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Wie Parodontose zu Entzündung und rheumatoider Arthritis beiträgt

Parodontalerkrankungen führen zu Rissen in der Mundschleimhaut, wodurch citrullinierte Bakterien ins Blut übertreten können. Hiervon werden proentzündliche Immunzellen aktiviert und die Bildung von ACPA-Antikörpern gefördert.

Verletzungen der Mundschleimhaut lösen Anti-Citrullin-Antikörper (ACPA) gegen Bakterien und menschliche Proteine aus

Ist eine Entzündung der Mundschleimhaut an der Entstehung von RA beteiligt?

Parodontalerkrankungen verursachen oft Kleinstverletzungen in der Mundschleimhaut, die zu Eintrittspforten für orale Keime ins Blut werden. Schon länger wird die Bedeutung citrullinierter Bakterien als möglichem infektiösen Trigger für Autoimmunität diskutiert. Es wird angenommen, dass bestimmte Bakterienstämme, wie Porphyromonas gingivalis, die Citrullinierung von Eiweißen des Wirts und damit die Bildung von RA-assoziierten Autoantikörpern bei genetisch prädisponierten Personen vermitteln.2

Die Erkenntnis, dass sich viele RA-Autoantikörper gegen Citrullin in Peptiden richten, war kurz vor der Jahrtausendwende ein bedeutender Durchbruch und wird seither als sensitiver Biomarker diagnostisch genutzt, da viele dieser Peptide spezifisch für RA sind und ACPA-Antikörper (Antikörper gegen citrullinierte Proteine) bereits im Frühstadium der Erkrankung nachweisbar sind. Die Citrullinierung spezifischer Proteine des Bindegewebes (wie Filaggrin, Vimentin, Fibrin, Fibrinogen, α-Enolase und Collagen II) erzeugt neue Epitope, die zur Bildung von Autoantikörpern führen.3

Wachsende Evidenzlage für einen direkten Zusammenhang zwischen Parodontalerkrankungen und rheumatoider Arthritis

Eine britische Studie von 2019 kam als eine der ersten zu dem Ergebnis, dass parodontale Entzündungen und die Ansammlung von P. gingivalis der Gelenkentzündung bei RA vorausgehen können.4 Die neuen Daten sprechen ebenfalls für einen Zusammenhang zwischen diesen Risikofaktoren und dem Ausbruch der Krankheit. Das Team aus Stanford konnte nachweisen, dass es bei Patienten mit RA und Parodontalerkrankungen zu wiederholten oralen Bakteriämien kommt. Diese gingen mit Transkriptionssignaturen entzündlicher Monozyten einher, die erst kürzlich in entzündeter RA-Synovia und im Blut von RA-Patienten während Schüben identifiziert wurden.1 Als Antwort auf die ins Blut gelangten Mundbakterien kam es außerdem zur Aktivierung ACPA-spezifischer B-Zellen, wodurch die Affinitätsreifung und Epitopausbreitung auf citrullinierte menschliche Antigene gefördert wurde.1

Zahnfleischerkrankungen könnten am Aufflammen von Arthritis beteiligt sein

Die Prävalenz von Parodontitis ist bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) erhöht und parodontopathische Bakterien können Proteine citrullinieren. Parodontitis könnte daher ein Auslöser von RA sein und ein Ziel für die Prävention.Analoges ist bereits für kardiovaskuläre Erkrankungen gut dokumentiert: Menschen mit Parodontose weisen ein zwei- bis dreimal höheres Risiko für Myokardinfarkte, Schlaganfälle oder andere schwerwiegende kardiovaskuläres Ereignisse auf.Der Verbesserung der Mundgesundheit (etwa durch Reduktion des Konsums von Zucker und Stärke, um nur einen Punkt zu nennen) sollte daher mehr Aufmerksamkeit gelten.
 

Quellen:
  1. Brewer, R. C. et al. Oral mucosal breaks trigger anti-citrullinated bacterial and human protein antibody responses in rheumatoid arthritis. Science Translational Medicine 15, eabq8476 (2023).
  2. Reichert, S. et al. Association of levels of antibodies against citrullinated cyclic peptides and citrullinated α-enolase in chronic and aggressive periodontitis as a risk factor of Rheumatoid arthritis: a case control study. Journal of Translational Medicine 13, 283 (2015).
  3. Citrullinierung und Autoimmunität. Biomol GmbH - Life Science Shop https://www.biomol.com/de/ressourcen/biomol-blog/citrullinierung-und-autoimmunitaet.
  4. Mankia, K. et al. Prevalence of Periodontal Disease and Periodontopathic Bacteria in Anti–Cyclic Citrullinated Protein Antibody–Positive At-Risk Adults Without Arthritis. JAMA Network Open 2, e195394 (2019).
  5. Gum disease and heart disease: The common thread. Harvard Health https://www.health.harvard.edu/heart-health/gum-disease-and-heart-disease-the-common-thread (2018).

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