gut sprechen Betroffene auf eine Hepatitis-B-Impfung an?

Impfungen unter DMARDs: Was sagen die Daten?

Dem wollten die portugiesischen Forscher abhelfen. Für ihre prospektive Kohortenstudie (DOI.org/10.1136/rmdopen-2023-003597) rekrutierten sie insgesamt 100 Probanden:

Studienendpunkte: Wirksamkeit und Sicherheit der HBV-Impfung

Alle Patienten waren bislang nicht gegen HBV geimpft und wiesen eine negative Serologie für Anti-Hbs und Anti-HBc auf. Rund 80 Prozent wurden mit Tumornekrosefaktor-Inhibitoren (TNFi) behandelt, etwa zwei Drittel zusätzlich mit csDMARDs. Die meisten befanden sich in Remission oder zeigten eine geringe Krankheitsaktivität.

Beide Gruppen wurden mit Engerix-B 20 μg gemäß Grundimmunisierungsschema nach 0,1 und 6 Monaten geimpft. Mindestens einen Monat nach der letzten Dosis wurde die Immunantwort überprüft, wobei ein Anti-Hbs-Titer ≥10 IU/L als Erfolg gewertet wurde. Neben dem Ansprechen auf die Impfung als primärem Endpunkt wurden Krankheitsschübe, schwerwiegende unerwünschte Ereignisse und immunbedingte Störungen erfasst.

Schlechtes Impfansprechen bei Patienten unter Biologika

Das erschreckende Ergebnis: Nur 20 der 62 Patienten (32 Prozent) zeigten eine positive Reaktion auf die Impfung, verglichen mit 36 der 38 Kontrollen (95 Prozent). Bei denen, die auf die Impfung ansprachen, war der mittlere Anti-HBs-Titer außerdem signifikant niedriger als bei den ansprechenden Kontrollpersonen.

Ein genauerer Blick auf die einzelnen Wirkstoffe zeigte: Bei den Patienten, die mit TNFi behandelt wurden, reagierten knapp 40 Prozent auf die Impfung, wobei die Spannweite groß war. Sie reichte von 18 Prozent für Infliximab bis 57 Prozent für Etanercept. Dagegen sprachen bei denjenigen, die andere bDMARDs erhielten, insgesamt nur rund 10 Prozent an. Von Rituximab war bereits bekannt, dass der Wirkstoff die Impfreaktion beeinträchtigt. Entsprechend sprach keiner der damit behandelten Patienten auf die HBV-Impfung an. Aber auch unter dem Interleukin-Inhibitor Tocilizumab, der bislang in Studien vergleichsweise gute Ansprechraten zeigte, entwickelten gerade einmal 17 Prozent eine ausreichende Immunantwort. 

Rheumapatienten frühzeitig und ausreichend impfen

Angesichts dieser ernüchternden Ergebnisse plädieren die Autoren dafür, ungeschützte Rheumapatienten zu impfen, bevor eine Behandlung mit Biologika begonnen wird, am besten gleich nach Diagnosestellung. Zumal die Impfung gut vertragen wurde und keine relevanten Sicherheitsprobleme auftraten, die unmittelbar damit in Zusammenhang standen.

Ob eventuell sogar eine doppelte Impfdosis, analog der Empfehlung bei Niereninsuffizienz, sinnvoll sein könnte, müssen weitere Studien zu diesem bislang wenig erforschten Thema zeigen.
 

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